Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Bankauszügen zu. Selbst nach sechzehn Jahren an Niccis Seite fühlte es sich falsch an, in ihren persönlichen Unterlagen zu wühlen. Wie schnüffeln. Hätte sie gewollt, dass er über alles Bescheid wusste, hätte sie ihm das gesagt. Und etwas Wichtiges hätte sie ihm sowieso nicht verheimlicht. Oder doch?
    Hätte man ihm diese Frage letztes Jahr gestellt, hätte David sie entschieden verneint. Er hätte beim Leben seiner kostbaren Töchter geschworen, dass er Nicci in- und auswendig kannte. Dass sie keine Geheimnisse vor ihm hatte. Doch das war, bevor er den Telefonhörer abgenommen und ihre Mutter am anderen Ende der Leitung hatte. Nun war er sich dessen nicht mehr so sicher.
    Er nahm eine Handvoll Bankauszüge, die über zehn Jahre umfassten, und überflog die Zahlenkolonnen. Zunächst dachte er, es sei ein Sparkonto, doch nach genauerer Überprüfung stellte sich dies als Irrtum heraus. Das Plus ging nie über ein paar Hundert Pfund hinaus. Und genau derselbe Betrag wurde abgebucht. Bis auf einige größere Summen, die immer mit seinem Geburtstag oder Weihnachten korrespondierten, bestanden die Posten lediglich aus einigen wenigen Daueraufträgen und Überweisungsaufträgen, die zu verschiedenen Zeiten des Monats abgebucht wurden.
    Da waren jeweils fünfundzwanzig Pfund an die NSPCC , an Oxfam und an War Child. Und hundert Pfund am Fünfzehnten jedes Monats an eine Organisation namens Safe Shelters. Safe Shelters? David hatte noch nie davon gehört. Vermutlich eine Einrichtung für Obdachlose, dachte er. Vielmehr für obdachlose Kinder, wenn man Niccis Auswahl an Wohltätigkeitsorganisationen betrachtete. Doch warum die höhere Summe? Gut, sie konnten sich das leisten. Dennoch verstand er nicht, warum Nicci dafür viermal so viel wie für die anderen Einrichtungen gespendet hatte.
    Um sich Klarheit zu verschaffen, sah David auch die restlichen Kontoauszüge durch, die völlig ungeordnet waren: 2000, 2002, 1997, 2003, 2009, 2007.
    Im Jahr 1997 hatte Safe Shelters fünfzehn Pfund im Monat erhalten. Das stieg 2000 auf fünfundzwanzig Pfund an. Zwei Jahre später erhöhte Nicci den Betrag auf fünfzig Pfund. Und 2006, dem Jahr, in dem Charlie und Harrie geboren wurden, waren es dann hundert Pfund.
    Hatte sie aus Dankbarkeit für die beiden die Summe verdoppelt?
    Plötzlich dämmerte es ihm. Er hatte diesen Namen schon einmal gesehen, und zwar heute. Bei den Briefen. Tatsächlich fand er den Brief in dem Stapel, der zum Schreddern bestimmt war. Danke für Ihre immerwährende Unterstützung .
    Es war ein Standardbrief, ein Formschreiben, das an alle Spender verschickt wurde. Doch es war die Zeile unter dem Logo, die seinen Herzschlag ins Rasen brachte.
    Zum Schutz von Familien vor häuslicher Gewalt .
    David setzte sich auf die Fersen zurück, schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Nicci, Nicci, Nicci, dachte er. Warum hast du mir das nicht erzählt?
    Eine rasche Google-Recherche bestätigte ihm, was er, wie ihm jetzt bewusst wurde, schon seit dem Treffen mit Niccis Mutter irgendwo im Hinterkopf gehabt hatte. Safe Shelters war eine wohltätige Einrichtung gegen häusliche Gewalt, die ihren Stützpunkt in Südlondon hatte. Die Organisation, die Nicci und ihre Mutter aufgenommen hatte, als sie von zu Hause geflohen waren. Die Organisation, die Nicci geholfen hatte, sich zu der Frau zu entwickeln, die sie später war.
    Nicci mochte zwar nie wieder mit ihrer Mutter gesprochen haben, aber sie hatte nicht vergessen. Sobald es ihre Finanzen erlaubten, hatte sie sich bei der Einrichtung erkenntlich gezeigt und dies bis zu ihrem Tod fortgesetzt.
    Die Zigaretten, die er gekauft hatte, als bei Nicci Krebs diagnostiziert wurde, und die er einen Monat lang versucht hatte, nicht zu rauchen, befanden sich, halbherzig vor ihm selbst versteckt, in der Küche in der hintersten Ecke der Krimskramsschublade. Er zog eine Marlboro aus der Schach tel, schaltete eine Platte des Gasherds an, wartete, bis sie mit einem Zischen aufflammte, und zündete die Zigarette daran an.
    Er holte sich eine Flasche Becks aus dem Kühlschrank, schnappte sich sein Handy und ging in den Garten hinaus. Jetzt war er froh, dass Lizzie nicht da war. Rein instinktiv wäre er am liebsten in Niccis Schuppen gegangen, um dort nachzudenken, wo sie nachgedacht hatte. Doch es war nicht mehr Niccis Schuppen. Er gehörte jetzt Lizzie. Also setzte er sich stattdessen an den Rand der Terrasse und grub die Absätze ins Gras. Es hätte längst gemäht

Weitere Kostenlose Bücher