Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
Vom Netzwerk:
einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck in die Kamera.
    »Und?«, drängte sie.
    »Nein. Es tut mir leid … ich kenne keinen davon. Was soll das alles …?«
    Sie bewegte die Hand so schnell, dass man es kaum erkennen konnte. Der King summte in McCullys Schritt.
    »Aaah – Scheiiiße!« Eine Million Tritte in die Eier. Plötzlich roch es in dem Zimmer nach verbranntem Stoff.
    »Zu deinem Glück, William, hat deine Hose den größten Teil dieses Stromschlags abbekommen, andernfalls wärst du jetzt entmannt.« Sie zappte ihm die Stirn.
    »Aaargh!«
    »Bedauerlicherweise schützt deine Stirn kein Stoff. Ich habe dich gewarnt, was das Lügen anbelangt«, sagte sie und zog die Hand weg. Der grauenhafte Abdruck von King Zappers Zähnen hatte sich in McCullys Stirn eingebrannt. Ein kleines Wölkchen kathodenblauen Rauches stieg von der Verletzung auf. Der Gestank von verbranntem Fleisch war ekelerregend. »Jetzt trägst du das Mal des Tieres, weil du gelogen hast. Lüg mich nicht an, William! Lügen werden ausgebrannt. Verstanden?«
    »O Gott, o Gott … bitte helfen Sie mir … die Schmerzen …«, flüsterte er gequält, während ihm schwarz vor Augen wurde und er eine Ohnmacht gleichermaßen fürchtete wie herbeisehnte.
    »Werd mir ja nicht bewusstlos, William. Falls doch, habe ich Mittel und Wege, dich wieder zu dir zu bringen. Keine sehr angenehmen Mittel und Wege. Werd – nicht – ohnmächtig.« Die letzten Worte sprach sie in gemessenem Tonfall, als hätte sie sie schon viele Male formuliert. »William? Hörst du mich, William?«
    »Wasser … trinken … bitte … Schmerzen …«
    »Um die Schmerzen kümmern wir uns später«, sagte sie und zückte Foto Nummer drei. »Doch jetzt zurück zu unserem kleinen Bilderabend. Versuch diesmal besser, dich zu erinnern. Öffne die Tür, die du so lange verschlossen gehalten hast. Ich bin hier und will dir helfen, dich deiner Vergangenheit zu stellen.« Plötzlich klang ihre Stimme besänftigend, wie die einer Mutter zur Schlafenszeit.
    Foto drei zeigte einen jungen Mann, der so etwas wie Lumpen in die Höhe hielt; obwohl es sich um ein Schwarz-Weiß-Foto handelte, zeigten die dunkleren Stellen der Lumpen die verräterischen Spuren getrockneten Blutes. Dunkler als die dunkelsten Schatten. Zwei weitere Männer schienen die Lumpen mit verschmitzten Gesichtern zu betrachten.
    Plötzlich zuckte McCully zusammen, nicht wegen des Kings, sondern wegen der Stimmen, die in seinem Kopf erklangen.
Empfindlich, Basil? Fühlt sich an, als wäre sie noch drin. Nicht, dass du was damit anzufangen wüsstest …
    »Ich …« McCully wollte etwas sagen, doch die Zunge versagte ihm den Dienst. »Ich … o Gott …«
    Sie nickte gütig. »Schon gut. Schon gut. Lass dir Zeit, William. Jetzt besteht kein Grund mehr zur Eile. Alles wird gut.« Sie rückte näher und legte ihm eine Hand auf die Brust. Drückte sie sanft. »So … so … ruhig … ruhig … jetzt fühlst du dich doch viel besser. Oder nicht?«
    Er nickte trotz der quälenden Schmerzen in Kopf und Hals. »Ja …«
    »Du armer Mann. All die Jahre dieses gärende Gift in dir herumzutragen. Das kann nicht leicht gewesen sein. Wie du gelitten haben musst. Dein ganzes Leben lang hast du dich reinwaschen wollen, es aber nie geschafft. Ich verstehe diese Qualen – und, wie man sich vor sich selbst rechtfertigt.«
    Er nickte abermals. Die gütigen Worte trieben ihm Tränen in die Augen.
    »Die Schmerzen … bitte …«
    »Du bekommst gleich etwas gegen die Schmerzen. Versprochen. Aber vorher musst du mir eine letzte Frage beantworten. Okay?«
    »Ja … ja … jede …«
    »Ich kenne die Namen aller Leute auf diesen Fotos. Du musst mir den Namen des Mannes nennen, der nicht darauf zu sehen ist.«
    »Ich … was meinen Sie damit?«
    Sie nahm King vom Boden hoch und zeichnete ein Z über McCullys Gesicht. Seine Haut zischte.
    »Aaargh!«
    »Pssst. Wir wollen doch nicht die Nachbarn wecken. Oder, William?«
    »Aaah. Die Schmerzen. Mein Gott, die Schmerzen … bitte nehmen Sie das weg. Ich flehe Sie an. Biiitte …«
    »Warum hörst du nicht einfach auf mich? Diese schrecklichen Schmerzen müssen nicht sein. Wenn du noch mal böse bist, William, entstelle ich dich fürs Leben. Du musst meine Fragen ernst nehmen.«
    »Bitte … ich … ich will helfen. Wirklich. Ich weiß nur nicht, was Sie meinen.«
    »Hmm.« Sie sah ihn einen Moment an. »Okay. Ich glaube dir, dass du mithelfen willst, dieses schreckliche Unrecht

Weitere Kostenlose Bücher