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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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auf den Kopf gelegt.
    Obwohl die Lichtung sehr sorgfältig abgesucht wurde, förderte die SAM kaum etwas zutage. Das Verbrechen schien beinahe perfekt zu sein.
    Am Dienstag kam ein dicker Brief im Büro der Ermittler an, dessen Adresse aus Buchstaben bestand, die aus einer Zeitung ausgeschnitten worden waren.
DOTT.
DELLA MONICA SILVIA
PROCURA DELLA REPUBLICA [sic]
50 100 FIRENZE

    In dem Umschlag, eingewickelt in Seidenpapier, steckte ein Stück der Brust, die der französischen Touristin abgeschnitten worden war.
    Der Brief war irgendwann am Wochenende in einem kleinen Ort in der Nähe von Vicchio eingeworfen worden und am Montagmorgen in den Postlauf gelangt.
    Silvia Della Monica war die einzige weibliche Ermittlerin im Fall der Bestie. Dieser Brief veränderte ihr Leben schlagartig. Er machte ihr entsetzliche Angst. Sie legte den Fall sofort nieder, und man wies ihr zwei Personenschützer zu, die selbst während der Arbeit in ihrem verschlossenen Büro bei ihr blieben, denn man fürchtete, der Mörder könnte sich unter die vielen Leute mischen, die den Palazzo di Giustizia tagtäglich betraten, und sich Zugang zu ihrem Büro verschaffen. Das war das Ende ihrer Mitarbeit an dem Fall.
    Der Briefumschlag wurde in den Zeitungen abgedruckt und rief einen neuerlichen Sturm von Spekulationen hervor, denn der Mörder hatte das Wort »Repubblica« falsch geschrieben, mit nur einem »b« statt zweien. War das nur der Rechtschreibfehler einer ungebildeten Person, oder deutete es darauf hin, dass die Bestie Ausländer war? Unter allen romanischen Sprachen in Europa wird das Wort »Republik« ausschließlich im Italienischen mit zwei »b« geschrieben.
    Zum ersten Mal hatte der Täter sich bemüht, die beiden Leichen zu verstecken. In Verbindung mit dem Brief hätte das die Polizei zu einer verzweifelten Suche nach den Opfern gezwungen, wenn die Leichen nicht zufällig bereits entdeckt worden wären. Es gibt einen wahrscheinlichen Grund dafür, dass die Bestie ihre Vorgehensweise geändert hatte – das Ganze war ein sorgfältig erdachter Plan, der die Polizei demütigen sollte.
    Beinahe wäre er aufgegangen.

Kapitel 21
    Nach dem Mord an der Via Scopeti starteten die Bürgermeister von Florenz und den umliegenden Gemeinden eine Präventionskampagne. Zwar waren die jungen Leute von Florenz dermaßen traumatisiert, dass es für die meisten unvorstellbar war, nach Anbruch der Dunkelheit außerhalb der Stadt zu parken, doch Jahr für Jahr strömten auch Millionen von Touristen mit Campingbussen und Zelten in die Toskana, die von der Gefahr nichts wussten. In den Gegenden, wo oft campiert wurde, stellte man Schilder in mehreren Sprachen auf, die davor warnten, sich nach Sonnenuntergang hier aufzuhalten. Allerdings vermied man die Erwähnung eines Serienmörders, um die Touristen nicht ganz und gar zu verscheuchen.
    Die Stadt Florenz druckte Tausende von Postern nach einem Entwurf des berühmten Grafikers Mario Lovergine, ein glotzendes Auge, umgeben von Blättern. » Occhio ragazzi! Vorsicht, ihr jungen Leute! Achtung! Jeunes gens, danger! Atención chicos y chicas! Pericolo di aggressione! Gefahr von Gewalttaten!«, warnte das Poster. Zehntausende Postkarten mit demselben Motiv wurden gedruckt und an Mautstationen, Bahnhöfen, Campingplätzen, Jugendherbergen und in Bussen verteilt. Fernsehspots übermittelten die gleiche Nachricht.
    Obwohl sie sich die größte Mühe gegeben hatten, zogen die SAM-Ermittler ohne neue Spuren oder Indizien von der Scopeti-Lichtung ab. Der Druck, der auf ihnen lastete, war enorm. Thomas Harris beschrieb in seinem Roman Hannibal einige der Methoden, mit denen die SAM die Bestie zu fangen versuchte. »Auf manchen bekannten Feldwegen und um die Friedhöfe herum saßen mehr Polizisten als Liebespärchen in den geparkten Autos. Es gab nicht genug Polizistinnen, um alle Schichten zu füllen. Bei warmem Wetter trugen daher auch männliche Polizisten eine Langhaarperücke, und viele Schnurrbärte mussten dieser Taktik geopfert werden.«
    Die Idee, eine Belohnung auszusetzen, war schon einmal verworfen worden, doch nun brachte Staatsanwalt Vigna sie wieder auf den Tisch. Er war überzeugt davon, dass die Bestie den Schutz der omertà genoss, der nur durch eine riesige Summe gebrochen werden konnte. Die Idee war umstritten. Belohnungen und Kopfgelder waren der italienischen Kultur fremd – so etwas kannte man nur aus amerikanischen Westernfilmen. Viele fürchteten, so etwas könnte eine Hexenjagd auslösen

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