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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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zur Hand.
    »Ich kann buchstabieren. Nur eben nicht Vertraulichkeit. Das ist meine alte Nemesis, Dyslexie.«
    »Du hast mir nie gesagt, dass du Dyslexie hast.«
    »Na ja, ich bin manchmal ein bisschen vergesslich und sorglos im Umgang mit Fakten«, sagte Karl und ließ die Finger über der Tastatur kreisen. »Und was diesen sogenannten Haufen Altmetall angeht … Ich muss dir sagen, dass es sich dabei um eine tragbare Royal Quiet DeLuxe handelt.«
    Naomi verzog das Gesicht, als wollte sie »Das kann nicht dein Ernst sein« ausdrücken. »Quiet? Still? Still ist daran gar nichts. Das Ding rattert wie ein Specht.«
    »Weißt du, wer auf so einer Maschine einige seiner größten Klassiker geschrieben hat?«
    »Benny Hill?«
    »Hemingway. Der Meister.«
    Naomi lächelte. »Wie ich gehört habe, soll er auch ein Meister im Bett gewesen sein.«
    »Denkst du an nichts anderes?«
    »Tja, ich kann nichts dafür. Du bist einfach so sexy in deinen fadenscheinigen Boxershorts, hinter denen man deinen Willi sehen kann.«
    »Ich weiß. Unwiderstehlich.«
    »Und wenn ich nun sage, ich liebe Männer in fadenscheinigen Boxershorts? Oder, dass mir noch lieber wäre, ein bestimmter Mann würde sie ausziehen?«
    »Und was, wenn ich darauf antwortete, dass ich schon jenseits der vierzig bin und mich wie fünfzig fühle?«
    »Du hast den Körper eines Dreißigjährigen.«
    »Das wünschte ich mir.«
    »Ich auch.«
    Karl musste grinsen. »Du solltest dich schämen, mich so zu traktieren. Wegen deiner Lüsternheit habe ich jetzt eine Schreibblockade.«
    »Hoffentlich nur das«, entgegnete Naomi und tätschelte auffordernd das Bett. »Solange es keine Schwanzblockade ist.«
    »Naomi Kirkpatrick! Ich fasse es nicht, was du in letzter Zeit für Ausdrücke benutzt«, sagte Karl grinsend.
    »Ich weiß. Schockierend. Und jetzt beweg deinen Arsch hierher, bevor du mich richtig fluchen hörst.«
    »Gnade. Meine alten Glieder sind müde, Naomi. Wirklich.«
    »Solange das eine noch funktioniert, ist das nicht weiter schlimm. Komm her. Heute Nacht wird nicht mehr getippt – oder Korrektur gelesen.«
    Gehorsam stieß sich Karl von der Tischkante ab, streckte sich und stapfte im John-Wayne-Gang zum Bett.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du von den ersten beiden Kapiteln hältst«, sagte Karl, ließ sich auf dem Bett nieder und genoss die Wärme und den Duft der Frau, die ihn erwartete.
    »Ich sage das nicht nur so, Karl, aber ich bin echt gespannt. Normalerweise würde ich so etwas nicht lesen, aber es macht mir richtig Spaß. Diese Verleger sind selber schuld, wenn sie das nicht veröffentlichen.«
    »Gefällt mir, wenn du so überzeugend lügst.«
    »Ich lüge nicht.«
    Zärtlich streichelte er ihr das Gesicht und staunte über die glatte Haut mit den Sommersprossen. Heute fand er sie noch attraktiver als bei ihrer ersten Begegnung vor zwei Jahren. Er fragte sich aber immer noch, was sie an ihm fand.
    »Ist dir schon aufgefallen, dass man plötzlich feststellt, wie nett manche Menschen sind, wenn man genügend Zeit unter Leuten verbracht hat, die es nicht sind?«, fragte Karl.
    Naomi ließ ein schiefes Grinsen sehen. »Quäl dich nicht. Sie ist es nicht wert. Und es ist jetzt schon drei Jahre her. So langsam glaube ich, du bist immer noch scharf auf sie.«
    Karl lachte laut auf. Es dauerte nur einen Moment, bis die Erinnerungen einsetzten.
    In dieser besonderen Nacht musste Karl einen geschäftlichen Besuch in Dublin aufgrund unvorhergesehener Entwicklungen abbrechen und kam unerwartet nach Hause. Er war müde und niedergeschlagen und nicht in der Stimmung für Lynnes verbittertes Keifen, daher betete er, dass sie schon im Bett liegen und schlafen und so ihr Schandmaul wenigstens heute halten würde.
    Kaum war er selbst ins Bett gekrochen, wurde es bizarr.
    »Scheiße«, sagte der Fremde in Karls Bett und machte seltsame Verrenkungen unter dem Laken.
    Es dauerte einen Moment, bis Karl begriff, dass der Fremde an den verborgenen Kopf von Karls Frau tippte und verzweifelt versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Und es dauerte noch einen Moment, bis Karl feststellte, dass da gar kein Fremder seine Frau antippte, sondern eine Fremde.
    Lynne kam langsam unter der Bettdecke hervor; ihre Lippen glänzten vom Oralverkehr. »Du solltest nicht hier sein«, flüsterte sie recht heiser und wischte sich den Mund ab.
    »Und du solltest nicht dort sein«, antwortete Karl gelassen, aber schockiert. Dann wandte er sich an die fremde Frau und sagte:

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