Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
Vom Netzwerk:
schiefgehen? Rein und raus in weniger als fünf Minuten. Aber wie du sicher bezeugen könntest, entpuppen sich die vermeintlich narrensichersten Pläne am Ende oft als die mit den meisten Stolperfallen. Die haben nicht erwartet, dass sich ein gelähmter, schlafender Mann wehren und auf einen von ihnen schießen würde. Wie tödlich peinlich wäre das denn um ein Haar geworden?«
    »Du redest Blödsinn.«
    »Nein, ganz sicher nicht. Was ist mit der Alarmanlage? Wie erklärst du dir das?«
    »Ich weiß nichts von einer Alarmanlage, nur das, was ich in dem Bericht gelesen habe.«
    »Dann hättest du verdammt noch mal mit dem Hersteller der Anlage reden müssen, Protector Incorporated, so wie ich. Weißt du, was die mir gesagt haben? Chris’ System war ausgesprochen ausgeklügelt, wurde aber ausgeschaltet, ohne dass in ihrer Zentrale auch nur ein Pieps laut geworden wäre. Irgendwie leuchtet mir nicht ein, dass ein stinknormaler Drogendealer derart versiert sein sollte. Dir?«
    Wilson ließ die Hand über den Schreibtisch wandern.
    »Nein!« Karl zog die Waffe aus der Tasche und richtete sie auf Wilson.
    Wilsons ohnehin schon blasses Gesicht wurde noch weißer. Er alterte vor Karls Augen. »Ruhig … ruhig … ich nehme nur meine Zigarette. Ruhig … siehst du?« Wilson nahm die Kippe, und zu Karls Erleichterung zitterte die Hand seines Exschwagers ebenso sehr wie seine.
    »Pass nur auf, dass du sonst nichts nimmst.«
    Wilson zündete die Zigarette an und zog daran. »Ich wusste gar nicht, dass du mit einer Waffe umgehen kannst.«
    »Kann ich nicht. Darum würde ich an deiner Stelle auch nur mit äußerster Vorsicht niesen oder furzen. Und eine Frage, während du schön vorsichtig bist: Was ist das zweitbeste Beweismittel, nach Blut und DNA an einem Tatort?«
    »Was redest du da?«
    »Du gibst auf? Wie wäre es mit Fußabdrücken? Ja, genau. Fußabdrücke. Aber niemand hat sich die Mühe gemacht, die Abdrücke in Paisleys Scheiße zu nehmen. Es gibt keinerlei Unterlagen darüber, dass Abdrücke genommen worden wären, und als ich dort war, hat nichts darauf hingewiesen, dass überhaupt Abdrücke genommen wurden, weder Fuß- noch Fingerabdrücke.«
    »Was hattest du in Browns Haus verloren? Es ist eine schwerwiegende Straftat, einen Tatort zu kontaminieren. Dir ist hoffentlich klar, wie schwerwiegend?«
    »So schwerwiegend wie jemand, der dir eine Waffe ins Gesicht hält?«
    Wilson tat so, als wollte er aufstehen. »Hör zu, Kane, wir sind beide gestresst. Gehen wir rüber ins Europa, trinken was und …«
    »Hinsetzen!«
    Wilson floss langsam auf seinen Stuhl zurück.
    »Braver Hund. Oh, und da wir gerade beim Thema sind, wo ist eigentlich dein treues Hündchen?«
    »Was?«
    »Bulldog. Ich habe ihn schon länger nicht gesehen. Normalerweise lässt er sein Herrchen doch nicht aus den Augen. Wie ich höre, soll er eine Art Unfall gehabt haben. Hat eine Menge Blut verloren, munkelt man.«
    Wilsons Gesicht wurde so grau wie die Asche am Ende seiner Zigarette. Sein Mund war feucht von Spucke.
    »Du gehst jetzt besser. Solange du noch kannst. Es kann ausgesprochen gesundheitsschädlich sein, wenn man zu viel auf Gerüchte gibt. Ich kann dich nicht ewig schützen.«
    Karl streckte den Arm aus und zog die Zigarette aus dem Schraubstock von Wilsons Fingern. Er schnippte Asche auf Wilsons Hemd und zog heftig an der Kippe. Sekunden später unterdrückte er ein Husten.
    »Naomi hatte recht. Das sind eklige, abscheuliche Dinger, die einen schlechten Geschmack im Mund hinterlassen.« Er ließ die glimmende Zigarette in Wilsons Schoß fallen.
    »Du Irrer!«, zischte Wilson, schnellte wie ein Springteufel in die Höhe und wischte den brennenden Stummel weg.
    »Ganz recht. Ich bin ein Irrer. Kuckoo Kane hat nicht alle Tassen im Schrank. Ich an deiner Stelle wäre also ganz vorsichtig.«
    »Okay, Kane … atmen wir tief durch. Noch ist niemand zu Schaden gekommen. Du stehst in letzter Zeit unter ziemlich großem Stress. Dein Verhalten ist verständlich. Warum gehst du nicht …«
    »Warum hältst du nicht einfach die Klappe und hörst zur Abwechslung mal zu? Die Bande hatte vermutlich ursprünglich ein ganz anderes Ziel: das legendäre Manuskript zu finden, in dem Einzelheiten über gewisse sanktionierte Morde und Korruption in den Reihen der Polizei standen. Problem Numero eins: Einer von ihnen wird angeschossen und blutet den ganzen Tatort voll. Sie können nicht das Risiko eingehen, dass er mit dem Schauplatz des Verbrechens in

Weitere Kostenlose Bücher