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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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doch gern an. Oder nicht, William?« Heiterkeit klang aus ihrer Stimme. Nicht fröhlich. Bedrohlich. »Du hast etwas mehr Strom abbekommen, als ich beabsichtigt hatte. Der Teppichboden hat die Wirkung verstärkt. Normalerweise bleibt nach dem Schock nur ein taubes Gefühl zurück.«
    »Was … was soll das alles? Wo ist Peter? Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Ihre Miene verfinsterte sich. »Er weilt nicht mehr unter uns. Allerdings solltest du dir mehr Sorgen um deine Situation machen als um seine.«
    »Sie … Sie haben ihn umgebracht? Warum? Was hat er getan? Was hat das alles zu bedeuten?«
    Sie antwortete nicht, sondern sah ihn nur mit einer erschreckend kalten, raubtierhaften Neugier in den Augen an.
    »Was … zu trinken … kann ich wenigstens etwas Wasser haben … bitte?«, flehte er.
    »Hmm«, murmelte sie schließlich, traf aber keine Anstalten, seine Bitte zu erfüllen. »Vielleicht später. Wenn du brav bist, William.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    Sie legte ihm behutsam einen Finger auf die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen.
    »Erste Regel, William: keine Lügen. Lügen machen dich klein und mich unbedeutend. Lügen werden bestraft; die Wahrheit wird belohnt.« Sie holte ein kleines Gerät aus der Handtasche, nicht größer als ein Handy. »Aus Japan. Wunderbar, findest du nicht auch? Nennt sich King Zapper. Vor ein paar Jahren waren diese Dinger noch so groß wie Backsteine. Sieh sie dir jetzt an. Nicht größer als ein Mobiltelefon. Aber sie können binnen eines Sekundenbruchteils einen Stier zu Fall bringen.« Sie drückte auf einen kleinen, grünen Knopf. Eine grelle, gespaltene Zunge kobaltblauen Lichts loderte in dem garstigen Gerät auf und knisterte bedrohlich zwischen King Zappers Metallzähnen. Sie hielt das Gerät ganz nahe an McCullys Gesicht, als wollte sie ihm eine Rasur damit verpassen.
    »Bitte …« Er wandte das Gesicht instinktiv von King Zapper ab.
    Sie führte King Zapper zu McCullys Mund, wo sie ihn über den Lippen verweilen ließ.
    Er schloss die Augen. Spürte King Zappers Summen dicht über den Lippen. Knirschte mit den Zähnen, wartete auf den Stromstoß.
    »Augen auf, William.«
    Er gehorchte widerwillig.
    »Gut. Warum macht ihr Jungs nur immer die Augen zu? Die Schmerzen werden dadurch nicht weniger. Wollt ihr so das Unvermeidliche verhindern? Das ist Regel Nummer zwei: Augen weit auf. Wenn du sie ohne Erlaubnis zumachst, bekommen deine Eier einen Kuss. Natürlich nicht von mir. Von King Zapper.«
    Sie hielt King Zapper noch näher. McCully konnte die Elektrizität schmecken. Wie feuchtes Kupfer. Seine Zähne klapperten. Schweiß lief ihm über das Gesicht, wobei er sofort an die leitenden Eigenschaften denken musste; er mochte sich nicht ausmalen, was passieren würde, sollte King Zapper ihn berühren.
    »Schon gut. Ich weiß, wir müssen den bösen King nicht noch einmal benutzen«, flüsterte sie beruhigend und drückte einen roten Knopf. King entschlummerte.
    »Wer … wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?« Seine ängstliche Stimme klang blechern.
    »Ein paar Informationen. Mehr nicht. Dann verschwinde ich für immer wieder aus deinem Leben. Wie hört sich das an, William?«
    Er wollte nicken, aber sein Hals war zu wund. »Was … was für Informationen?«
    »So gefällst du mir«, ermutigte sie ihn und nahm dabei einen großen Umschlag aus einem ledernen Aktenkoffer, der wenige Schritte entfernt auf dem Boden stand. Sie öffnete den Umschlag und nahm ein Bündel Schwarz-Weiß-Fotos heraus. Abgesehen von einigen Altersspuren an den Rändern, sahen die Fotos recht neu aus.
    »Ich möchte, dass du dir die genau ansiehst. Denk nach, bevor du etwas sagst. Ich kenne die Antworten bereits. Ich will nur feststellen, ob du ehrlich zu mir bist.«
    Draußen ertönte die Albert Clock und läutete dreimal. Früher Morgen, die Stadt schlummerte friedlich.
    McCullys betrachtete das erste Foto, das sie wie ein Storyboard in den Händen hielt. Eine Gruppe junger Männer in wahllosen Posen, manche in der Hocke, andere starr und aufrecht neben einer dunklen Stelle am Boden. Die Gruppe glich neugierigen Meerkatzen.
    »Kennst du einen davon?«
    Er betrachtete das Foto erneut, da ihre Frage ihn verwirrte. »Nein … ich glaube nicht …«
    Sie tauschte das Foto hastig gegen das nächste in dem Stapel aus. Dieselbe Gruppe Männer in leicht veränderter Haltung. Eine herangezoomte Nahaufnahme. Deutlicher. Jetzt stand nur noch einer der Gruppe und sah direkt und trotzig, mit

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