Die Bestien - Thriller (German Edition)
war und nun auf ihrer linken Wange ruhte.
Die Blechdose, die sie sich umgehängt hatte, lag neben ihrem Körper. Die Schnur hatte sich eng um ihren Hals gewickelt.
Jim fiel auf die Knie. Er senkte den Kopf und als Tränen in seinen Augen brannten, dachte er: Gott, es tut mir so leid, Darlene. Das hätte niemals passieren dürfen.
Das Geräusch von Stimmen und schweren Schritten auf dem trockenen Waldboden fühlte sich an wie Eiswasser, das seine Wirbelsäule hinunterschoss.
Wie erstarrt richtete er sich auf.
Verdammt!
Jim musste verschwinden. Er musste die Mine erreichen, bevor die Jäger ihn fanden.
Irgendwie brachte er den Willen auf, seinen Körper in Bewegung zu setzen. Er wischte sich die Tränen weg, stand auf, warf einen letzten Blick auf Darlene, drehte sich um und eilte davon.
Er hoffte, dass er das Loch finden würde, das in die Mine führte – Darlene hatte gesagt, dass sie bereits ganz nahe waren, deshalb war er zuversichtlich, dass es nicht allzu schwer zu finden sein würde.
Er lief, so schnell er konnte – sein halb lahmes Bein hinderte ihn daran, richtig schnell zu rennen –, wich Bäumen aus und stieg über Kletterpflanzen. Der Wald sah überall gleich aus, ganz egal, in welche Richtung er schaute. Jim kam es vor, als wolle er nie enden. Dennoch lief er immer weiter und suchte dabei den Boden nach einem Anzeichen für das vergitterte Einstiegsloch ab.
Gerade, als er die Hoffnung aufgeben wollte und glaubte, den Minenschacht ohne Darlene niemals zu finden, entdeckte er links im Gras irgendetwas Dunkles. Er hastete darauf zu und schrie beinahe vor Begeisterung auf, als er das Gitter sah. Es war teilweise von Gräsern verborgen, die rundherum wuchsen, und kleiner als er angenommen hatte. Das Metall war vom Rost ganz rot. Er beugte sich nach unten, schob die Gräser zur Seite, hakte seine Finger in das Gitter ein und zog daran. Es ließ sich ganz leicht entfernen. Jim atmete aus, legte das Gitter zur Seite und blickte in den schmalen Schacht hinunter.
Er sah Holzlatten, die als simple Leiter in der Wand befestigt waren und in die Dunkelheit hinunterführten. Jim hielt an der verzweifelten Hoffnung fest, dass das Holz inzwischen nicht verrottet war, kniete sich hin, drehte sich um, schluckte etwas Blut und Dreck hinunter und ließ einen Teil seines Körpers in das Loch hinab. Er tastete die Wand mit seinem rechten Fuß ab, bis er ihn auf einer der Holzlatten abstellen konnte. Er testete die Latte mit seinem ganzen Gewicht und stellte fest, dass, wer auch immer diese provisorische Leiter gebaut hatte, wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Er schob seinen linken Fuß nach unten und stellte ihn auf derselben Latte ab. Dann ließ er auch den Rest seines Körpers ganz in das Loch hinunter, während er sich krampfhaft an der obersten Sprosse festhielt. In dieser Position blieb er stehen, Kopf und Hals noch immer über dem Rand des Lochs, streckte eine Hand aus, griff nach dem Gitter und zog es über seinen Kopf.
Mit vorsichtigen Bewegungen kletterte er eine weitere Sprosse nach unten und hielt sich mit der linken Hand an der zweiten Latte fest. Nun sah er nur noch Felsen vor sich und zog das Gitter ganz über das Loch. Als er es wieder an seinen Platz geschoben hatte, kletterte er die Leiter weiter hinab.
Bald darauf verschwand das Tageslicht völlig, Dunkelheit umgab ihn. Er nahm einen starken Geruch von Erde und Feuchtigkeit wahr, und seine Klaustrophobie, die er während seiner Zeit im Gefängnis weitgehend unter Kontrolle gehabt hatte – auch wenn er ein paar schweißnasse, schlaflose Nächte durchlebt hatte, in denen er überzeugt gewesen war, die Wände kämen langsam näher und würden ihn wie eine Tomate in einem Schraubstock zerquetschen –, drohte, ihn vollständig zu lähmen und zu einem abrupten Halt zu zwingen.
Er begann zu zittern.
Hör auf damit! Dreh jetzt bloß nicht durch. Denk an was anderes. Vergiss einfach, dass du in einem abgeschlossenen Raum bist.
Woran soll ich denn sonst denken? An Darlene?
Mit einem Mal schien die bedrohliche Klaustrophobie in den Hintergrund zu rücken, und alles, woran er noch denken konnte, war Darlene.
Das ist alles meine Schuld! Verdammte Scheiße, Darlene ist meinetwegen tot!
Am liebsten hätte er sich zu einem Ball zusammengerollt und seine Erinnerungen mit einer Flasche Whiskey weggespült, hätte versucht, alles wegzuwischen, genauso, wie er weggewischt hatte, was in der Nacht von Suzies Tod geschehen war.
Er kletterte die Leiter
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