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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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zu sühnen. Also, ein letzter Versuch. Wie ist der Name der Person, die nicht auf den Fotos zu sehen ist? Nicht die Äffchen, sondern der große Oberaffe, dem ihr alle gefolgt seid.«
    William wollte nur die Augen schließen. So müde. Er wagte einen letzten Vorstoß.
    »Er lässt mich töten, wenn ich es Ihnen sage.«
    Sie sah ihn an, dann blickte sie zum gegenüberliegenden Fenster. Dann sah sie ihm direkt in die Augen. »Du hast mein Wort. Ich lasse nicht zu, dass er dir auch nur ein Haar krümmt. Das ist ein Versprechen. Und jetzt flüstere mir den Namen ins Ohr. Niemand sonst wird ihn hören. Versprochen.«
    Mit einem Seufzen antwortete er, ein aus Angst vor möglichen Zuhörern gehauchtes Murmeln.
    Sie hörte aufmerksam zu. Schloss die Augen. Holte zischend Luft. Schlug die Augen auf. Sie hatte sich verändert. »Bei allem, was du getan hast, ist noch ein Fünkchen Gutes in dir. Lass dir von keinem etwas anderes einreden, William.«
    William nickte angesichts ihrer Worte. »Danke …« Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Würden sich nur alle Geständnisse so gut anfühlen …
    Lautlos griff sie mit einer Hand in die Handtasche und holte etwas heraus. Eine Schusswaffe. Klein, aber dennoch sah sie in ihrer zierlichen Hand irgendwie riesig aus.
    »Oh, Scheiße, nein …« William versuchte, die Augen zu schließen.
    »Mach die Augen auf, William. Sei kein Feigling. Dies ist die letzte Haltestelle. Alles aussteigen.«
    Widerwillig schlug er die Augen auf und verspürte Übelkeit bei dem Anblick.
    Mit der linken Hand schraubte sie den enormen Schalldämpfer auf, der die ganze Waffe länger machte. Jetzt sah die winzige Pistole wahrhaft eindrucksvoll aus.
    Williams Gesicht verlor im Handumdrehen jegliche Farbe und wurde kalkweiß, während er die Waffe und den grässlichen Aufsatz fixierte.
    Behutsam drückte sie ihm die Waffe auf die Brust. Kaltes Metall auf klammer Haut. »Zeit, die Zeche zu zahlen, William.«
    »Bitte … ich …«
    Der stechende Ausdruck in ihren Augen verschwand einen Moment, als sie sich auf etwas anderes konzentrierte. »Glaubst du daran?«, fragte sie und hob mit der Waffe die silberne Medaille samt Kette hoch, die er um den Hals trug.
    »Das ist mein … Sankt Christopherus … ein Geschenk meiner Mutter, Gott sei ihrer Seele gnädig.«
    »Glaubst du daran, habe ich gefragt?«
    Seine Lippen waren trocken wie Schmirgelpapier; er versuchte, sie zu lecken. Keine Spucke.
    »Ja«, flüsterte er heißer. »Ich glaube …«
    Sie zerrte brutal daran und sah, wie die Kette riss, Kettenglieder zu Boden fielen.
    »Kopf oder Zahl?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Kopf oder Zahl. Du entscheidest.« Sie legte den Anhänger perfekt ausbalanciert auf ihren Daumen.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Für einen angeblich so intelligenten Mann lässt du dich recht schnell verwirren, William«, sagte sie und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Wenn du jetzt nicht verstehst, wirst du es nie. Deine Chance, zu verstehen, ist vertan. Ich entscheide für dich. Wenn dein Heiliger mit dem Gesicht nach oben landet, überlebst du. Ganz einfach; nicht sehr kompliziert.«
    »Bitte …«
    »Kein ›Bitte‹ mehr.«
    Sie warf die Medaille in die Luft.
    Er sah, wie der Anhänger herumwirbelte, eine silberne Schliere. Er atmete tief durch, als die Medaille Zentimeter von seinen Füßen entfernt auf dem Teppich landete. Er konnte nicht erkennen, auf welcher Seite sie gelandet war. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Der volle, erstickende Geruch von überreifen Bananen und beißenden Zwiebeln hing in der Luft; der Geruch der Angst.
    Bedächtig betrachtete sie die Münze.
    »Er hat dir den Rücken zugewandt, William.«
    Ihre Worte glichen einem Schlag in seine Brust. Ihm stockte der Atem.
    »Bitte. Ich flehe Sie um mein Leben an. Sie müssen das nicht machen.«
    »Doch. Es ist vorherbestimmt. Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Ich bin lediglich die Vollstreckerin dessen, was du begonnen hast.«
    Mit diesen Worten war der Austausch zwischen ihnen beendet.
    Er erschauerte, jedoch nicht, weil ihm kalt war, sondern weil sein Körper endlich instinktiv begriff, was er vor wenigen Minuten nur ahnen, aber nicht in seiner ganzen Bedeutung erfassen konnte.
    »Bitte …«
    »Wenn ein Wort zu oft wiederholt wird, verliert es seine Wirkung, William. Es wird bedeutungslos.«
    In seiner Niederlage errangen sein alter Zorn und die Arroganz wieder die Oberhand.
    »Dann leck mich doch! Fahr zur Hölle!«
    »Gute

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