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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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blieb er stehen, um zur versammelten Presse zu sprechen. »Das war ein sehr befriedigender Ausgang«, sagte er ruhig und ging weiter. Er reiste ins Bergland, um seinen Geburtsort Villacidro zu besuchen – und dann, wie ein traditioneller sardischer Bandit, für immer zu verschwinden.
    Der Freispruch löste eine Lawine des Protests gegen Rotella aus. Das war der Fehler, auf den Vigna und seine Ermittler gewartet hatten, und sie schlugen zu wie Haie, lautlos, ohne Aufhebens, ohne die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen. Über die kommenden Jahre hinweg würde es zwischen Vigna und Rotella, der Polizei und den Carabinieri einen langsamen Schlagabtausch mit langen Messern geben, so still und heimlich geführt, dass die Medien nie Wind davon bekamen.
    Nach dem Freispruch schlugen Vigna und die Polizei eigene Wege ein und ignorierten Rotella einfach. Sie beschlossen, alles über Bord zu werfen und mit den Ermittlungen gegen die Bestie von Florenz noch einmal ganz von vorn anzufangen. Währenddessen verfolgten Rotella und die Carabinieri weiterhin die Sardinien-Spur. Die beiden Ermittlungen waren bald inkompatibel, ja, sie schlossen sich quasi gegenseitig aus.
    Das konnte nicht ewig gut gehen.

Kapitel 23
    Die Squadra Anti-Mostro wurde von einem neuen Hauptkommissar der Staatspolizei übernommen, einem Mann namens Ruggero Perugini. Einige Jahre später würde Thomas Harris ihn in seinem Roman Hannibal auftreten lassen, unter der dünnen Tarnung des erfundenen Namens Rinaldo Pazzi. Während der Recherche für das Buch war Harris bei Hauptkommissar Perugini in Florenz zu Gast gewesen. (Es hieß, Perugini sei nicht glücklich darüber, dass Harris ihm seine Gastfreundschaft gedankt hatte, indem er Peruginis Alter Ego ausweiden und aus dem Palazzo Vecchio hängen ließ.) Der echte Kommissar war würdevoller als sein verschwitztes und von Problemen geplagtes Gegenstück in der Filmversion, gespielt von Giancarlo Giannini. Der echte Perugini sprach mit römischem Akzent, doch seine Art, sich zu bewegen und zu kleiden und mit seiner Bruyère-Pfeife zu hantieren, ließ ihn eher englisch denn italienisch wirken.
    Als Hauptkommissar Perugini die SAM übernahm, fingen er und Vigna ganz von vorn an. Perugini ging von der Annahme aus, dass die Waffe und die Munition irgendwie aus dem Kreis der Sarden hinausgelangt waren, ehe die Bestien-Morde begannen. Die Sardinien-Spur war eine Sackgasse, für die er sich nicht mehr interessierte. Er betrachtete auch die Beweise, die an den Tatorten gesammelt worden waren, mit Skepsis – womöglich zu Recht. Die forensische Untersuchung der Mordschauplätze musste man im Allgemeinen als inkompetent bezeichnen. Nur der letzte Tatort war überhaupt von der Polizei gesichert und abgeriegelt worden. Bei allen anderen waren Leute nach Belieben gekommen und gegangen, hatten die Patronenhülsen einfach so aufgehoben, irgendwelche Fotos gemacht, geraucht und ihre Zigarettenstummel auf den Boden geworfen, das Gras niedergetrampelt und ihre eigenen Haare und Kleidungsfasern überall verstreut. Ein Großteil der gesammelten forensischen Beweise – und das waren wenig genug – war nie richtig analysiert worden, und einiges davon, wie der Lappen, war verloren gegangen oder durch Nachlässigkeit unbrauchbar geworden. Die Ermittler hatten nicht einmal durchgängig Proben von Haar, Kleidung oder Blut der Opfer genommen und aufbewahrt, um fremde Spuren vielleicht einem der Verdächtigen zuweisen zu können.
    Statt die Beweise noch einmal Stück für Stück durchzugehen oder sich durch Tausende Seiten von Befragungsprotokollen zu arbeiten, war Perugini begeistert von der Idee, das Verbrechen auf moderne Weise zu lösen – mit Hilfe von Computern. Er war verliebt in die wissenschaftlichen Methoden, mit denen das FBI Serienmörder jagte. Er war es, der endlich den IBM-PC entstaubte, den das Innenministerium der SAM zur Verfügung gestellt hatte, und ihn hochfuhr.
    Er ging sämtliche Namen aller Männer zwischen dreißig und sechzig in der Provinz Florenz durch, die die Polizei je verhaftet hatte, und ließ sich all jene Personen ausspucken, die wegen Sexualverbrechen verurteilt worden waren. Dann glich Perugini den Zeitraum der Inhaftierung jedes Mannes mit den Morden der Bestie ab, um diejenigen herauszufiltern, die im Gefängnis gesessen hatten, als die Bestie nicht gemordet hatte, aber auf freiem Fuß gewesen waren, wenn es Morde gegeben hatte. So strich er die Liste von Tausenden Männern auf ein paar

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