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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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läuft’s?«
    »Blendend. Warum rufst du immer so spät in der Nacht an? Solltest du nicht lieber interessante Dinge mit deiner reizenden Frau Anne anstellen?«
    »Sollte ich, aber da ich den ganzen Tag arbeite und undankbaren Freunden einen Gefallen tue, komme ich so selten dazu.«
    »Der Punkt geht an dich. Hast du die Ergebnisse der Blutuntersuchung, um die ich dich gebeten habe?«
    »Das braucht seine Zeit. Vielleicht morgen, wenn es gut läuft. Hör zu, ich hab aber eine andere Neuigkeit für dich. Erinnerst du dich an die amputierten Hände im Magen des Wildschweins?«
    »Wie könnte ich die vergessen? Seitdem ist ein Schinkensandwich einfach nicht mehr dasselbe.«
    »Eine gehört einem Mister Basil Donaldson. Die Polizei hatte seine Fingerabdrücke in der Datenbank.«
    »Also war er vorbestraft?«
    »Er hat seinem Arbeitgeber sechzigtausend Pfund unterschlagen und wurde zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.«
    »Sechzigtausend?« Karl gab einen Pfiff von sich. »Und nur sechs Monate auf Bewährung? Normalerweise sitzt man für so was ein paar Jahre. Klar ist, dass sein Fall nicht von Richter ›Höchststrafe‹ Haughton verhandelt wurde. Der hätte Donaldson zu einem Monat Gefängnis für jedes einzelne gestohlene Pfund verdonnert.«
    »Da liegt die Ironie. Mister Donaldson hat es dem Gefängnis unterschlagen, wo er als Aufseher arbeitete. Rate mal, welches Gefängnis.«
    »Woodbank?«, schlug Karl wie aus der Pistole geschossen vor.
    »Der Kandidat hat hundert Punkte. Das ist also der dritte Aufseher von dort, der binnen eines Monats ermordet wird.«
    »Hoffentlich wird das kein Trend. Als Nächstes könnte Töten-wir-Privatdetektive in Mode kommen.« Karl griff nach einem Nikotinpflaster. Schnupperte daran. Leckte daran. »Kann ich dich mal was ganz anderes fragen, Tom?«
    »Nein.«
    »Kann man süchtig nach Nikotinpflastern werden?«
    »Was?«
    »Mir ist eben klar geworden, dass ich mehr von den Dingern verschleiße als ich früher Zigaretten geraucht habe.«
    »Ich glaube, ich muss jetzt auflegen.«
    »Was ist mit dem Schrittmacher? Irgendwelche Hinweise auf den Besitzer? Könnte er Donaldson gehört haben?«
    »Nein. Laut seiner Familie war Donaldson kerngesund. Er hatte nie Herzprobleme. Hör mal, Karl, ich muss jetzt wirklich los. Gerade ruft jemand auf dem Büroanschluss an. Wir reden morgen weiter. Wenn ich noch etwas höre, lasse ich es dich wissen.«
    »Ich bekomme auch gerade einen Anruf.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    »Die Pflaster waren nur als Übergangslösung gedacht, Karl«, sagte Naomi mit missbilligender Miene vom Bett. Neben ihr lagen einige Seiten von Karls jüngstem Manuskript.
    »Wirklich? Dann scheine ich jetzt in einer Phase des Übergangs zu leben. Sei so lieb und mach mir dieses Ding ab. Das ist ja schlimmer als ein chinesisches Fingerpuzzle. Bis man es von dem verfluchten Klebestreifen abgeschält hat, ist man so hibbelig, dass man unbedingt eine Zigarette braucht!«
    »Was wollte Tom?«, fragte Naomi, stand vom Bett auf und entfernte den widerborstigen Klebestreifen im Handumdrehen. »Siehst du, wie leicht das geht, wenn man ein wenig Geduld aufbringt?«
    »Das liegt nur daran, dass deine Finger keine Schwielen haben und du nie geraucht hast, weil du so ein braves Mädchen bist, und so weiter.«
    »Ich war ein braves Mädchen, bis ich dich kennengelernt habe.«
    Karl klebte sich das Pflaster auf den Arm und beantwortete endlich ihre Frage. »Vor einer Woche wurde ein Mann tot aufgefunden. Und die haben rausgefunden, dass er ein Betrüger war und dem Gefängnis Geld unterschlagen hat.«
    »Warum sagen die immer unterschlagen? Warum sagen sie nicht gestohlen?«
    »Weil, Teuerste, wir nicht schlecht von den Toten sprechen. Außerdem wurde dem armen Kerl mindestens eine Hand abgetrennt. Ich finde, das ist Strafe genug. Du nicht?«
    »Seine Hände … oh …«, antwortete Naomi und erschauerte ein wenig. »Glaubst du, jemand im Gefängnis wollte damit eine Botschaft vermitteln? Dass das passiert, wenn man in die Kasse greift?«
    »Du machst mir allmählich Angst, Naomi. Als hättest du meine Gedanken gelesen. Aber jetzt zu etwas sehr viel Wichtigerem. Wie schreibt man Vertraulichkeit? Mit i oder mit i-e?«
    »Du bist Schriftsteller und kannst keine Rechtschreibung? Du solltest das Textprogramm des Computers im Büro benutzen und nicht diesen Haufen Altmetall.« Naomi legte sich wieder ins Bett und stützte die Arme auf die Kissen. Dann nahm sie wieder das Manuskript

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