Die Bestien - Thriller (German Edition)
Sessel, lehnte sich zurück und wartete.
Als Jim in der Ferne die Straße erkannte, die grau im Mondlicht lag, glaubte er, dass Glück sei endlich auf seiner Seite.
Das hat nichts mit Glück zu tun, Darlenes Wegbeschreibung war eben gut, das ist alles.
Wäre das Glück wirklich auf seiner Seite, dann wäre er sicher nicht in diese beschissene Situation geraten.
Er rannte auf die Straße zu, aber kurz, bevor er aus dem Wald auftauchte, knickte er noch einen letzten Kiefernzweig ab, der auf die verlassene Nebenstraße zeigte.
Während er den Seitenstreifen entlangspazierte, dachte er an Darlene, die in der Mine auf ihn wartete – er hoffte, dass es ihr gut ging. Vor einer Weile hatte er sich eingebildet, Schüsse zu hören, aber er hoffte, dass er sich geirrt hatte.
Nachdem er gut zehn Minuten gewandert war, sah er in der Ferne etwas, das wie ein Straßenstand aussah. Er beschleunigte seinen Schritt, und als er näher kam, erkannte er, dass es sich in der Tat um einen alten Stand handelte. Das Mondlicht schien auf die abgesplitterten Tische und Holzschilder. Jim wurde vor Ekel ganz schwindelig, als er las, was darauf stand: Überfahrene Tiere zu verkaufen. Gut und frisch. Und daneben: Seelen zu verkaufen.
Aber die Schilder waren nichts im Vergleich zu der Ansammlung toter Tiere, die aneinandergereiht an diversen Haken hingen. Die meisten Kadaver waren flach wie Pfannkuchen und von Fliegen umschwirrt. Obwohl die meisten von ihnen verrottet waren, konnte er, unter anderem, einen Fuchs, ein Reh und einen Kojoten erkennen. »Mein Gott«, sagte Jim, dem beinahe die Luft wegblieb. Es schien hier heißer zu sein als in den Bergen – heiß genug, um das Fleisch zu grillen und einen steten Geruch von toten Tieren in der Luft zu verbreiten.
Jim hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Stand entweder gar nicht da sein oder nur noch aus einem Haufen Holz bestehen würde. Er erinnerte sich vage daran, dass Craig ihm von diesem Ort erzählt hatte, aber da hatte er sein Gerede noch als das Gefasel eines Irren abgetan.
Hier hatte Craig also seine Tage verbracht? Hier hatte er beschlossen, auszubrechen und seine Freiheit zu suchen, indem er in die Wälder floh? Der arme Teufel hatte ja keine Ahnung gehabt, wo er enden würde.
So viel zum Thema ›Vom Regen in die Traufe kommen‹.
Andererseits, hatte Craig nicht sterben wollen? Hatte er sich nicht gewünscht, endlich von den Schmerzen befreit zu werden, die er dann Darlene aufgebürdet hatte?
Jim wandte seine Aufmerksamkeit von den überfahrenen Tieren ab und der Sammlung von Blechdosen zu, die wie zufällig auf einem der Tische verstreut lagen. Sie waren allesamt leicht verbeult und angerostet, ganz ähnlich wie die von Darlene, auch wenn keine von ihnen so groß war wie ihre. Jim wusste, dass er sie besser nicht öffnete, aber dann kam ihm plötzlich ein Gedanke: Enthielten diese Dosen die Seelen der Tiere, die an diesem Stand hingen? War das das Geheimnis der Geister-Tiere? Waren sie die untoten Geister dieser überfahrenen Tiere?
Jim machte einen Schritt zurück und atmete tief ein.
Okay, hier hat also allem Anschein nach alles angefangen. Ich bin hier – aber was jetzt? Ich kann die Tiere nicht befreien, sonst werde ich wie sie und fühle ihre Schmerzen, genau wie der Chief. Sollte ich sie vielleicht kaufen? Wenn ich das tue, könnte ich die Dosen öffnen und die Seelen befreien. Dann wäre auch Darlene vom Zorn der Tiere befreit und könnte endlich aus diesen Bergen fliehen. Es würde allerdings bedeuten, dass ich in derselben Situation wäre wie Darlene jetzt. Aber wenn es ihre Rettung bedeutete …
Der Plan war nicht perfekt. Darlene wäre weiterhin im Limbus, im Schmerz, gefangen. Und wenn Jim starb, wer kümmerte sich dann um sie? Wer würde sie fort aus diesen Bergen und in Sicherheit bringen?
Jim fluchte und schloss die Augen. Er spürte, wie Wut und Hoffnungslosigkeit ihn erfüllten.
Helft mir. Bitte, irgendjemand. Helft mir doch! Ich muss Darlene retten. Ich würde alles tun, um Darlene zu retten.
»Alles?«
Die Stimme erschreckte Jim sehr. Er riss die Augen auf und schaute zu dem Stand hinüber. Dort stand ein alter Mann hinter dem Tisch mit den Blechdosen.
Er war kahlköpfig, hatte aber einen dicken grauen Schnurrbart. Er trug einen Mantel, ein Hemd, eine Weste, eine schwarze Krawatte und graue Hosen. Er sah aus wie eine Figur aus einem alten Hollywood-Western.
Jim nahm das Gewehr von seiner Schulter und zielte damit auf den Fremden. »Wer sind
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