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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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ist es jetzt überstanden. Hat sich der Besuch nicht gelohnt, und sei es nur, weil du jetzt beruhigt sein kannst?«
    Karl nickte. »Ja. Du hattest recht, mich zu drängen. Zum Glück dachte Jim, es wäre nur, weil ich den ganzen Tag auf meinem nutzlosen Arsch sitze und mich langweile.«
    »Ich dulde nicht, dass du so über deinen Körper redest. Denn den mag ich sehr.« Sie küsste ihn zärtlich auf die rechte Wange. »Du sagst mir doch die Wahrheit, Karl, über deinen Arztbesuch? Da war nichts weiter? Nur Hämorrhoiden?«
    »Ich liebe es, wenn du so redest. Hämorrhoiden. Niemand sagt das so wie du.« Karl lächelte gequält. »Und damit erkläre ich alle Diskussionen über meinen Hintern für beendet. Am heutigen Tag wird er nicht noch einmal erwähnt, basta.«
    Das Handy klingelte.
    Naomi ging ran.
    »Hallo? Oh. Ja, Katie, dein Vater ist da. Augenblick, bitte.«
    Naomi reichte das Telefon mit ausdrucksloser Miene an Karl weiter.
    »Katie? Wie geht es denn meiner hübschen Kleinen in Edinburgh?«, sagte Karl mit ausgeprägtem schottischem Akzent.
    »Du bist ja immer noch mit dieser Frau zusammen, Dad«, ertönte Katies vorwurfsvolle Stimme am anderen Ende.
    »Und ich liebe dich auch, meine Schöne. Wie läuft es in der Schule?«
    »Es ist keine Schule, es ist eine Universität, und es läuft scheiße.«
    »Hör auf zu fluchen. Du weißt, du darfst keine Schimpfwörter mit mehr als einem Buchstaben in den Mund nehmen.«
    Ihrem anfänglich streitlustigen Ton zum Trotz, lachte Katie leise, und plötzlich strahlte Karls Gesicht vor Erleichterung.
    »Du sollst mich ernst nehmen, Dad.«
    »Okay. Ich geb mir Mühe. Warum rufst du an? Aber ich muss dich warnen, wenn du sagst, wegen Geld, dann schreie ich.«
    »Wie laut?«
    »Wie viel?«
    »Hundert.«
    Karl schrie so laut, dass Naomi zusammenzuckte.
    Katie kicherte.
    »Wenn du hier von Pennys sprichst, dann verkaufe ich etwas und schicke dir die Summe zum fünfzigsten Geburtstag.«
    Lauteres Gelächter vom anderen Ende ertönte aus dem Telefon.
    »Lach nicht. Es ist mein Ernst, Katie.«
    »Ich hab dich lieb, Dad.«
    »Nicht halb so sehr wie ich dich. An die Adresse, die ich habe?«
    »Ja …«
    »Ich schicke es morgen früh gleich als Erstes. Okay – oh, Katie?«
    »Ja?«
    »Halte dich von den Schotten fern. Ich traue keinem Mann, der einen Rock trägt.«
    Katie antwortete unter Gelächter. »Hab dich lieb, Dad. Tschüs.«
    Das Geräusch von Küssen am anderen Ende der Leitung beendete das Gespräch.
    »Katie lässt dich lieb grüßen«, sagte Karl mit einem bemühten Lächeln zu Naomi.
    »Ich weiß. Ihre Zuneigung war förmlich spürbar.«
    »Lass ihr Zeit, Naomi. Sie ist jung und zwischen ihrer Mutter und mir hin- und hergerissen. Es ist bestimmt nicht leicht für …«
    Der Summer an der Eingangstür des Büros ertönte.
    »Können die nicht lesen, dass wir in der Mittagspause sind?«, fragte Karl.
    »Na komm. Lass uns ins Büro runtergehen. Du machst nie deine erste Million, wenn du deine Kundschaft ignorierst.«
    Auf dem Weg nach unten sah Naomi deutlich die Silhouette einer untersetzten Gestalt vor der Ornamentglasscheibe der Tür – und dass das »Mittagspause«-Schild heruntergefallen war.
    Sie riss die Tür auf und entschuldigte sich hastig.
    »Tut mir leid, normalerweise sind wir …«
    »Guten Tag, Naomi«, sagte Bill Munday mit einem fast unmerklichen Nicken. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich war zufällig in der Gegend und dachte mir, ich könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ist Mister Kane zu sprechen?«
    »Einen Moment. Er müsste gleich da sein«, antwortete Naomi und ließ Munday an der Tür stehen.
    Munday betrat das winzige Büro und setzte sich. Keine Minute später kam Karl zur Seitentür herein, während im Hintergrund eine Toilettenspülung rauschte.
    »Ah, Mister Munday. Wie geht es Ihnen an diesem ungewöhnlich warmen Tag?«
    »Bei aller Wärme spürte ich eindeutig eine gewisse Kälte seitens der sonst so freundlichen Naomi«, antwortete Munday.
    »Wie heißt es noch? Wenn du jemanden brauchst, der dich liebt, kauf dir einen Hund.«
    »Der ist gut, Mister Kane. Den muss ich mir unbedingt für meine Hundefreunde merken.«
    »Ich glaube, Sie haben bei der Morgenwäsche etwas übersehen«, sagte Karl lächelnd und klopfte sich an die Stirn. »Sie haben da einen großen schwarzen Fleck.«
    Plötzlich wirkte Mundays Gesicht verkniffen. Seine Augen wurden zu schwarzen Löchern.
»Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem

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