Die Bestien - Thriller (German Edition)
diesen bizarren Albtraum gerissen.
Als Jim sich wieder umdrehte, rannten zwei große Deutsche Schäferhunde mit bebenden Muskeln und gefletschten Zähnen durch das Tor auf ihn zu. Jim sah den Hass in ihren raubtierartigen Augen.
»Meine Jungs!«, rief der Chief aus. Dann, etwas unsicherer: »Ronnie? Cooper?«
Nun wusste Jim, wie das Schicksal des Chiefs aussah.
Die Hunde stürmten auf den Chief zu. »Nein, Jungs!«, brüllte der Chief, und dann setzten die Tiere zum Sprung an und warfen ihn zu Boden.
Der Chief stieß einen schwachen Schrei aus. Er hob seine Hände in dem vergeblichen Versuch, seine beiden knurrenden Angreifer abzuwehren. Jim beobachtete halb entsetzt, halb befriedigt, wie einer der Hunde einen Fetzen Fleisch aus dem Arm des Chiefs riss. Dann gellte ein durchdringender Schrei durch die Dämmerung.
Der andere Hund schnappte nach der Kehle des Chiefs, biss sich fest und schüttelte wie wild den Kopf.
Der Chief zuckte mehrmals, dann blieb er still auf dem Boden liegen, während die Hunde seinen Körper weiter in Stücke rissen. Selbst Jim musste wegsehen, als der zweite Hund ein Stück aus der Kehle des Chiefs biss, zu kauen begann und geräuschvoll an der Luftröhre knabberte.
Stan wandte sich ab und übergab sich.
Schon bald wurden die Schmatz- und Kaugeräusche jedoch leiser. Jim wagte einen Blick. Die Hunde – das Fell mit Blut überzogen, die Augen wieder vollkommen frei von Wut – ließen von ihrer Beute ab, drehten sich um und rannten davon wie zwei kleine Kinder, denen eben bewusst geworden ist, dass sie etwas Unartiges getan haben.
Als Stan sich nicht mehr weiter übergeben musste, betrachtete er den Chief und krächzte: »Oh, mein Gott.« Er würgte erneut.
Jim konnte es ihm nicht verdenken – es war wirklich ein grauenvoller Anblick. Der Chief war nur noch ein zerfetzter Fleischklumpen, der ausgiebig zernagt worden war. Einer seiner Arme war vollständig abgerissen und lag ein paar Zentimeter neben der Leiche. Seine Kehle war ein rotes, breiiges Loch. Sein Oberkörper war vollkommen zerfetzt, mehrere Schichten aus glänzendem Fett und Klumpen aus Eingeweiden lagen frei, und seine Geschlechtsteile waren komplett zerbissen. Sein Gesicht war am wenigsten zerfleischt, aber auch über seine Wangen und seine Stirn zogen sich tiefe Risse, die entweder von Krallen oder Zähnen stammten, und eines seiner Augen war durchbohrt worden. Die blutbespritzte Blechdose lag neben ihm.
Es war ein angemessener Tod für einen Mann wie Hal Bailey, aber das Schlimmste stand erst noch bevor.
Jim wandte sich an Stan: »Okay, ich hab nicht mehr viel Zeit. Zuerst …«
»Was zur Hölle ist hier los?«, unterbrach ihn Randall, als er aus der Hütte trat. »Ich hab gehört …« Seine Augen weiteten sich und sein Gesicht wurde leichenblass, als er den Chief sah. Ohne groß nachzudenken richtete Stan das Gewehr auf den jungen Polizisten und jagte ihm zwei Kugeln in die Brust. Officer Buck taumelte rückwärts durch die Hüttentür und landete mit einem Knall auf dem Holzboden.
Jim blickte zu Stan hinüber. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen, und er starrte ihn mit glasigen Augen an. Stan senkte seine zitternden Arme und sagte: »Ich musste es tun.«
Jim nickte. »Ich verstehe.«
Da nun alles sehr schnell gehen musste, lief Jim zu der Dose hinüber und hob sie zusammen mit dem Deckel auf. Dann wartete er neben der Leiche des Chiefs, bis er dessen Geist entweichen sah. Für ungeübte Augen war er unsichtbar, aber für Jim sah er aus wie eine winzige Gewitterwolke. Er hielt die Dose über das Herz des Chiefs, und bevor die Seele in die Freiheit entschweben konnte, fing Jim den grauen Nebel ein und knallte den Deckel zu. Dann legte er die Dose wieder neben die Leiche, richtete sich auf und ging zurück zu Stan.
»Hat es geklappt?«
Jim nickte.
»Ich hab gar nichts gesehen. Woher weißt du, dass du sie erwischt hast?«
»Ich hab sie erwischt. Der Chief wird schon bald in seiner ganz persönlichen Hölle aufwachen. Du weißt, was du zu tun hast?«
Stan nickte. Seine Schultern waren völlig verkrampft.
Jim hatte das Gefühl, dass die Bestrafung des Chiefs Stan ebenso viel bedeutete wie ihm selbst.
»Darlene ist im Keller. Sie haben das arme Mädchen da unten gefesselt. Ich verlass mich auf dich. Und Darlene auch.«
»Ich weiß. Mach dir keine Sorgen. Ich hab Darlene schon immer gemocht.«
Jim lächelte. »Danke. Ich wünschte, ich könnte noch bleiben und dir helfen, aber …« Jim hatte
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