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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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der Überwachungskameras genau gekannt hätten. Aber ich fand zwei Schatten. Ein Mann und eine Frau, wie es aussah – wenn man aus Schatten überhaupt auf das Geschlecht schließen kann.«
    »Vermutlich Laternenpfosten, Mister Kane. Oder Pflanzen.«
    »Vielleicht. Aber eines verwirrt mich.«
    »Und das wäre?«
    »Wie passt Andy Fleming in das alles? Er war nie Gefängniswärter – ganz im Gegenteil. Die Behörden im Süden sagen, dass er mehr Vorstrafen hatte als Elvis goldene Schallplatten. Darum hat es so lange gedauert, seine Fingerabdrücke zu identifizieren. Man konnte von Wilson nicht verlangen, dass er die im Süden um Hilfe ersuchte.«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte den Blick von Karl ab. »Mister Fleming hatte rein gar nichts damit zu tun. Er brach in unser Haus ein und fand aus Versehen Donaldson im Keller. Ich hatte an dem Tag das Glück – und Mister Fleming das Pech –, dass ich gerade Dienstschluss hatte und auf dem Heimweg war, als ich über Polizeifunk von dem Einbruch in mein Haus hörte. Ich meldete mich umgehend, versicherte der Zentrale, dass es sich um einen falschen Alarm handelte, und fuhr so schnell es ging hin. Mister Fleming kam mit einer Schrotflinte bewaffnet aus dem Haus, als ich eintraf.«
    »Wie kam es, dass Teile von Andys und Donaldsons Leichen in einem Wildschwein endeten?«, fragte Karl und sah Jenny direkt in die Augen. »Ich habe da eine recht grausige Vorstellung, aber erzählen Sie es mir.«
    Jenny hielt dem Blick nicht stand. Sie wandte sich ab. »Zwei haben in unserem Garten gewühlt. Der Zoo ist keine Viertelmeile entfernt. Im Laufe der beiden darauffolgenden Tage gelang es mir, eines mit Essensresten als Köder in unseren Schuppen zu locken. Danach …«
    »Ich verstehe«, sagte Karl, der spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte.
    »Ich wollte den Eber töten, wenn er seinen Zweck erfüllt hatte, aber er entkam wieder in den Wald, als er sich vollgefressen hatte …«
    »Ich verstehe«, wiederholte Karl.
    »Ich wünschte nur, Mister Fleming hätte sich ein anderes Haus für seinen Einbruch ausgesucht. Er sollte nicht in die Sache hineingezogen werden.«
    »Es hätte Ihnen ein Zeichen sein sollen, mit dem Morden aufzuhören. War das Leben eines Unschuldigen das alles wert?«
    »Was geschehen ist, ist geschehen, und was geschehen muss, wird geschehen.«
    Ihre Antwort bescherte Karl ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut.
    »Sie planen noch mehr Morde? Warum, Jenny? Alle Männer auf den Fotos wurden dafür bestraft, was sie Ihrer Mutter angetan haben.«
    »Nicht der Anführer; nicht derjenige, der die Befehle gab. Bis jetzt glaubt er, dass er in Sicherheit ist, aber ich kenne seinen Namen. Er wird seiner gerechten Strafe nicht entkommen.«
    »Sie verraten mir wohl nicht, wer er ist? Damit ich Ihnen vielleicht helfen kann, ihn seine Tat ohne weiteres Blutvergießen büßen zu lassen.«
    »Bei Ihrem ganzen Zynismus sind Sie recht naiv, Mister Kane. Dieser Mann würde nie ein Gefängnis von innen sehen. Er glaubt, er steht über dem Gesetz. Man könnte sogar sagen, er macht das Gesetz.«
    »Was?« Plötzlich wurde Karl eiskalt. Wilsons Gesicht blitzte in der Dunkelheit seines Verstandes auf. »Was meinen Sie damit, ›Er macht das Gesetz‹?«
    »Grämen Sie sich nicht, Mister Kane. Alles nähert sich dem unvermeidlichen Ende.«
    »Wollen Sie sich nicht von mir helfen lassen, Jenny? Bitte. Gehen Sie nicht zu weit. Es gibt anständige Menschen, Menschen, die ich kenne und die alles ans Licht bringen können.«
    »Nein. Es ist fast vorbei. Sobald er erledigt ist, verschwinde ich mit meiner gebrechlichen Mutter irgendwohin, wo es warm ist. Es sei denn, natürlich, Sie wollen mich aufhalten?«
    »Wollen Sie mir sagen, das hätte Ihr Vater gewollt? Oder Ihre Mutter? Noch mehr Tote?«
    »Nein, nicht mein Vater. Er war von Anfang an dagegen, wusste aber, wenn er mir nicht bei gewissen Aspekten meiner Mission helfen würde, dann würde ich entweder sterben oder den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen. Sie hatten recht. Er übernahm die Rolle des Lockvogels und half mir, McCully zu erwischen, indem er die Rolle des exzentrischen Künstlers übernahm, der ein Apartment kaufen wollte. Meine Mutter? Die wusste vom Augenblick meiner Geburt an, dass ich ihr Racheengel werden würde. Die Männer sollten nicht nur sterben, sie sollten qualvoll sterben, gefoltert, so, wie sie sie gefoltert haben. Die Täter haben ihr alles genommen, aber ihr schlimmstes Verbrechen war die

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