Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Trost hätten sein sollen, waren zu etwas geworden, wovor er sich hüten musste. Wie konnte Nicci nur so grausam sein?
    Warum hatten sie nicht mit ihm darüber gesprochen? Über die Kinder, den Garten … über alles? An Mona war generell nichts auszusetzen. Nur, dass sie nicht sein Typ war. Diese Mischung aus Reiselust, Yoga und Kräutertee gepaart mit einem Schuss plumper Direktheit, die sie aus Australien mitgebracht hatte, war ihm unangenehm.
    Diese ganze New-Age-Attitüde war nur aufgesetzt. Anders konnte es gar nicht sein. Sonst hätte sich Mona nie auf diesen verheirateten Kerl eingelassen, mit dem sie damals ein Verhältnis gehabt hatte.
    Angestrengt überlegte David, wie dieser Typ geheißen hatte. Bis er das Starbucks erreicht, einen Kaffee geordert und einen abseits vom Trubel gelegenen Tisch gefunden hatte, war ihm der Name immer noch nicht eingefallen, was ihn maßlos – und völlig unverhältnismäßig – ärgerte. »Ablenkungsstrategie«, hätte Nicci gesagt, aber sie hatte leicht reden. Es hatte eine Zeit gegeben, da war jedes zweite Wort, das Nicci von sich gab, dieser Name gewesen. Sie hasste diesen Mann sogar noch mehr als Monas Ex Greg, und obwohl sie ihm nie begegnet war (»das möchte ich auch nicht«), sagte sie kein einziges gutes Wort über ihn.
    In Wahrheit war David mit Mona nie wirklich warm geworden. Weder früher an der Uni noch jetzt. Sie wirkte immer ein wenig abwesend, so als würde sie permanent etwas verbergen.
    David schob den Gedanken an Mona beiseite und warf einen Blick durch das Starbucks mit seiner üblichen bunten Mischung aus Studenten, Touristen und Büroangestellten. »Sie werden mich nicht erkennen«, hatte er zu Niccis Mut ter gesagt. »Wie auch? Ich bin ein durchschnittlich aussehen der, durchschnittlich großer, durchschnittlich gebauter Typ am falschen Ende der dreißig, mit schlecht geschnittenen braunen Haaren und Jeans. Ich werde genauso aussehen wie alle Männer hier.«
    Ja, das traf es. Er hatte es gerade noch geschafft, nicht laut auszusprechen, was er dachte: dass er beim besten Willen nicht verstand, was Nicci in ihm gesehen hatte. »Aber wenn Sie Nicci auch nur im Entferntesten ähnlich sehen, werde ich Sie erkennen.«
    Sie war klein. Unscheinbar auf den ersten Blick. Unter ihrer offenen beigefarbenen Regenjacke blitzte ein dunkelblauer Pullover hervor, und sie hielt ihre braune Lederhandtasche schützend vor den Körper gepresst. Er bemerkte sie dennoch, sobald die Tür aufging und eine neue Welle an Mittagsgästen hereinschwappte. Sie war nicht so, wie er erwartet hatte. Und trotzdem war sie es.
    Aber sie war nicht Nicci.
    Es war nicht so, wie er auf eine melodramatische Art gehofft – und gefürchtet – hatte: dass er einer Nicci begegnete, die er niemals sehen würde. Einer Nicci, die ihren sechzigsten Geburtstag hinter sich hatte. Diese Frau war anders: Nicci, gefiltert durch die verkleinernden und immer matter werdenden Spiegel eines Spiegelkabinetts. Farbloser als ihre Tochter; das Gesicht verhärmt, ihr Alter in jeder Falte eingegraben. Das Resultat eines eher freudlosen Lebens. Ihr graues Haar war kurz geschnitten, ihre Gesichtszüge waren fein und scharf, was durch die Falten betont wurde. Alles in allem war sie eher interessant als attraktiv.
    Eine Empfangsdame in Davids Büro hatte einmal erzählt, sie habe nach dem ersten Blick auf ihr neu geborenes Baby entsetzt geschrien: »O Gott, ich habe meinen Dad zur Welt gebracht!« Damals hatte David die Geschichte abstoßend gefunden, doch jetzt verstand er genau, was die Frau gemeint hatte. Niccis Mutter sah aus wie Harrie und Charlie in den Stunden nach ihrer Geburt: schrumpelige Versionen von Nicci. Er hatte es damals natürlich nicht gewusst, doch einige Tage lang hatten sie Niccis Mutter unheimlich ähnlich gesehen.
    Scharfe graue Augen durchkämmten den Raum, und ihr Blick blieb an ihm hängen. Nicht unbedingt überraschend. Er hatte sie so intensiv angestarrt, dass sie ihn, auch wenn sie nicht wusste, nach wem sie suchte, unmöglich hatte übersehen können. Ein unbestimmbarer Ausdruck huschte über das wettergegerbte Gesicht. Kein Lächeln, kein Erkennen; vielleicht Erleichterung.
    Zum ersten Mal überfiel David helle Panik. Was machte er hier? Wenn er auch nicht unbedingt mit dem Teufel dinierte, so würde er dennoch Kaffee mit einer Person trinken, die Nicci so verhasst gewesen war, dass man sie nicht einmal erwähnen durfte.
    Aber was hätte er tun sollen? Seine Telefonnummer ändern

Weitere Kostenlose Bücher