Die Bestien - Thriller (German Edition)
fallen und holte seine Glock heraus.
Ein Donnern des Knurrens und Fauchens zog über ihn hinweg.
Es gelang ihm, zweimal zu schießen, bevor ihn ein langer Schatten zu Boden warf.
Seine Pistole fiel ihm aus der Hand.
Andrew spürte heißen, faulen Atem in seinem Gesicht. Spucke sprühte über seine Wangen. Das Tier, das auf ihm lag, war stark. Er versuchte aufzustehen, aber das Biest stieß ihn wieder nach unten.
Ein Schmerz wie tosendes Feuer durchschnitt seine Hände und Arme, als das Tier sein Fleisch zerfetzte und seine Sehnen zerriss.
Andrew heulte auf.
Trotz all des Lärms hörte er weitere Tiere auf sich zukommen.
Dann knisterte sein Funkgerät. »Andrew?«, fragte Hal. »Andrew? Ist alles in Ordnung?«
»Nein«, keuchte Andrew, dem es unmöglich war, sich gegen den Angriff zu verteidigen.
»Andrew, kannst du mich hören? Andrew?«
Die Kreatur, die auf ihm saß, bohrte nun ihre Reißzähne in seine Kehle.
Andrew hatte noch Zeit, zu denken: Ja, Hal, ich kann dich hören …
Dann biss das Tier zu.
Als Jim die Schüsse hörte, war sein erster Gedanke: Darlene! Sie haben Darlene gefunden!
Er rannte weiter durch den Wald, immer dem Weg der abgeknickten Zweige folgend, und beeilte sich, die Mine zu erreichen.
Er kam längst nicht so schnell voran, wie er gerne wollte. Während er durch den Bergwald stolperte, hatte er das Gefühl, die Zeit stehe still.
Gott, ich hoffe nur, dass ich nicht zu spät komme.
Vielleicht hat ja auch Darlene die Schüsse abgegeben. Vielleicht geht es ihr ja gut.
Die Schüsse waren längst verhallt, als er eine Gruppe von Tieren im Mondlicht auf sich zuschleichen sah.
Jim blieb stehen.
Dieses Mal waren es mindestens ein Dutzend Geister-Tiere.
Als die Tiere auf ihn zustürmten, nahm er das Gewehr von seiner Schulter, aber anstatt auf sie zu schießen – abgesehen davon, dass er dadurch unnötige Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hätte, wusste er, dass es ohnehin sinnlos war –, begann Jim, wie mit einem Prügel auf die Kreaturen einzuschlagen, als sie sich auf ihn stürzten.
Er schmetterte den Gewehrkolben auf drei der Tiere nieder, schlug zwei von ihnen die Köpfe ein und traf ein drittes auf den Rücken, bevor das Gewehr in zwei Teile zerbrach und Jim es auf den Boden warf.
Der Rest der Tiere umkreiste ihn mit gefletschten Zähnen.
»Ich gehe nicht zurück an den Stand«, keuchte Jim. »Ihr könnt mich nicht dazu zwingen. Ihr könnt genauso gut aufgeben und euch eine andere Beute suchen.«
Die Tiere knurrten Jim an, während er sprach. Er war sich zwar sicher, dass sie ihn nicht verstehen konnten, aber trotzdem sah es in diesem Moment verflucht danach aus.
»Ihr wisst, dass ihr mich nicht töten könnt – genauso wenig, wie ich euch töten kann.«
Die beiden Tiere, denen er den Schädel zertrümmert hatte – ein Rotluchs und ein Wildschwein – hatten sich inzwischen wieder aufgerappelt und schlichen, wenn auch noch auf etwas wackligen Beinen, um Jim herum. Ihnen quoll ein großer Teil des Gehirns aus ihren Schädeln hervor und ihre Augäpfel baumelten wie Jo-Jos an Schnüren aus ihren Höhlen.
»Kommt doch und holt mich, wenn ihr euch dann besser fühlt«, forderte Jim sie heraus, während sein Blick von einer Kreatur zur anderen huschte. »Aber ich gehe nicht zurück an den Stand.«
Jim erwartete, dass die Tiere ihn angreifen würden, aber stattdessen jaulten sie nur frustriert auf, drehten sich um und verschwanden in der Dunkelheit.
Sie hatten begriffen, dass sie Jim weder töten noch ihm so große Angst einzujagen vermochten, dass er wieder an den Stand zurückkehrte.
Jim hatte sie besiegt, aber er fragte sich, wohin sie nun stattdessen liefen. Zurück an den Stand, um bei ihren Seelen zu sein? Oder würden sie weiter durch die Berge streifen?
Er hatte so seine Vermutungen und hoffte einfach, dass Billings einer derartigen Gewalt gewachsen sein würde, falls er mit diesen Vermutungen tatsächlich richtig lag.
Schon bald war auch das letzte Tier verschwunden, aber ihr verzweifeltes Heulen war trotzdem noch eine ganze Weile zu hören. Trotz all der Schmerzen und der Angst, die sie ihm beschert hatten, verspürte Jim Mitleid mit den Geister-Tieren. Sie waren jetzt dazu verdammt, durch die Welt zu streifen und in Schmerzen zu leben – für immer.
Nun unbewaffnet lief Jim von seinen Wegweisern geleitet weiter durch den Wald, bis er die Mine schließlich erreichte.
Etwas langsamer hinkte er auf den Eingang zu – und sah, dass er offen war. Das Gitter
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