Die Bestien - Thriller (German Edition)
Sie?«, stieß er hervor. Er fragte sich einen Moment lang, ob er sich vielleicht gerade im Land der Träume befand. »Wo sind Sie hergekommen?«
Der Mann lächelte, aber es war kein durchtriebenes, arglistiges Lächeln, sondern eher ein tröstliches, wie ein Großvater, der sein Enkelkind anlächelt.
»Du träumst nicht, Jim.«
»Was?«
»Du hast dich gefragt, ob du träumst. Nun, das tust du nicht. Und du kannst das Gewehr runternehmen. Das wirst du hier nicht brauchen.«
Langsam senkte Jim sein Gewehr.
»Um deine erste Frage zu beantworten: Mein Name ist George Stanley. Ich wurde 1792 in Lexberg, Georgia, geboren, der erste Stanley, der in Amerika zur Welt kam. Meine Eltern wurden als Sklaven hierher gebracht, und ich habe die meiste Zeit meines Lebens auf Baumwollplantagen gearbeitet. Das hat mir den Rücken kaputt gemacht, und als ich nicht mehr arbeiten konnte, haben sie mich davongejagt. Da ich keinen Platz hatte, an den ich hätte gehen können, bin ich bis zu meinem Tod im Jahr 1850 durch die Lande gezogen. Ich habe diesen Straßenstand hier gebaut, es war meine Idee. Und um deine zweite Frage zu beantworten: Ich bin hier, weil du um Hilfe gebeten hast.«
Nach allem, was Jim bereits gesehen hatte, hätte er über das Erscheinen des alten Mannes nun wirklich nicht mehr überrascht sein sollen. Aber er war es trotzdem. Ein kleiner Teil von ihm, der Teil, der nur der Normalität gehorchte, den Dingen, die er verstand, schrie förmlich auf, um sich Gehör zu verschaffen. Aber der Rest von ihm, der Teil, der akzeptierte, dass Seelen eingefangen werden, Tote wiederauferstehen und Menschen fähig waren, Föten aus ihren eigenen toten Kindern zu schneiden, war stärker. Und deshalb musste Jim glauben, dass der Geist eines über zweihundert Jahre alten Mannes hier vor ihm stand und ihm erzählte, dass er derjenige war, der diesen perversen Straßenstand gebaut hatte, dass er für all dies verantwortlich war und dass er gekommen war, um Jim zu helfen.
»Ich glaube, du solltest dich setzen, Jim«, sagte George. »Du siehst nicht besonders gut aus.«
»Es geht mir gut«, versicherte Jim. »Es ist nur … der Schock.«
»Das verstehe ich. Du hast nicht erwartet, hier tatsächlich etwas zu finden, außer ein paar alten Blechdosen vielleicht.«
Jim nickte.
»Aber ich bin hier. Und ich kann dir helfen, wenn du es willst.«
Jim schaute George an, sah in seine großen Augen, die real waren und doch wieder nicht, und sagte: »Ich will es. Gott, ich brauche wirklich deine Hilfe.«
»Du willst der kleinen Darlene helfen, hab ich recht?«
»Ja.«
George hob einen Arm und winkte Jim näher zu sich heran.
Zögernd machte Jim ein paar Schritte nach vorne. Der Gestank des verrottenden Fleisches war überwältigend. Er betrachtete den alten Mann ausführlich und stellte fest, dass er, wenn er ganz genau hinsah, den Wald durch seinen Körper hindurch erkennen konnte. »Du bist ein Geist? Wie die Tiere?«
George lächelte und zeigte ihm seine überraschend weißen Zähne. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin bereits weitergezogen, im Gegensatz zu den Tieren, die die arme Darlene jagen. Sie sind, genau wie Darlene, in der Zwischenwelt gefangen.«
»Aber warum sind sie dann hinter ihr her? Warum wollen sie Darlene denn nicht gehen lassen?«
»Sie wollen sie ja gehen lassen, oder wenigstens, dass sie die Berge verlässt und hierherkommt.«
Jim runzelte die Stirn. »Was?«
»Wenn Darlene nicht hier ist, verkauft niemand ihre Dosen. Nur diejenigen, die verflucht sind, können die Dosen verkaufen. Und wenn niemand die Dosen kauft …«
»Dann können die Tiere nicht von ihren Schmerzen befreit werden.«
George nickte. »Darlene glaubt, sie hätten es auf sie abgesehen, aber alles, was sie wollen, ist, dass sie hierherkommt. Ich verstehe jedoch, warum sie das fälschlicherweise annimmt.«
»Dann haben die Tiere es gar nicht wirklich auf sie abgesehen?«
»Nur, wenn sie, wie Craig, versucht, vor ihrer Verantwortung davonzulaufen.«
»Davor, die Dosen zu verkaufen?«
»Genau.«
Jim brauchte einen Moment, um diese Informationen zu verdauen.
»Aber wenn sie hierherkäme, wäre sie trotzdem immer noch ein … Geist, oder was auch immer. Sie würde noch immer ihre Seele verkaufen müssen, um die Schmerzen loszuwerden.«
»Das ist richtig, Sir.«
»Aber …«, begann Jim.
George hob eine Hand. »Ich weiß, dass du nicht möchtest, dass sie das tut. Das würde ihren Tod bedeuten.«
»Wie kann ich sie dann
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