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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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»Pacciani Pietro« signiert, und er hatte ihm einen falsch geschriebenen Titel gegeben: »A science-fition dream«. Hauptkommissar Perugini ließ das Bild einem Experten für Forensische Psychologie vorlegen, der zu dem Schluss kam: Das Gemälde war »kompatibel zur Persönlichkeit der sogenannten Bestie«.
    1989 war Perugini fast so weit, Pacciani anklagen zu können. Doch ehe er Pacciani das Schild »Bestie von Florenz« um den Hals hängen konnte, musste der Kommissar erst einmal erklären, wie die Waffe, die bei dem Sippenmord von 1968 benutzt worden war, in Paccianis Hände gelangt sein sollte. Dieses Problem löste er auf denkbar einfache Weise: Er beschuldigte Pacciani auch des Mordes von 1968.
    Der Untersuchungsrichter, Mario Rotella, hatte Peruginis Ermittlungen mit Bestürzung beobachtet. Seiner Ansicht nach waren sie ein Versuch, eine Bestie aus dem Nichts herbeizukonstruieren, gestützt allein auf die praktischerweise so gewalttätige Persönlichkeit von Pietro Pacciani. Doch der Versuch, Pacciani ohne den geringsten Beweis auch den Doppelmord von 1968 anlasten zu wollen, ging zu weit. Damit stellte Perugini die Verfolgung der Sardinien-Spur unmittelbar in Frage. Rotella als zuständiger Untersuchungsrichter weigerte sich, dieses Vorgehen abzusegnen.
    Kommissar Perugini hatte allerdings einflussreiche Unterstützung bei seinen Ermittlungen gegen Pacciani: Vigna, den Staatsanwalt, und die Polizei. Die Carabinieri hingegen hielten es mit Rotella.
    Der Machtkampf zwischen Vigna und Rotella, der Polizei und den Carabinieri eskalierte schließlich. Vigna ging zum Angriff über. Er erklärte, die Sardinien-Spur sei unfruchtbar und beruhe allein darauf, dass man dem irren Gerede von Stefano Mele geglaubt habe. Sie sei ein Täuschungsmanöver, das die Ermittlungen fünf Jahre lang in die falsche Richtung gelenkt habe. Rotella und die Carabinieri gerieten in die Defensive und versuchten, die Verfolgung der Sardinien-Spur zu rechtfertigen, aber sie konnten nur verlieren. Sie hatten sich ihren Hauptverdächtigen, Salvatore Vinci, nach dem Freispruch in Sardinien durch die Finger schlüpfen lassen. Rotella war mit seinen herablassenden, pompösen Ansprachen und seinem völligen Mangel an Charisma bei der Presse und der Öffentlichkeit inzwischen ausgesprochen unbeliebt. Vigna hingegen galt als Held. Und dann war da noch Pacciani selbst – ein brutaler Mörder, der seine Töchter vergewaltigt und seine Frau geschlagen hatte, ein Alkoholiker, der seine Familie gezwungen hatte, Hundefutter zu essen – ein bestialischer Mensch in jeder Hinsicht. Viele Florentiner sahen es so: Falls er nicht die Bestie sein sollte, so war er doch nahe genug dran.
    Vigna obsiegte. Der Colonnello der Carabinieri, der für die Ermittlungen im Fall der Bestie zuständig war, wurde von Florenz auf einen anderen Posten versetzt, und Rotella erhielt die Anordnung, seine Ermittlungen einzustellen, einen abschließenden Bericht abzuliefern und sich dann aus dem Fall herauszuhalten. Der Bericht, so lautete die Anweisung, musste alle je verdächtigten Sarden von jedweder Beteiligung an den Morden der Bestie reinwaschen.
    Diese Wendung erzürnte die Carabinieri. Sie zogen sich offiziell von dem Fall zurück. Ein Colonnello sagte Spezi: »Falls eines Tages die wahre Bestie mit seiner Pistole und vielleicht sogar einem Scheibchen seiner Opfer in unserer Wache auftauchen sollte, würden wir dem Verbrecher sagen: ›Geh zum Polizeirevier, wir interessieren uns nicht für dich und deine Geschichte.‹«
    Rotella legte seinen Abschlussbericht vor. Das war ein seltsames Dokument. In einer über hundert Seiten langen präzisen, logischen Erläuterung führte der Bericht den Beweis gegen die Sarden. Er beschrieb detailliert das Verbrechen von 1968, wie es durchgeführt wurde, wer daran beteiligt war. Er folgte der wahrscheinlichen Spur der Beretta Kaliber 22 von Holland über Sardinien in die Toskana und bis in Salvatore Vincis Hände. Er legte überzeugend dar, dass die Sarden, die an dem Verbrechen von 1968 beteiligt gewesen waren, wussten, wer die Waffe mitgenommen hatte, und folglich die Identität der Bestie von Florenz kannten. Und dass diese Person Salvatore Vinci war.
    Und dann, auf der letzten Seite, schrieb Rotella abrupt: »P. Q. M. ( Per questi motivi , aus diesen Gründen) wird diese Ermittlung nicht weitergeführt werden.« Er erklärte alle Vorwürfe und Anklagen gegen die Sarden für nichtig und entlastete sie offiziell von jeglicher

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