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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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schon am Vortag eingetreten sein muss, wenn nicht noch früher.«
    Mit anderen Worten, die französischen Touristen konnten nur in der Samstagnacht ermordet worden sein.
    »Verstehst du, was das bedeutet?«, fragte Mario.
    »Es bedeutet, dass die Zeugen, die sich selbst belastet haben, verdammte Lügner sind – weil sie alle behauptet haben, beim Doppelmord in der Sonntagnacht dabei gewesen zu sein!«
    »Und Lorenzo Nesis Aussage, Pacciani sei in der Sonntagnacht in der Nähe des Tatorts gewesen, ist irrelevant! Als wäre das nicht schon genug, hatte Pacciani obendrein ein Alibi für Samstagnacht – die wahre Mordnacht. Er war nachweislich auf einem Volksfest!«
    Diese Fakten waren wirklich absolut entscheidend. Die entomologische Untersuchung bewies schlüssig (als brauchte es dafür weitere Beweise), dass Pacciani und seine angeblichen Komplizen nichts mit den Morden der Bestie von Florenz zu tun gehabt hatten. Daher entzog sie auch der Hypothese vom Satanskult jegliche Grundlage – denn die beruhte ganz und gar auf Paccianis Schuld, Lottis Geständnis und den Aussagen der anderen Algebra-Zeugen. Die waren genau das, was Richter Ferri in seinem Buch behauptet hatte: »primitive, gewohnheitsmäßige Lügner«.
    Dieser neue Beweis, erklärte Spezi, würde die Ermittler zwingen, die Sardinien-Spur wieder aufzunehmen. Irgendwo in den finsteren Tiefen dieses sardischen Clans würden sie die Wahrheit finden und die Bestie entlarven.
    »Das ist unglaublich«, sagte ich. »Diese Sendung wird einen riesigen, prächtigen Aufschrei hervorrufen.«
    Spezi nickte stumm. »Und das ist noch nicht alles.« Er wickelte das Objekt aus, das auf dem Tisch lag. Unter dem Zeitungspapier kam ein seltsam geformter Stein zum Vorschein, in der Form einer abgeschnittenen Pyramide mit glatt polierten Seiten. Er war alt und angeschlagen und wog etwa fünf Pfund.
    »Was ist das?«
    »Glaubt man Hauptkommissar Giuttari, ist das ein okkultes Objekt, das die Kommunikation zwischen dieser Welt und der Hölle ermöglicht. Für alle anderen ist es ein Türstopper. Diesen hier habe ich hinter einer Tür in der Villa Romana in Florenz gesehen, dem Künstlerhaus eines deutschen Kulturvereins. Der Direktor, Joachim Burmeister, ist ein Freund von mir und hat ihn mir geliehen. Er ist beinahe identisch mit dem Stein, der im Campo delle Bartoline gefunden wurde, in der Nähe des Tatorts von neunzehnhunderteinundachtzig. Chi L’ha Visto «, fuhr Spezi fort, »wird dort drehen, am Schauplatz des Doppelmords. Ich werde genau an der Stelle stehen, wo damals der Türstopper gefunden wurde, und diesen hier in die Kamera halten – als Beweis dafür, dass Giuttaris ›okkultes Objekt‹ nichts anderes war als ein Türstopper.«
    »Das wird Giuttari nicht gefallen.«
    Ein kleines, boshaftes Lächeln breitete sich über Spezis Gesicht. »Daran kann ich leider nichts ändern.«

    Die Sendung wurde am 14. Mai 2004 ausgestrahlt. Professor Introna trat auf, präsentierte seine Daten und erklärte die Wissenschaft der forensischen Entomologie. Spezi erschien mit seinem Türstopper aus den Bartoline-Feldern.
    Statt dass es einen herrlichen, riesigen, wunderbaren Aufschrei gab, geschah rein gar nichts. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei zeigten das geringste Interesse. Hauptkommissar Giuttari verwarf pauschal Professor Intronas Analyse. Polizei und Staatsanwaltschaft gaben zu dem Türstopper keinen Kommentar ab. Was die Verurteilung von Lotti und Vanni anging, Paccianis sogenannten Picknick-Freunden, gaben die Behörden nur eine knappe Mitteilung heraus, die italienische Justiz sei in diesen Fällen zu Urteilen gelangt und sehe keinen Grund, diese zu überprüfen. Die Bürokratie im Allgemeinen vermied es sorgfältig, sich zu der Sendung zu äußern. Die Presse ließ sie damit durchkommen. Der Großteil der italienischen Zeitungen ignorierte die Neuigkeit vollkommen. Das war Wissenschaft – keine neue Geschichte über Satanskulte –, und damit verkaufte man keine Zeitungen. Die Suche nach Satanskulten, geheimen Hintermännern, in Gräbern ausgetauschten Leichen, Verschwörungen unter den Mächtigen und dem okkulten Gebrauch von Türstoppern ging ungehindert weiter.
    Spezis Auftritt im Fernsehen schien nur eine deutliche Wirkung zu haben. Offenbar zog er sich damit den unerbittlichen Hass von Hauptkommissar Giuttari zu.

    An unserem letzten Abend in Florenz, ehe wir zurück nach Amerika zogen, trafen wir uns bei Mario und Myriam mit einigen anderen Freunden

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