Die Bestien - Thriller (German Edition)
»Ich bin mir sicher, dass der Chief für seine Lieblingstochter noch einiges auf Lager hat.« Er lächelte. Ein Lachen brachte er noch nicht zustande, nicht, solange er noch dieses ungute Gefühl hatte.
Darlene war gestorben, da war er sich ganz sicher.
Und wo war Jim? Er und Billy hatten den großen Kerl doch in der Mine verschwinden sehen – und jetzt war der Fremde nirgends zu finden.
Was zur Hölle ist hier los?, fragte er sich erneut, während er über den Berg tapste.
Darlene steht mitten auf der Straße, von Wildnis umgeben, und obwohl es Nacht ist, kann er sie genauso deutlich sehen wie bei Tageslicht. Seine Tochter ist bekleidet, aber trotzdem kann er die kleine Wölbung ihres Bauches erkennen.
Darlene grinst, krümmt ihren Finger und bedeutet ihm, zu ihr zu kommen. Hal fragt sich, warum sie so glücklich ist – sie sollte doch tot sein. Er hat ihre Leiche im Bestattungsinstitut gesehen, nackt und zerstört, also warum grinst sie dann, als wüsste sie etwas, das er nicht weiß?
Er öffnet den Mund, um sie zu fragen, aber ein grelles Licht blendet ihn, und als ihm klar wird, dass es ein Auto ist und dass es direkt auf Darlene zusteuert, ist alles, woran er denken kann, das Baby, und kurz bevor das Auto in sie hineinrast, stößt er sie zur Seite, der Wagen erwischt stattdessen ihn, und ein entsetzlicher Schmerz jagt durch seinen Körper, als das Auto ihn umreißt, ihm das Genick bricht, seinen Schädel zertrümmert und dann seine Arme und seinen Oberkörper komplett verdreht, bevor es ihn die Straße entlangschleift und seinen Körper völlig zerstört. Hal ist die ganze Zeit über bei Bewusstsein und nimmt jeden einzelnen Schmerz wahr. Endlich lässt ihn das Auto fallen, wie ein Hund, dem sein alter Knochen langweilig geworden ist, und als er in die sternenklare Nacht und zu dem vollen Mond emporblickt, sieht er Darlenes Gesicht über sich. Sie grinst noch immer. »Ich bin nicht tot, du kannst mich nicht töten«, sagt sie. »Aber du hast mein Baby getötet.« Dann hält sie ihm einen verstümmelten Fötus vors Gesicht, um dessen Hals eine winzige Blechdose baumelt, und Hal spürt, dass Blut auf ihn hinuntertropft und sich mit seinem eigenen Blut vermischt, und er fragt sich, warum er nicht tot ist. Er wurde gerade von einem Auto überfahren und zehn Meter weit mitgeschleift, also warum ist er noch am Leben? Darlene fängt an zu lachen, der tote Fötus fängt an zu lachen, und dann ist eine Glocke zu hören, ganz schwach, und Hal fragt sich: Woher kommt dieser Glockenton? Ein Klopfen dröhnt in seinem Kopf, alles verblasst …
Hal wachte auf, in kalten Schweiß gebadet, als er jemanden an die Tür klopfen hörte.
Als er nach unten blickte, sah er den Fötus in seinem Schoß.
Mist. Er musste ihn verstecken, sonst würden sie ihn vermutlich in sein eigenes Gefängnis sperren. Aber als er versuchte, aus dem Sessel aufzustehen, protestierte sein Körper vehement. Er schaute an seinen Armen hinunter und stellte fest, dass sie beinahe vollständig von blauen Flecken bedeckt waren.
Es klopfte noch immer, dann hörte er eine Stimme: »Chief, bist du da? Hier ist Luke Ryder.«
Hal runzelte die Stirn. Was will der denn, verdammt noch mal?
Hal versuchte erneut, aus dem Sessel aufzustehen, und dieses Mal gelang es ihm, auch wenn es sich anfühlte, als trete ihn jemand mit voller Wucht in den Magen. Er ging den Flur hinunter – sein Körper war völlig steif und ihm tat alles weh, seine Beine fühlten sich wie verstümmelte, tote Gewichte an – und rief: »Eine Minute.« Hal taumelte ins Schlafzimmer, legte seinen Sohn in den Schrank und wickelte ihn in das blutige Handtuch ein. »Da drinnen bist du sicher und hast es schön warm«, sagte er und wusste, dass es verrückt war, mit einem toten Fötus zu sprechen, aber drauf geschissen, ihm standen ja wohl ein paar Momente des Wahnsinns zu, wenn man bedachte, was er gerade alles durchmachte.
Er ging kurz ins Badezimmer, um sich die Hände zu waschen, und humpelte dann durch den Flur zur Haustür.
Luke machte einen Schritt zurück. »Äh, hi, Hal.«
Hal wusste, wie er aussah, und konnte sich nur allzu gut vorstellen, was Luke jetzt dachte – Geschlechtskrankheit? Die Pest? Verflucht, Luke sah selbst nicht gerade frisch aus. Er wirkte blass und roch nach Alkohol.
»Was ist los?«, fragte Hal.
Luke atmete tief ein und machte dann ein Gesicht, das aussah, als hätte er es lieber nicht getan. »Ich hab Dale gefunden. Er ist tot.«
Hal, der sich gegen den
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