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Die Bestie im Menschen

Die Bestie im Menschen

Titel: Die Bestie im Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Schmeicheleien regten ihn fürchterlich auf, schon streckte er die Finger aus, um Séverine zu würgen, als diese dem Zuge der Gewohnheit folgend, sich umwandte und die Lampe auslöschte. Nun umarmte er sie, sie gingen zu Bett. Diese Nacht wurde zur glühendsten Liebesnacht, zur schönsten, zur einzigen, in der sie völlig in einander aufgingen und verschwanden. Vom Glück wie gebrochen, so ohnmächtig, daß sie ihre Körper nicht mehr fühlten, blieben sie schlaflos in enger Umschlingung liegen. Und wie in jener Nacht des Geständnisses im Zimmer der Mutter Victoire, hörte er ihr wieder schweigend zu, während sie, den Mund an seinem Ohrihm leise endlose Dinge zuflüsterte. Vielleicht hatte sie, ehe sie die Lampe auslöschte, den Tod über ihren Nacken streifen gefühlt. Bisher hatte sie, trotzdem der Mord drohend über ihr hing, lächelnd und ohne Argwohn in den Armen des Geliebten geruht. Jetzt aber war ein leiser, kalter Schauder zurückgeblieben und diese unerklärliche Furcht drängte sie eng an die Brust des Mannes, als suchte sie dort Schutz. Ihr leiser Athem war wie ein Geschenk ihrer ganzen Person selbst.
    »O mein Schatz, wenn Du gewollt hättest, so wären wir dort drüben so glücklich geworden! … Nein, nein, ich bitte Dich nicht mehr jetzt das zu thun, was Du nicht thun konntest; ich bedaure nur um unsern schönen Traum! … Ich habe mich eben so gefürchtet. Ich weiß nicht, mir scheint irgend etwas zu drohen. Das ist zweifellos kindisch, jeden Augenblick vermuthe ich Jemand hinter mir, der mich niederstechen will … Ich habe Niemand weiter als Dich, mein Schatz, zu meiner Verteidigung. All meine Freude hängt von Dir ab, Du allein fesselst mich nur noch an’s Leben.«
    Ohne zu antworten drückte er sie noch mehr an sich und durch diesen Druck wollte er seine Rührung, sein Verlangen aussprechen, gut zu ihr zu sein, die heiße Liebe, die noch nicht in ihm erstorben war. Und dabei hatte er sie an demselben Abend tödten wollen! Wenn sie sich nicht umgedreht hätte, um die Lampe auszulöschen, so würde er sie unfehlbar erwürgt haben. Er zweifelte daran, noch jemals zu gesunden, die Krisen würden je nach den zufälligen Umständen immer wiederkommen, ohne daß er sich davon würde befreien und die Ursachen ergründen können. Warum nur dieses Verlangen gerade an diesem Abend, wo er sie so treu und vertrauend gefunden hatte und ihre Leidenschaft so gewachsen sah? Trat dieses Verlangen immer stärker hervor, je heißer sie ihn liebte und er sie begehrte? Verlangte der Egoismus des Mannes in seinem schrecklichen finsteren Walten ihre Zerstörung? Wollte er sie todt sehen wie die Erde?
    »O, mein Schatz,« fuhr sie mit einschmeichelndem Athem fort, »o noch viele solche Nächte wie diese, endlose Nächte, in denen wir wie heute nur ein einziges Wesen sind … Wir wollen dieses Haus verkaufen, das Geld nehmen und nach Amerika zu Deinem Freunde reisen, der uns noch immer erwartet … Jeden Abend, ehe ich einschlafe, male ich mirunser künftiges Leben dort drüben aus … Dann wird jeder Abend dem heutigen gleichen, wir werden stets Arm in Arm schlafen … Aber Du kannst nicht, ich weiß es. Ich spreche davon, nicht um Dich zu ärgern, sondern weil es mir, ganz gegen meinen Willen, so aus dem Herzen kommt.«
    Der jähe Entschluß, der schon so oft in ihm gereift war, bemächtigte sich wieder Jacques’: er wollte Roubaud tödten, um sie nicht tödten zu müssen. Diesmal glaubte er, genau, so wie früher, daß sein Wille nicht wanke.
    »Ich habe es nicht gekonnt,« sagte er leise, »aber ich werde es können. Habe ich es Dir nicht versprochen?«
    Sie protestirte schwach.
    »Nein, verspreche nichts, ich bitte Dich darum … Wir sind nachher wieder krank, wenn uns der Muth gefehlt hat … Und dann, es ist zu gräßlich, nein, nein, es soll nicht sein.«
    »Und doch muß es sein, wenn Du es schon wissen willst. Ich werde schon die Kraft finden … Ich wollte schon längst mit Dir darüber sprechen und jetzt können wir es, da wir hier allein und ruhig liegen, so daß wir nicht einmal die Farbe unserer Worte sehen können.«
    Sie athmete tief auf und ließ ihm den Willen, ihr Herz schlug so heftig, daß er es an das seine schlagen zu fühlen glaubte.
    »O mein Gott, wie sehr wünschte ich, daß es nicht zu geschehen brauchte … Jetzt, nun es Ernst wird, möchte ich am liebsten nicht mehr leben.«
    Sie schwiegen Beide unter dem schweren Gewicht ihrer Entschließung. Sie fühlten um sich die trostlose Oede

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