Die besten Freunde meines Lebens - Roman
war, hätte sie ihr niemals diesen bescheuerten Brief geschrieben. Doch das ließ sich nicht mehr ändern. Mona war auf sich allein gestellt. Wie sie, seit Greg sie verlassen hatte, immer auf sich allein gestellt gewesen war.
Mona musterte den ihr gegenüberstehenden jungen Mann, der mit hoffnungsvoll glänzenden Augen auf ihre Antwort wartete. Nein, sie konnte, wollte nicht tauschen. Doch sie konnte ihm auch nicht den Grund dafür nennen.
Sie nahm ihre Lesebrille vom Tisch und schob sie auf die Nasenspitze, da sie glaubte, mit Brille respekteinflößender zu wirken. »Tut mir leid, Caleb«, sagte sie. »Ich würde es machen, aber ich habe leider etwas vor.«
Den Rest seiner Schicht ging Caleb Mona aus dem Weg. Und Mona hatte das Gefühl, dass auch die anderen sie verständnislos musterten. Wiewohl Mona kaum Zeit hatte, sich darüber Gedanken zu machen. Im The Green Table herrschte so viel Betrieb, dass niemand Mittagspause machen, geschweige denn herumsitzen und plaudern konnte. Selbst Mona, die inzwischen nur noch selten bediente, eilte geschäftig mit den anderen herum. Ihre Schicht sollte um sechs Uhr enden, doch es dauerte bis kurz vor acht, bis sie die Einnahmen zusammengerechnet und in den Safe gesperrt hatte.
Sie holte sich aus dem Büro ihren Mantel und die Handtasche, packte fürs Abendessen eine übrig gebliebene halbe Quiche in eine braune Papiertüte und checkte ihr Handy. Es gab zwei Nachrichten. Die erste hatte Dan vor einer Stunde gesendet: Hab Pizza bestellt. Für mich Fleisch, für dich Veg. OK? ;–)
Also war die Quiche überflüssig.
Die zweite Nachricht war wenige Minuten nach sechs eingegangen. Pünktlich zum Feierabend, wenn sie denn jemals pünktlich hier herauskäme.
Sorry, M. Klappt nicht. T fährt nicht. Ruf dich Mon an. N.
Mona las die Nachricht mehrmals. Begann schon eine Antwort einzutippen, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie war nicht überrascht, nur enttäuscht. Enttäuscht und voller Panik beim Gedanken an das lange, einsame Wochenende, das nun vor ihr lag. Selbst Dan war beschäftigt.
Dan war seit Neuestem ständig unterwegs. Im Vergleich mit seinem Terminkalender war der ihre absolut beschämend. Sie hatte sogar den Yoga-Unterricht abgesagt, den sie an ihren freien Samstagen normalerweise hielt.
Für Neil.
Mona bemühte sich immer, nicht in einer Folge an Nicci und Neil zu denken. Doch jetzt konnte sie nicht anders. Was würde Nicci sagen? »Du Trottel«, murmelte Mona, wäh rend sie um den improvisierten Schreibtisch herumging, die Schublade öffnete und ein gelbes Fläschchen Bachblüten-Notfallmedizin herausholte. »Du Volltrottel.«
Doch plötzlich hielt Mona inne. Nein, das hätte Nicci nicht gesagt. Sie hätte es gesagt, wenn sie noch leben würde. Doch Mona wurde das Gefühl nicht los, dass Nicci jetzt etwas anderes sagen würde. Sie würde ihr einen beredten Blick zuwerfen – wissend und gleichzeitig genervt –, und ihre Miene würde ausdrücken: »Das war mir so was von klar. Ich habe es mir nur nicht anmerken lassen.«
Erschrocken zuckte Mona zusammen. Sei nicht albern, sagte sie sich. Nicci konnte unmöglich gewusst haben …
Sie schüttelte den Gedanken ab sowie all die anderen Dinge, die sie Neil hatte erzählen wollen, und machte sich auf die Suche nach Caleb. Vielleicht erwischte sie ihn noch, um die Samstagsschicht mit ihm zu tauschen.
22. Kapitel
Was für ein Saustall.
Seufzend betrachtete David das vollgestopfte metallene Aktenschränkchen. Er konnte kaum glauben, dass dieses grauenhafte Durcheinander Niccis persönliche Unterlagen sein sollten. Kein Wunder, dass sie so abhängig von Jo gewesen war. Es war das reinste Chaos. Ablage war wirklich der falsche Begriff für den wilden Wust an Papierkram, den er da vor sich hatte.
Er hatte Niccis Unterlagen vorher noch nie durchgesehen und verspürte auch jetzt kein Verlangen danach. Jo war für die Firmenunterlagen zuständig. Die Haushaltsausgaben gingen von einem gemeinsamen Konto ab, dessen Führung Nicci David überlassen hatte – besser gesagt, hatte sie ihn angefleht, das zu übernehmen. Rechnen war nie ihre Stärke gewesen, nicht einmal mit einem Taschenrechner.
Offen gestanden hatte er die Existenz dieses Kontos völlig vergessen, bis sein Anwalt ihm sagte, er müsse es für die Erteilung des Erbscheins auflösen. Danach könnte der Betrag auf sein eigenes Konto überwiesen werden. Oder er könnte damit ein neues Konto für Charlie und Harrie eröffnen.
David trug das rote
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