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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Gehen die Hände aus. Sie zittern immer noch. Ich muss unbedingt wissen, wie spät es ist. Ich bin kurz nach Mitternacht hier angekommen. Inzwischen muss es früher Morgen sein, so etwa 4:00 Uhr oder 5:00 Uhr. Aber vielleicht bin ich noch gar nicht so lange da und es kommt mir nur so vor, weil ich zur Untätigkeit verdammt bin.
    Die Tür öffnet sich und endlich stehe ich meiner Feindin und ihren Ferox-Leibwächtern von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    » Hallo, Beatrice«, sagt Jeanine. Sie ist ganz in das Blau der Ken gekleidet, trägt eine Ken-Brille und hat den typisch überlegenen Ken-Blick aufgesetzt, den mein Vater mich hassen gelehrt hat. » Ich dachte mir schon, dass du es sein würdest.«
    Aber ich spüre keinen Hass in mir aufsteigen, als ich sie anblicke. Ich spüre eigentlich gar nichts, obwohl ich weiß, dass sie für den Mord an so vielen Menschen verantwortlich ist, auch für Marlenes Tod. All diese Morde sind in meinen Gedanken eine Reihe unverständlicher Gleichungen, und ich stehe versteinert da, unfähig, auch nur eine davon zu lösen.
    » Hallo, Jeanine«, erwidere ich, weil mir nichts Besseres einfällt.
    Mein Blick gleitet von Jeanines wässrigen grauen Augen weiter zu den Ferox, die sie flankieren. Peter steht rechts, eine Frau mit tiefen Falten um den Mund hat sich links postiert und hinter ihr steht ein Mann mit einem kahlen, kantigen Schädel.
    Das ist erstaunlich. Wie hat es Peter in eine so hohe Stellung als Jeanines Bodyguard gebracht? Was steckt dahinter?
    » Ich wüsste gerne, wie spät es ist«, sage ich.
    » Tatsächlich?«, erwidert sie. » Wie interessant.«
    Ich hätte es wissen müssen, dass sie es mir nicht sagt. Jede noch so kleine Information, über die sie verfügt, macht sie sich zunutze. Es ist nur ein weiteres Teilchen in ihrer perfekt ausgefeilten Strategie. Sie wird mir nicht sagen, wie spät es ist, solange die Herausgabe dieser Information ihr nicht mehr bringt, als sie für sich zu behalten.
    » Meine drei Begleiter von den Ferox sind jetzt bestimmt enttäuscht«, sagt sie. » Du hast bis jetzt noch keine Anstalten gemacht, mir die Augen auszukratzen.«
    » Das wäre auch dumm.«
    » Wie wahr. Aber es würde deiner bisherigen Einstellung entsprechen, erst loszuschlagen und später nachzudenken.«
    » Ich bin sechzehn«, sage ich und verziehe die Lippen. » Ich ändere mich noch.«
    » Wie erfrischend.« Sie hat eine Art zu sprechen, einen so flachen Tonfall, dass ihren Worten jede Satzmelodie fehlt. » Wie wär’s, wenn wir eine kleine Erkundungstour machen?«
    Sie tritt einen Schritt zurück und deutet auf die Tür. Es ist das Allerletzte, was ich jetzt will, diesen Raum zu verlassen und wer weiß wohin zu gehen, aber ich zögere keine Sekunde. Ich gehe hinaus, die Ferox mit dem strengen Blick geht vor mir her. Peter folgt dicht hinter mir.
    Der eintönige Gang zieht sich endlos in die Länge. Wir biegen um eine Ecke und laufen durch einen weiteren Gang, der dem ersten aufs Haar gleicht.
    Zwei weitere Gänge folgen und ich habe längst den Überblick verloren. Es wäre aussichtslos, von hier aus den Weg zurück finden zu wollen. Aber dann ändert sich die Umgebung plötzlich– der weiße Tunnel mündet in einen großen Raum, in dem Ken in langen blauen Kitteln an Tischen stehen. Manche halten Werkzeuge in den Händen, andere mischen verschiedenfarbige Flüssigkeiten, wieder andere starren gebannt auf Computerbildschirme. Mein erster Gedanke ist, dass sie hier das Simulationsserum herstellen. Aber wer sagt eigentlich, dass sich die Ken in ihrer Arbeit ausschließlich auf Simulationen konzentrieren?
    Die meisten von ihnen halten inne und folgen uns mit ihren Blicken den Mittelgang entlang. Nein, eigentlich mustern sie nur mich. Einige flüstern etwas, aber die meisten sind still. Alles ist so ruhig hier.
    Ich folge der abtrünnigen Ferox durch eine Tür, doch dann bleibe ich so abrupt stehen, dass Peter in mich hineinläuft.
    Dieser Raum ist genauso groß wie der vorherige, aber er ist beinahe völlig leer. Bis auf den großen Metalltisch und das Gerät direkt daneben, bei dem es sich vermutlich um einen Überwachungsmonitor handelt, mit dem man den Herzschlag und andere Körperfunktionen im Blick behalten kann. Knapp über dem Monitor baumelt eine Kamera. Unwillkürlich läuft mir ein Schauer über den Rücken. Mir ist klar, wozu das hier gut ist.
    » Ich bin sehr erfreut, dass ausgerechnet du aufgetaucht bist«, sagt Jeanine. Sie geht an mir vorbei, schwingt

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