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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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vor irgendwas versteckt. Glaubst du wirklich,
ich
fange jetzt damit an?«
    »Sei nicht dumm. Es geht hier nicht um Stolz. Es geht um Verrückte, die mit Waffen rumrennen. Du hast selbst erlebt, wozu die fähig sind.«
    Naomis Gesicht veränderte sich nicht, nur die Tonlage ihrer Stimme. »Mach nie wieder den Fehler und nenn mich dumm, Karl. Und wage es nicht, laut zu werden. Wenn du mir laut kommst, dann kannst du was erleben.«
    »Dann bleib eben«, antwortete er und fügte sich in das Unabdingbare. Er versuchte nicht weiter, sie umzustimmen. Was sollte er auch sagen? Sie befand sich in einer der Launen, in denen sie Argumenten nicht zugänglich war und alles nur aus Emotionen bestand.
    »Danke, dass du so um mich besorgt bist«, sagte Naomi, als sie sich eine Minute später wieder beruhigt hatte, und gab Karl einen Kuss auf die Wange. »Und jetzt, wenn du gestattest, lasse ich mir ein Bad ein. Kommst du mit?«
    »Du kannst von Glück sagen, dass ich total im Eimer bin, andernfalls würde ich nämlich deinen Bluff auffliegen lassen und dein Angebot annehmen. Geh. Viel Spaß. Ich mag es, wenn du sauber bist.« Er gab ihr einen verspielten Klaps auf den Po.
    »Dauert nicht lange«, sagte sie und verließ das Zimmer mit schwingenden Hüften.
    »Kleines Biest.«
    Karl wartete, bis er das Wasser laufen hörte, dann begab er sich auf den Dachboden.
    Er machte das Licht an und schirmte die Augen vor dem grellen Schein der Glühbirne ab, die wie in einer Henkersschlinge von einem verbogenen Nagel herabhing. Der gesamte Raum war ein laienhaft zusammengezimmerter und verwahrloster Do-it-yourself-Albtraum. Eine Katastrophe in der Warteschleife.
    Zaghaft bahnte er sich einen Weg und hatte plötzlich ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Die feste Überzeugung, dass er jeden Moment durch den Boden in das darunterliegende Schlafzimmer stürzen und sich den Hals brechen würde, beherrschte seine Gedanken.
    Zwei qualvolle Minuten später lehnte er sich an die Wand gegenüber der Luke und versuchte, sich zu sammeln, bevor er in eine kleine, in der Mauer verborgene Nische griff. Behutsam zog er eine alte Keksdose aus Blech heraus und zerriss dabei dichte Spinnweben. Dicker Staub bedeckte den Deckel der Dose. Er widerstand dem Impuls, zu pusten.
    Karl betrachtete die Dose eine geschlagene Minute, bevor er sie öffnen konnte.
Mach sie auf. Bring es hinter dich.
    Der Deckel klappte auf und gab den Blick auf ein Bündel frei. Karl schlug die Lappen langsam auseinander und entblößte, was sie verbargen.
    Das Metall der Waffe war eiskalt. Karl fröstelte. Sie beunruhigte ihn, die Waffe. Irgendwie schien sie gewachsen zu sein, seit sie vor vielen Jahren in seinen Besitz gekommen war.
    Fünfzehn Minuten später, als er von seinem Ausflug auf den Dachboden zurückkehrte, ging er hastig ins Schlafzimmer, da er dachte, Naomi wäre noch im Bad.
    »Karl! Du bist ja voller Spinnweben. Was um alles in der Welt hast du da oben gemacht? Und was hast du mit dieser schmutzigen Dose vor?«, fragte Naomi und legte ihr Taschenbuch auf das Bett.
    »Ich wollte mir nur mal die Akte eines alten Klienten ansehen«, antwortete Karl und umklammerte die Keksdose. »Das war einer meiner ersten Fälle, noch bevor ich überhaupt ein Büro hatte.«
    »Du siehst fix und fertig aus. Alles in Ordnung?«
    »Der verdammte Boden. Wäre fast durchgebrochen.«
    »Soll ich dir ein Bad einlassen, damit du unter dem ganzen Staub wieder zum Vorschein kommst?«, fragte Naomi lächelnd.
    »Vielleicht, wenn ich wiederkomme. Ich muss kurz weg, bin aber gleich wieder da.«
    Plötzlich sah Naomi besorgt drein. »Bei dem Wetter und zu dieser nachtschlafender Zeit? Was ist los?«
    Er küsste sie zärtlich auf den Mund. »Nichts ist los«, antwortete er.
    »Ich habe dich gefragt, was los ist«, beharrte Naomi und stand vom Bett auf. »Du musst nicht weg. Das hat doch bestimmt bis morgen Zeit.«
    »Geh wieder ins Bett und halt es warm für mich. Ich bin gleich wieder da. Ich muss einen Mann wegen eines Hundes sprechen …«

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    Kapitel  Neunundzwanzig
    Montag, 5 .März (Nacht)
    »Ich wahre stets die Beherrschung, es sei denn, es wäre vorteilhaft, sie nicht zu wahren.« Sean O’Casey,
Der Pflug und die Sterne
    Karl hielt zaghaft das Lenkrad, als er in die Nebenstraße einbog und den Haupteingang des großen, düsteren Gebäudes mit dem Flair einer Industrieanlage hinter sich ließ. In verstreuten Fenstern einzelner Zimmer flackerten Neonlichter wie vergessene

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