Die Bestien - Thriller (German Edition)
aus deinem eigenen Leben machst, dann denk wenigstens an das Leben deines Babys.«
Hal ging zur Tür hinüber. »Ich will Antworten, wenn ich zurückkomme.«
Damit verließ er die Hütte.
Darlene nahm ihre Hand von ihrem Bauch und atmete zitternd aus. Hal, der Mistkerl, war verschwunden, aber nicht für lange. Er würde zurückkommen und Antworten verlangen.
Sie wusste, dass er sie töten würde, falls sie ihm nicht sagte, was er wissen wollte. Darum hatte sie auch so getan, als habe ihr Baby sie getreten. Das hatte es nicht – das Einzige, was sie jetzt noch fühlte, war diese Stille in ihrem Bauch, das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber um sich zu retten, musste sie Hal überlisten und ihn glauben machen, dass er auch sein Baby töten würde, wenn er tatsächlich beschloss, sie umzubringen.
Aber selbst wenn ihr Plan funktionierte, bedeutete das noch nicht, dass er ihr nicht wehtun würde – oder besser gesagt, dass er nicht jemanden fand, der das übernahm, denn Hal war inzwischen so schwach, dass er sich kaum noch zu bewegen vermochte. Sie musste durchhalten, durfte ihm nichts von der Dose und deren Macht erzählen. Er würde schon sehr bald sterben. Er würde solche Qualen leiden, dass ihm keine andere Alternative blieb, als dem Schmerz ein Ende zu bereiten.
Dann, sobald sie sich um Officer Buck gekümmert hatte – sie hatte das Gewehr zwar nicht mehr, aber es gab ja immer noch Hals Revolver –, würde sie zur Höhle zurückgehen und versuchen, Jim zu finden, der nun ein seelenloser Geist war.
Ich kann nich‘ glauben, dass er das getan hat. Ich kann nich‘ glauben, dass es funktioniert hat!
Darlene dachte an ihren Traum oder Albtraum zurück – oder worin sie sich da vor einer Weile auch wiedergefunden haben mochte. Sie erschauderte bei der Erinnerung an den furchtbaren Moment, als sie Jim erschossen hatte: Es war ihr vorgekommen, als habe sie keine Kontrolle über ihr Handeln. Sie wollte ihn nicht erschießen, aber sie wusste, dass sie keine Wahl hatte.
Es tut mir leid, Jim, dachte Darlene, und als sie spürte, wie ihr Tränen über die Wangen tropften, lächelte sie und weinte eine Weile. Sie wischte das Nass ihrer Tränen nicht ab. Sie liebte es, die Tränen auf ihrer Haut zu spüren – für Darlene bedeuteten sie Leben.
Natürlich verstand sie nicht wirklich, was eigentlich passiert war. Alles, was sie wusste, war, dass sie nicht mehr von Tieren verfolgt wurde und dass das Baby aufgehört hatte zu weinen. Sie spürte auch die quälenden Schmerzen in ihrem ganzen Körper nicht länger – nur die Kratzer der Tiere. Auch die Leere, die sie in ihrem Inneren gespürt hatte, war nun von Gefühlen ausgefüllt.
Sie lebte wieder – die stickige Schwüle, die sie hier in der Hütte spürte, war der Beweis. Jim hatte sein Leben gegeben, um ihres zu retten, und das schmerzte sie mehr als alles, was Hal ihr je antun könnte.
Darlene wusste nicht mit Sicherheit, wie lange sie so dagesessen und geweint hatte, aber sie hörte auf, als sich die Tür der Hütte öffnete. Sie wischte sich das Gesicht mit ihrem T-Shirt ab und sah zu, wie Hal hereinhumpelte. Er sah verstört aus – traurig und wütend.
»Okay«, sagte er und starrte auf sie herab. »Ich gebe dir noch eine letzte Chance, alles auszuspucken. Ich weiß, dass du heute gestorben bist und dass es dir durch die Macht der Dose irgendwie möglich war, wieder zurückzukommen. Ich weiß auch, dass die Dose verschwunden ist, während ich geschlafen habe, und ich weiß, dass du … na gut, ich habe keine Ahnung, was zur Hölle du bist. Und es ist mir auch egal. Alles, was ich wissen will, ist, was ich tun muss, damit es mir wieder besser geht.«
Er beugte sich zu ihr herunter. Darlene nahm seinen faulen Geruch wahr und konnte den Schmerz in seinen blutunterlaufenen Augen erkennen. »Sag mir, wie der Schmerz aufhört.« Er sprach mit sanfter Stimme – es war das erste Mal, dass er sie beinahe anflehte. Noch nie zuvor hatte sie ihn so ernsthaft sprechen gehört. »Ich lass dich gehen und verspreche dir, Jim nicht wehzutun, wenn du mir nur sagst, wie … der … Schmerz … aufhört.«
Darlene tat ihr Vater beinahe leid, aber sie konnte ihm nicht sagen, was er wissen musste. Selbst wenn sie ihm geglaubt hätte, dass er sie und Jim gehen ließ, hätte sie ihm das Geheimnis der Dose und wie er sich von seinen Schmerzen befreien konnte, nicht verraten können. Wenn sie es tat, würde er Jim, sobald sie ihn geschnappt hatten, dazu zwingen, ihm
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