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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht und lache so wild, dass mein Magen wehtut.
    Wenn mein ganzes Leben so verläuft, mit schallendem Lachen und mutigen Taten und der wohligen Erschöpfung nach einem schweren, aber erfolgreichen Tag, dann will ich zufrieden sein. Und als sich Uriah mit den Fingerspitzen die Farbe von der Zunge wischt, denke ich, dass ich nur die Initiation überstehen muss, dann wird dieses Leben mein Leben sein.

13 . Kapitel
    Als ich am nächsten Morgen gähnend in den Trainingsraum trotte, steht an einer Wand eine große Zielscheibe. Und neben der Tür steht ein Tisch, auf dem Messer liegen. Wir müssen wieder Zielen üben. Wenigstens wird es nicht wehtun.
    In der Mitte steht Eric, in so aufrechter Haltung, dass man meinen könnte, er hätte eine Metallstange als Rückgrat. Bei seinem Anblick befällt mich sofort das Gefühl, dass mich die Luft im Raum erdrückt. Solange er zusammengekauert an der Wand hockte, konnte ich mir wenigstens noch einbilden, er sei nicht da. Aber heute kann ich nicht einmal das.
    » Morgen ist der letzte Tag von Phase eins«, sagt Eric. » Dann steht wieder Kampftraining auf dem Programm. Heute lernt ihr, wie man richtig zielt. Jeder nimmt sich drei Messer.« Seine Stimme ist tiefer als sonst. » Und gebt gut acht, wenn euch Four vorführt, wie man sie richtig wirft.«
    Zuerst rührt sich niemand von der Stelle.
    » Wird’s bald!«, donnert Eric los.
    Wir stürzen uns auf die Messer. Sie sind nicht so schwer wie die Pistolen, aber es ist trotzdem ein merkwürdiges Gefühl, sie in den Händen zu halten. Ich komme mir vor, als täte ich etwas Verbotenes.
    » Mann, ist der heute schlecht gelaunt«, murmelt Christina.
    » Ist er jemals gut gelaunt?«, flüstere ich zurück.
    Aber ich weiß, was sie meint. Den giftigen Blicken nach zu urteilen, die Eric Four zuwirft, sobald der nicht hinschaut, ärgert Eric sich mehr über die Niederlage der vergangenen Nacht, als er zugeben möchte. Das Flaggenspiel zu gewinnen, ist Ehrensache, und Ehre geht den Ferox über alles. Sie ist wichtiger als Vernunft oder Verstand.
    Ich beobachte Fours Arm, als er das Messer schleudert. Und beim nächsten Wurf beobachte ich, wie er steht. Er trifft jedes Mal ins Schwarze. Mir fällt auf, dass er tief ausatmet, wenn er das Messer loslässt.
    » Stellt euch der Reihe nach an!«, befiehlt Eric.
    Übereiltes Handeln hilft hier gar nichts, denke ich. Meine Mutter hat das gesagt, als sie mir das Stricken beibrachte. Ich muss es als mentale, nicht als körperliche Übung betrachten. Also übe ich die ersten Minuten ohne Messer, suche nach dem richtigen Stand, präge mir die richtige Armbewegung ein.
    Eric geht ungeduldig hinter uns auf und ab.
    » Ich glaube, unsere kleine Stiff hat zu viele Schläge auf den Kopf abbekommen!«, sagt Peter, der ein paar Schritte entfernt steht. » Hey! Weißt du nicht, was ein Messer ist?«
    Ich beachte ihn nicht und übe weiter, diesmal mit dem Messer, ohne es jedoch loszulassen. Ich überhöre Erics Schritte und Peters Spott und ignoriere das störende Gefühl, dass Four mich nicht aus den Augen lässt, und werfe schließlich das Messer. Um die Längsachse wirbelnd, saust es auf das Ziel zu. Die Klinge bleibt zwar nicht stecken, aber ich bin die Erste, die die Scheibe trifft.
    Ich gönne mir ein zufriedenes Grinsen, als Peter wieder nicht trifft. » Hey, Peter«, rufe ich laut. » Weißt du nicht, was ein Ziel ist?«
    Christina neben mir prustet los, und mit dem nächsten Messer trifft auch sie ins Ziel.
    Eine halbe Stunde später ist Al der Einzige, der die Scheibe noch nicht getroffen hat. Seine Messer fallen klappernd auf den Boden oder prallen von der Wand ab. Während wir anderen zur Zielscheibe gehen, um unsere Messer wieder einzusammeln, sucht er seine auf dem Fußboden.
    Sein nächster Versuch schlägt wieder fehl. Eric geht zu ihm und fragt: » Wie begriffsstutzig bist du eigentlich, Candor? Brauchst du eine Brille? Oder soll ich dir die Zielscheibe vor die Füße stellen?«
    Al läuft rot an. Er wirft ein Messer, es fliegt weit am Ziel vorbei und klatscht gegen die Wand.
    » Was war das denn, du Stümper?«, fragt Eric leise und baut sich dicht vor Al auf.
    Ich beiße mir auf die Lippe. Mist, das ist gar nicht gut.
    » Es… es ist mir aus der Hand gerutscht«, stammelt Al.
    » Wenn das so ist, dann solltest du es dir schleunigst wieder holen«, sagt Eric. Er blickt reihum– alle haben aufgehört, mit dem Messer zu werfen– und blafft: » Habe ich was

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