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Die Bestien - Thriller (German Edition)

Die Bestien - Thriller (German Edition)

Titel: Die Bestien - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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weiter hinunter, ganz langsam, bis seine Füße endlich festen Boden berührten. Der Einstieg oben am Schacht war nun nur noch ein kleiner Lichtfleck. Er ließ die Leiter los, drehte sich um und blickte in schwarze Dunkelheit.
    Er wusste, dass er versuchen sollte, die Tasche mit den Streichhölzern und Kerzen zu finden, von der Darlene gesprochen hatte, aber im Augenblick fühlte er sich dieser Aufgabe einfach noch nicht gewachsen. Stattdessen entfernte sich Jim ein Stück von dem Einstiegsschacht und setzte sich an die Wand, die sich angenehm kühl an seinem heißen, verschwitzten Rücken anfühlte. Er versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bringen. Er dachte daran, was geschehen war und was er gesehen hatte – oder was er dachte, gesehen zu haben –, aber er wusste trotzdem nur eins mit Sicherheit: Darlene war tot. Von Kugeln zerfetzt, nur weil sie ihm geholfen hatte.
    Nicht meine Schuld. Nicht meine Schuld. Nicht meine Schuld, nicht meine Schuld, nicht meine Schuld …
    Jim wusste jedoch, dass es seine Schuld war.
    Es dauerte eine Weile, bevor er aufhörte zu zittern.
    Er holte tief Luft, atmete die modrigen, erdigen Düfte ein, stand auf und begann, nach Darlenes Tasche zu suchen.
    Hal stand über Darlenes Leiche. Er blinzelte ein paar Tränen aus seinen blutunterlaufenen Augen.
    Ihr halber Kopf war zerfetzt, und auf dem Boden rundum hatte sich ein großer Heiligenschein aus Blut gebildet. Auch auf ihrer Brust und ihrem Bauch befanden sich Blutflecken.
    »Gott«, sagte Dale, der neben Hal stand. »Es tut mir so leid, Hal.«
    »Finde die Schweine, die das getan haben«, schäumte Hal, in dessen Inneren ein Feuer loderte. Er umfasste den Griff seiner Remington so fest, dass ihm die Hand wehtat.
    »Wie denn?«, fragte Dale. »Es könnte jeder von den Jungs gewesen sein. Und davon abgesehen bin ich mir sicher, dass es ein Unf…«
    Hal ließ sein Gewehr fallen, packte Dale am Hemdkragen und unterbrach ihn, bevor er den Satz zu Ende bringen konnte. Ein Ausdruck der Überraschung und leichter Heiterkeit legte sich auf Dales Gesicht. Niemand außer Hal konnte Sergeant White so anfassen und ungeschoren davonkommen. »Darlene interessiert mich einen Scheißdreck. Sie hätte gar nicht geboren werden dürfen. Ich wollte einen Sohn, keine schwanzlutschende Tochter. Aber sie hat mein Baby in sich getragen. Möglicherweise einen Sohn. Meinen Sohn. Und jetzt ist er …« Hal ließ Dale los und starrte auf die blutige Schweinerei hinunter, die einst Darlenes Bauch gewesen war. »Ich habe darauf gezählt, dass sie mir einen Sohn schenkt. Jetzt muss ich mir ein neues Mädchen suchen. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, ein Mädchen zu finden und zu halten? Die meisten sterben noch, bevor sie schwanger werden, geschweige denn, dass sie die Geburt erleben. Darlene war stark. Sie kannte ihre Aufgabe. Sie hat mich vielleicht nicht geliebt, aber sie ist bei mir geblieben, weil ich ihr Vater war. Sie hätte mir einen Sohn geschenkt, und jetzt sind meine ganzen Pläne am Arsch!«
    Hal versetzte der Leiche in der Körpermitte einen Tritt. Es war ein feuchter, dumpfer Schlag zu hören, und der Körper wackelte, so als habe er gegen einen Kartoffelsack getreten. Hals schwarzer Schuh war blutverschmiert. Etwas ruhiger – all diese Wut tat seinem kranken Körper ganz und gar nicht gut – sagte er: »Es ist mir egal, wie du es anstellst, aber finde denjenigen, der das getan hat.«
    »Was ist mit Jim? Er könnte sich ganz in der Nähe verstecken.«
    Hal blickte sich im Wald um und fragte sich, ob Jim sich vielleicht wirklich irgendwo hier versteckte und sie beobachtete. »Vermutlich ist er längst weg – hat sich verpisst, als Darlene erschossen wurde, der Feigling. Keine Sorge, wir finden ihn. Aber zuerst will ich, dass du Darlenes Mörder findest.«
    Dale seufzte. »Okay.«
    Er verschwand.
    Allein mit seiner Tochter dachte Hal an den Tag zurück, an dem er ihre Mutter getötet hatte. Es hatte geregnet und war bitterkalt gewesen, und Ruth, die Darlene eben erst zur Welt gebracht hatte, war noch immer fett. Sie lag auf dem Schlafzimmerboden, ihr Gesicht und ihr Nacken von blauen Flecken übersät, während Blut aus ihrem Kopf quoll. Sie hatte fast genauso ausgesehen wie Darlene jetzt. Die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter war regelrecht unheimlich – im Tode sahen sie sich noch ähnlicher, als sie es zu Lebzeiten getan hatten.
    Nutzlose Schlampen, alle beide. Diesen widerlichen Abschaum wären wir jedenfalls los.
    Nur

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