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oder persönliche Eigentümlichkeiten. Die Maschine bediente sich nur noch der phonetischen Sprechmuster des toten Mannes.
»Eine Analyse des zurückgegebenen Produktes«, erklärte sie, »erbrachte keine Hinweise auf fremde Stoffe oder auf Abweichungen von den normalen Werten. Das Produkt erfüllt die allgemeingültigen Qualitätsanforderungen des Verbundnetzes. Die Rückgabe erfolgte daher aus einem Grund, der mit der Produktqualitat nichts zu tun hatte; es wurden Ansprüche geltend gemacht, die von den üblichen Standardwerten abwichen.«
»Das ist richtig«, stimmte O’Neill zu. Sorgfältig wagte er seine Worte ab und fuhr fort: »Wir stellten fest, daß die Milch minderwertig war. Wir können sie nicht gebrauchen. Wir verlangen eine sorgfältigere Produktion.«
Die Maschine antwortete sofort. »Die semantische Bedeutung des Begriffes ›pizzeliert‹ ist dem Verbundnetz unbekannt. Der Begriff ist in dem gespeicherten Vokabular nicht aufgeführt. Ist es Ihnen möglich, die Beschwerde über die Milch so zu präzisieren, daß Sie uns eine Liste der spezifischen Elemente übergeben können, die fehlen oder vorhanden sind?«
»Nein«, wehrte O’Neill ab; das Spiel, das er spielte, war kompliziert und gefährlich. »›Pizzelieren‹ ist ein allgemeiner Begriff. Er kann nicht auf chemische Bestandteile reduziert werden.«
»Was bedeutet ›pizzelieren‹?« fragte die Maschine. »Können Sie den Begriff nicht in alternativen semantischen Symbolen ausdrücken?«
O’Neill zögerte. Der Vertreter mußte von seiner begrenzten Untersuchung abgebracht und vorsichtig in Richtung des Hauptproblems gelenkt werden – des Problems, wie das Verbundnetz der Autofacs abgeschaltet werden konnte. Wenn es ihm gelang, an irgendeinem Punkt einzuhaken und eine theoretische Diskussion in Gang zu bringen…
»Pizzeliert«, erklärte er, »beschreibt den Zustand eines Produktes, das ohne tatsächlichen Bedarf produziert wird. Der Begriff wird immer dann benutzt, wenn Objekte aus dem einfachen Grunde zurückgegeben werden, weil sie nicht mehr benötigt werden.«
»Die Analyse des Verbundnetzes«, erwiderte der Vertreter, »beweist, daß in diesem Gebiet ein Bedarf an hochwertigen, pasteurisierten Milchprodukten besteht. Es existiert keine alternative Bezugsquelle; das Verbundnetz kontrolliert alle Produktionsstätten, die das erwähnte Säugetierprodukt auf synthetischem Wege herstellen -« Er fügte hinzu: »Die auf den Datenbändern gespeicherten Originalinstruktionen bezeichnen Milch als ein menschliches Grundnahrungsmittel.«
O’Neill war überlistet worden; die Maschine lenkte die Diskussion wieder auf das ursprüngliche Problem. »Wir haben entschieden«, sagte er verzweifelt, »daß wir keine Milch mehr haben wollen. Wir ziehen es vor, ohne sie auszukommen, zumindest so lange, bis wir Kühe gefunden haben.«
»Das widerspricht den Daten des Verbundnetzes«, wandte der Vertreter der Autofac ein. »Es gibt keine Kühe mehr. Alle Milch wird synthetisch hergestellt.«
»Dann werden wir sie eben selbst synthetisch herstellen«, mischte sich Morrison ungeduldig ein. »Warum sollten wir die Produktion nicht selbst übernehmen? Mein Gott, wir sind doch keine Kinder! Wir können allein über unser Leben bestimmen!«
Der Autofac-Vertreter näherte sich der Tür. »Solange Ihre Gemeinde keine anderen Quellen entdeckt, aus denen sie sich mit Milch versorgen kann, wird das Verbundnetz fortfahren, sie mit Milch zu beliefern. Sämtliche analytischen und statistischen Einrichtungen werden in diesem Gebiet verbleiben und weiterhin die üblichen Stichproben vornehmen.«
»Wie sollen wir denn andere Bezugsquellen entwicklen?« rief Perine aufgebracht. »Ihr verfügt doch über alle Einrichtungen! Ihr habt doch alles an euch gerissen!« Er eilte der Maschine hinterher. »Du hast behauptet, daß wir nicht in der Lage sind, alles in die eigenen Hände zu nehmen – du hast behauptet, wir sind dazu nicht fähig. Woher willst du das wissen? Man gibt uns ja nicht einmal eine Chance! Man hat uns nie eine Chance gegeben!«
O’Neill war wie versteinert. Die Maschine verließ sie wieder; ihr dumpfer, geradlinig arbeitender Verstand hatte über sie triumphiert.
»Hör doch zu«, stieß er heiser hervor und stellte sich ihr in den Weg. »Wir wollen, daß ihr euch abschaltet, verstehst du? Wir wollen die Anlage übernehmen und selbst leiten. Der Krieg ist vorbei. Verdammt noch mal, ihr werdet nicht mehr gebraucht!«
Der Autofac-Vertreter
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