Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
Vom Netzwerk:
Überzeugung, dass sie das Recht hätten, ihr alles zu nehmen. Ihr größter Fehler war, dass sie sie am Leben ließen. Ich bin die Folge dieses Fehlers. Das ist das Ironische daran.«
    Karl sah ihr in die Augen und wollte etwas sagen, um sie zu trösten, etwas Tiefgründiges, aber Jenny Lewis existierte nicht mehr. Die Maske war gefallen.
    »Ich finde keine Worte, Jenny, und bezweifle, dass ich sie je finden werde. Ich kann nur sagen, dass Sie und ich uns ähnlicher sind, als Sie je ahnen können. Und darum flehe ich Sie an, dass Sie nicht …«
    Karl spürte, dass etwas nicht stimmte, noch ehe er die Worte über die Lippen bekam. Er sah es an ihrer Miene, an dem Blick, den sie mit schreckgeweiteten Augen zur Küchentür warf. Unvermittelt zuckte Jennys Kopf brutal zur Seite, als hätte jemand an einem unsichtbaren Haken gezogen.
    Die Kugel drang seitlich in ihren Kopf ein und zertrümmerte das Trommelfell und den Mittelohrknochen. Knorpel- und Muskelgewebe explodierten und klatschten auf den Boden; Jennys Körper folgte Sekunden später.
    Karl wollte aufspringen und ihr helfen, erstarrte jedoch, als eine Stimme hinter ihm ertönte.
    »Keine Bewegung! Keinen Mucks …«
    Nur das Rauchwölkchen, das aus der Mündung kam, verriet ihre bedrohliche Gegenwart. Der Schalldämpfer auf der Waffe des maskierten Schützen, die auf Jennys Leichnam zeigte, hielt das Versprechen, das auf der Verpackung stand: garantiert lautlos. Ein weiterer Eindringling hielt die Waffe fast lässig in Richtung von Karls versteinertem Gesicht.
    Plötzlich wurde es sehr kalt im Zimmer. Unsichtbare Stricke legten sich qualvoll um Karls ohnehin schon angespannten Körper. Er atmete tief durch und wartete darauf, dass sie ihm das Gesicht wegschießen würden.
    Einer der bewaffneten Eindringlinge kam auf Karl zu.

[zurück]
    Kapitel  Dreiunddreißig
    Sonntag, 11 .März (frühe Morgenstunden)
    »Aller Menschen Streben geht fehl, wenn sie Böses mit Bösem zu heilen trachten.« Sophokles,
Aleaden
    Abgesehen vom Ticken der großen Standuhr herrschte Totenstille im Raum.
    Im Geiste spulte Karl den blutigen Augenblick immer und immer wieder ab.
    »Schön still sitzen«, befahl der Eindringling und zog langsam die Maske ab, ohne die Waffe von Karls Kopf zu nehmen. Der bewaffnete Mann atmete schwer, als hätte er sich überanstrengt.
    »Weißt du noch, wie ich dir gesagt habe, wenn du mein Gesicht siehst, wäre es das Letzte, das du jemals sehen würdest?«, fragte Bulldog mit schweißnassem Gesicht und warf die Maske auf den Tisch.
    Karl versuchte, sein Gehirn in Betrieb zu nehmen, aber alles geschah in Schwarz-Weiß und Zeitlupe, wie in einem schrecklichen Albtraum. Er brachte kein Wort über die Lippen.
    »Was ist denn los? Ich höre gar keine Sprüche mehr von unserem Sprücheklopfer«, fuhr Bulldog grinsend fort und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Jenny vor nicht einmal einer Minute gesessen hatte. Ist schön warm, das kleine Stühlchen. Ich hab ja immer gesagt, dass Miss Perfect einen tollen Arsch hat.«
    Der andere Eindringling nahm ebenfalls die Maske ab. »Ich hasse das Scheißding. Immer, wenn ich es trage, kriege ich diesen Ausschlag«, sagte Peter Cairns und warf Karl die Maske mitten ins Gesicht. »Du hast dich lustig gemacht, ich hätte den Ausschlag vom Sex mit Bulldog, Kane. Weißt du noch? Damit lagst du gar nicht so falsch. Aber was wir machen, ist noch viel besser als Sex.«
    Karl versuchte verzweifelt, seiner ausgedörrten Kehle Speichel abzuringen, um sie zu ölen. Sein Herzschlag hallte ihm im Kopf.
Wach auf! Wach auf! So darfst du nicht sterben. Nicht hier, unter diesen Umständen, mit diesen Schleimbeuteln.
    »Und? Fällt dir kein dummer Spruch mehr ein, Klugscheißer?«, beharrte Bulldog grinsend. »Ist das erste Mal, dass dir die Worte fehlen.«
    Cairns lachte höhnisch.
    Karl fand endlich die Sprache wieder. »Wilson schickt seine Promenadenmischung und einen Welpen, um die Drecksarbeit für ihn zu erledigen? Das ist so jämmerlich typisch.«
Schon besser. Immer weiter so. Du schaffst es.
    Bulldogs Lächeln entgleiste, wie das eines schlechten Elvis-Imitators. »Wilson …? Du glaubst, Wilson …« Bulldog schüttelte den Kopf. »Du solltest doch mittlerweile wissen, dass Wilson eine Memme ist. Macht sich nicht gern die Hände schmutzig. Du und dein Schwager, große Worte, keine Eier. Wilson? Scheiße! Du hast ihm die Harte-Hund-Nummer echt abgekauft. Wie blöd bist du eigentlich, Klugscheißer?«
    »Dumm wie

Weitere Kostenlose Bücher