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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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erwähnt. Sie hat nur erzählt, ihr Dad habe sie schon als Baby verlassen, und Sie beide hätten sich dann später zerstritten, als Nicci ein Teenager war.«
    Düster nickte Lynda. »Beides ist absolut richtig.«
    »Nicci hat nur dieses eine Mal darüber gesprochen. Wir waren alle etwas beschwipst. Doch sie ist nie wieder darauf zurückgekommen. Thema beendet. Im Nachhinein wird mir klar, dass Nicci jedem Gespräch über irgendwelchen Kindheitskram entschieden aus dem Weg gegangen ist. Nachdem sie gestorben war, haben wir häufig darüber gesprochen und versucht, unsere Erinnerungen zu bündeln, um herauszufinden, ob wir etwas Wichtiges übersehen haben. Einen Hinweis, wenn Sie so wollen. Am Ende sind wir zu dem einzig möglichen Schluss gelangt: Nicci hat uns nie etwas über Sie, ihren Vater und ihre Kindheit erzählt, weil sie das nicht wollte. Punkt.«
    »Und das haben Sie einfach so akzeptiert?«
    Lizzie war empört. »Sie war meine beste Freundin«, sagte sie, sich ihres scharfen Tons bewusst, doch das war ihr egal. »Meine Familie. Nicci wollte nicht darüber reden, und ich wollte sie nicht unglücklich machen. Wenn man Menschen liebt, ist man nachsichtig mit ihnen – zumindest ist das meine Erfahrung.«
    Die Frau errötete, ob aus Scham oder Verletztheit wusste Lizzie nicht zu sagen, doch sie war jetzt in Fahrt gekommen und nicht gewillt, auf die Gefühle einer ihr völlig fremden Person Rücksicht zu nehmen.
    »Und jetzt sitzen Sie hier, in Niccis Schuppen, ihrem privaten kleinen Reich, und erzählen mir, Sie hätten mit David gesprochen oder von mir aus Kaffee getrunken. Sie werden verstehen, dass ich erst einmal verdauen muss, dass David uns eine so bedeutsame Sache verschwiegen hat.«
    Die andere Möglichkeit – dass David es Jo und Mona erzählt hatte, aber nicht ihr – war zu schrecklich, um sie überhaupt in Erwägung zu ziehen.
    Lynda beobachtete sie ruhig, unterbrach sie kein einziges Mal.
    »So«, sagte Lizzie bestimmt. »Jetzt sind Sie an der Reihe. Ich will alles erfahren. Alles, was vorgefallen ist. Warum Sie sich mit Nicci entzweit haben. Warum Sie sich nie die Mühe gemacht haben, Nicci zu besuchen – Ihre eigene Tochter. Wie Sie David gefunden haben. Warum Sie jetzt hier sitzen.« Von Zorn übermannt, hielt Lizzie inne, um sich einen Moment zu sammeln. »Erklären Sie es mir.«
    Die Frau nickte. »Gut. Aber nur, weil ich es möchte, und nicht, weil ich Ihnen irgendetwas schuldig bin. Ich bin niemandem etwas schuldig.« Sie stockte und starrte in ihre Tasse. Der Kalk aus dem Teekessel bildete einen weißlichen Film auf dem Tee. »Außer Nicci. Und dafür ist es zu spät. Weil ich es bei Nicci nicht wiedergutmachen kann, will ich es bei anderen wiedergutmachen. Meinen Enkeltöchtern.«
    » Lizzie? Wo bist du? Bist du noch da?«
    David war schon auf halbem Weg in den Schuppen, ehe Lizzie merkte, dass er zurück war. Sie war so vertieft gewesen, dass sie sein Kommen gar nicht gehört hatte. Sie wechselte einen Blick mit Lynda, öffnete die Schuppentür und winkte David zu.
    »Hier drinnen«, rief sie. »Wir sind im Schuppen.«
    David lächelte. »Die Blumenkübel sehen toll aus. Danke. Eigentlich bin ich ja …« Abrupt blieb er in der Tür stehen und starrte die beiden Frauen an, während Lizzies Worte etwas verspätet bei ihm ankamen. »Wir? Ach!«
    »Du hast Besuch«, sagte Lizzie.
    »Das sehe ich.«
    »Tja, dann werde ich mich mal lieber verdünnisieren.«
    »Nicht nötig.« David umfasste ihren Arm, um sie am Gehen zu hindern. Bei seiner Berührung überlief Lizzie eine Gänsehaut. »Wozu? Es gibt hier keine Geheimnisse. Nicht mehr.«
    »Verzeihen Sie, dass ich mich Ihnen aufdränge …« Als Niccis Mutter am Küchentisch saß, wirkte sie plötzlich nervös.
    Lizzie wusste, sie sollte sich losreißen und gehen.
    »Aber was blieb mir anderes übrig?«
    Sie sollte Niccis Mann und diese Schwiegermutter, von deren Existenz niemand gewusst hatte, sich selbst überlassen. Damit sie sich in Ruhe aussprechen konnten. Oder was auch immer. Aber Lizzie brachte es nicht über sich zu gehen. Sie musste wissen, was da gespielt wurde, musste erfahren, was es mit Niccis Vergangenheit auf sich hatte. Um sich diesen Teil von Nicci anzueignen, der ihr immer vorenthalten worden war.
    »Sie haben mir keine andere Wahl gelassen«, fuhr Lynda fort. »Sie sagten, Sie würden mich anrufen, haben das aber nicht getan.«
    »Ich brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten.«
    »Ich habe nach Ihren Regeln gespielt.

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