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Die Bestie im Menschen

Die Bestie im Menschen

Titel: Die Bestie im Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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erinnerte sich ihrer sehr wohl, es war die Uhr, die er in ein Taschentuch geknüpft gefunden hatte, welches er unter einem Kopfkissen hervorzog und mit nach Hause nahm. Dort war sie geblieben, weil er nicht wußte, wie er es anstellen sollte, um ihr die Uhr zurückzugeben. Aber wozu alles das erzählen? Er hätte auch die anderen Diebstähle eingestehen müssen, das Fortstehlen dieses Leinens, das so schön roch und dessen er sich schämte. Man glaubte ihm ja doch nichts. Er selbst verstand schon fast nichts mehr, in seinem beschränkten Schädel ging schon so wie so alles drunter und drüber, es kam ihm alles wie ein böser Traum vor. Selbst der Anklage, der Mörder zu sein, begegnete er schon ruhiger. Er wiederholte auf jede Frage, daß er von nichts wisse. Er wisse nicht, wie die Handschuhe und Taschentücher, nicht wie die Uhr dorthin gekommen sei. Man mache ihn mit Gewalt dumm. Nun gut, so solle man ihn in Ruhe lassen und ihm lieber gleich den Kopf abhauen.
    Am nächsten Tage ließ Herr Denizet Roubaud verhaften. Kraft seiner Allmacht hatte er in einer Minute der Erleuchtung den Verhaftsbefehl erlassen. Er vertraute nur dem Genius seiner Weitsichtigkeit, denn er hatte noch kein genügendes Material gegen den Unter-Inspector beisammen. Trotzdem verschiedene Punkte noch sehr dunkel waren, witterte er in diesem Manne die Hauptursache, die Quelle beider Verbrechen. Und er triumphirte gleich darauf, als ihm die vor dem Notar Colin in Havre acht Tage nach der Besitzergreifung von la Croix-de-Maufras abgeschlossene Testirung zu Gunsten des überlebenden Theiles in die Hände fiel. Nun ergänzte sich die ganze Geschichte in seinem Gehirn in so folgerichtiger Gewißheit und so packender Ueberzeugung, daß die nackte Wahrheit selbst phantastischer und unbegründeter ausgeschaut hätte, als dieses unzerstörbare Gebäude seiner Anklage. Roubaud war ein Feigling, der zu wiederholten Malen nicht selbst zu morden gewagt und sich des Armes diesesCabuche, dieser tückischen Bestie bedient hatte. Das erste Mal konnte er es nicht erwarten, den Präsidenten Grandmorin zu beerben, dessen Testament er kannte. Er wußte auch, welchen Haß der Kärrner gegen diesen hegte, deshalb hatte er diesen in Rouen in das Koupee gedrängt und ihm das Messer in die Hand gedrückt. Beide Genossen würden sich nach Theilung der zehntausend Franken gewiß nie wieder gesehen haben, wenn nicht der eine Mord einen zweiten erzeugt hätte. Das war der so viel bewunderte Trick krimineller Psychologie des Richters. Er behauptete jetzt, er hätte nie aufgehört Cabuche zu überwachen, denn es sei von je seine Ueberzeugung gewesen, daß der erste Mord mathematisch genau einen zweiten herbeiführen würde. Nach achtzehn Monaten war dieser Fall eingetreten. Das eheliche Leben der Roubaud ging in die Brüche, der Mann hatte die fünftausend Franken verspielt, die Frau sich einen Geliebten genommen, um sich zu zerstreuen. Wahrscheinlich hatte sie sich geweigert, la Croix-de-Maufras zu verkaufen, aus Furcht, daß er auch dieses Geld klein machen würde, vielleicht hatte sie ihm auch bei ihren ewigen Zänkereien damit gedroht, ihn dem Gericht anzuzeigen. Jedenfalls waren zahlreiche Zeugnisse für die völlige Uneinigkeit der beiden Gatten vorhanden. Und da endlich vollzog sich die Consequenz des ersten Verbrechens: Cabuche tauchte mit seinen brutalen Gelüsten wieder auf, der Mann drückte ihm abermals im Dunkel das Messer in die Hand, um in den ungeschmälerten Besitz dieses verwünschten Hauses zu gelangen, dem schon ein Menschenleben zum Opfer gefallen war. Zu dieser Wahrheit stimmte alles: die bei dem Kärrner entdeckte Uhr und vor allem der bei beiden Opfern gleichmäßig, von derselben Hand, mit derselben Waffe, diesem in dem Zimmer gefundenen Messer geführte Stoß. Ueber letzteren Punkt konnte sich die Anklage noch nicht ganz bestimmt äußern, weil die Wunde des Präsidenten von einer kleineren, schärfer schneidenden Klinge herbeigeführt zu sein schien.
    Roubaud antwortete in seiner jetzt üblichen schläfrigen Manier mit ja und nein. Er schien von seiner Verhaftung gar nicht überrascht zu sein, in der langsamen Auflösung seines ganzen Wesens war ihm alles gleichgiltig. Um ihn zum Sprechen zu bewegen, hatte man ihm einen beständigenWärter gegeben, mit welchem er von Morgens bis Abends Karten spielte. Er befand sich im Uebrigen wohlauf. Er war von der Schuld Cabuches fest überzeugt, nur dieser konnte der Thäter sein. Als man ihn über Jacques

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