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Die Bestien - Thriller (German Edition)

Die Bestien - Thriller (German Edition)

Titel: Die Bestien - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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weiß nicht, warum ich es ihm gesagt habe – vielleicht war es sein ehrliches Gesicht oder die Tatsache, dass er ein wandernder Musiker war und ich annahm, er sei solchen Dingen gegenüber aufgeschlossen –, denn anstatt zu lügen und zu behaupten, in den Dosen befänden sich nur Lebensmittel, oder ihm irgend einen anderen Unsinn zu erzählen, sagte ich ihm die Wahrheit. Ich erwartete, dass er lachen, mich einen verrückten alten Narren nennen und dann weiterziehen würde. Aber weißt du, was? Er sah mich nur an, hob seine Augenbrauen und sagte: ›Wirklich? Kann ich eine kaufen?‹
    Ich war mir nicht sicher, ob er mich veralbern wollte oder ob er dachte, ich wolle eben das mit ihm tun, aber er schien es ernst zu meinen. In einem Moment der Schwäche, geblendet von der Aussicht auf Geld, erwiderte ich deshalb: ›Ja, Sie können eine kaufen. Welche wollen Sie denn?‹ Ich dachte nicht, dass es irgendeinen Schaden anrichten würde, schließlich waren all diese Seelen von einem guten Menschen zu medizinischen Zwecken gefangen worden, nicht aus bösen Gründen. Wenn überhaupt, dachte ich, konnte es für diesen Mann nur Gutes bedeuten, wenn ich ihm eine Seele verkaufte. Vielleicht würde sie ihm ja sogar mit seiner Musik helfen.
    Ich fragte ihn also nach seinem Namen, er sagte, er heiße Johnny, und dann, nachdem er eine Weile überlegt hatte, entschied er sich dafür, einen Wildhund zu kaufen. Ich reichte ihm die Dose, er dankte mir und gab mir einen Dollar. Ich war voll der Freude und grinste wie ein reicher Mann in einem Freudenhaus, als ich Johnny nachsah, während er die Straße hinunterging, den Gitarrenkoffer in der einen, die Dose in der anderen Hand.
    Meine Augen sahen nur noch Dollarzeichen. Die Idee kam mir gleich dort, an Ort und Stelle: Ich könnte die Dosen doch am Straßenrand verkaufen. Wenn ein Mann gewillt war, Geld für eine Dose auszugeben, dann wären es andere Leute doch ganz sicher auch. Ich dachte, ich könnte mein eigenes kleines Geschäft hier am Straßenrand eröffnen und vielleicht sogar genügend Geld verdienen, um mir ein Häuschen zu kaufen. Ich war bester Stimmung, ich war glücklich … bis Johnny ein paar Stunden später zurückkam.
    Seine Haut war beinahe völlig weiß, und er bewegte sich seltsam. Sein Blick wirkte glasig, so als habe er einen Geist gesehen. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihm los war. Er erzählte es mir mit tränenvoller, aber zorniger Stimme. Mit Entsetzen hörte ich, wie er weitergewandert war und sich am Sonnenschein des Spätnachmittags erfreut hatte, bis er plötzlich beschloss, die Dose zu öffnen. Aus der Dose war ein widerlich fauler Geruch aufgestiegen, und er hatte sie auf die Straße fallen lassen und sich übergeben müssen. Kurz darauf hatte er einen Wildhund gesehen, über und über voller Blut, dessen Organe aus seinem Bauch quollen. Er hatte die Zähne gefletscht, und in seinen Augen hatte ein Ausdruck unkontrollierbarer Wut gelegen, als er sich auf Johnny gestürzt hatte. Johnny hatte keine Chance gehabt, zu entkommen. Die Kreatur hatte ihn förmlich zerfleischt. Dann, erzählte mir Johnny, hatte er einen Traum gehabt. Darin teilte man ihm mit, dass er gestorben sei, dass er jedoch wieder ins Leben zurückkehren werde, wenn auch nicht als Mensch, sondern als seelenloses Wesen. Er würde dafür bestraft werden, dass er etwas gekauft hatte, das ihm nicht gehörte, dass er etwas so Heiliges und Mächtiges erworben hatte wie eine Seele und dass seine eigene Seele deshalb ebenso eingefangen und eingesperrt werden würde wie die Seele des Wildhundes. Er würde ein Dasein in höllischem Schmerz fristen, verfolgt von der einen Sache, die ihm in seinem vergangenen Leben den größten Kummer bereitet hatte. Er würde dazu bestimmt sein, im Limbus zu bleiben, bis es ihm gelang, seine Seele zu befreien. Erst dann wäre es ihm möglich, diese Welt zu verlassen. Als Johnny wieder erwacht war, hatte er grauenhafte Schmerzen verspürt, aber nicht einen einzigen Kratzer aufgewiesen. Verängstigt und wütend war er zu mir zurückgekehrt, um nach Antworten zu suchen oder nach Sühne, aber vor allem wünschte er sich, dass ich ihn von seinen Schmerzen erlöste.
    Ich war so schockiert, dass ich kaum sprechen konnte. Ich wollte nicht glauben, was Johnny mir da erzählte. Und doch wusste ich, dass er die Wahrheit sagte. Ich wusste, dass Seelen sehr mächtig waren, und meine Eltern hatten mich ermahnt, vorsichtig zu sein, wenn ich mit ihnen zu tun hatte. Ich hätte

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