Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
ich, dass sich die Luft an meinen Füßen angenehm anfühlt, wenn ich strample, also zapple ich mit den Füßen auf und ab, während er mich zu dem Gebäude trägt, in dem Johanna arbeitet.
Als wir in ihr Büro kommen, sitzt sie hinter dem Schreibtisch über einem Stoß Papier und kaut auf einem Bleistift. Sie hebt den Kopf und bei unserem Anblick bleibt ihr der Mund offen stehen. Eine Strähne ihres dunklen Haares fällt auf ihre linke Gesichtshälfte.
» Du solltest deine Narbe nicht verstecken«, sage ich. » Wenn dir das Haar nicht ins Gesicht fällt, siehst du hübscher aus.«
Tobias setzt mich etwas zu heftig ab, der Ruck geht mir durch und durch und meine Schulter tut weh, aber das Geräusch, mit dem meine Füße auf dem Boden aufsetzen, mag ich. Ich lache, aber weder Tobias noch Johanna lachen mit. Seltsam.
» Was habt ihr mit ihr angestellt?«, fragt Tobias scharf. » Was um alles in der Welt habt ihr gemacht?«
» Ich…« Johanna sieht mich stirnrunzelnd an. » Sie haben ihr anscheinend zu viel gegeben. Sie ist sehr klein, wahrscheinlich haben sie ihre Größe und ihr Gewicht nicht bedacht.«
» Sie haben ihr anscheinend zu viel von was gegeben?«, fragter.
» Du hast eine sehr hübsche Stimme«, sage ich.
» Tris«, sagt er, » bitte sei still.«
» Vom Friedensserum«, antwortet Johanna. » In kleinen Dosen wirkt es angenehm beruhigend und hellt die Stimmung auf. Nur manchmal können leichte Schwindelgefühle auftreten. Wir verabreichen es den Mitgliedern unserer Gemeinschaft, denen es schwerfällt, friedlich zu sein.«
Tobias schnaubt. » Ich bin kein Idiot. Jedem Mitglied eurer Gemeinschaft fällt es schwer, friedlich zu sein, denn es sind auch nur Menschen. Wahrscheinlich versetzt ihr das Trinkwasser damit.«
Sie schweigt eine Weile, dann verschränkt sie die Hände vor dem Körper.
» Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt, andernfalls wären diese Spannungen gar nicht erst aufgekommen«, sagt sie. » Aber was immer wir hier auch beschließen, wir tun es gemeinsam, als eine Fraktion. Wenn ich dieses Serum jedem in der Stadt verbreichen könnte, würde ich es tun. Dann wärt ihr nämlich garantiert nicht in der Lage, in der ihr euch jetzt befindet.«
» Ja, klar doch«, sagt er. » Die gesamte Bevölkerung unter Drogen zu setzen, ist bestimmt die beste Lösung für unser Problem. Toller Plan.«
» Sarkasmus steht dir nicht, Four«, sagt sie nachsichtig. » Es tut mir leid, dass man Tris zu viel verabreicht hat, wirklich. Aber sie hat unsere Vereinbarung gebrochen, und ich fürchte, aus diesem Grund werdet ihr nicht länger hier bleiben können. Der Streit zwischen ihr und dem Jungen– Peter– lässt sich nicht so einfach abtun.«
» Keine Sorge«, erwidert Tobias. » Wir werden schnellstmöglich von hier verschwinden.«
» Gut«, sagt sie mit einem leisen Lächeln. » Zwischen den Ferox und den Amite kann es nur Frieden geben, wenn wir weiterhin auf Distanz bleiben.«
» Das erklärt eine Menge.«
» Wie bitte?«, fragt sie. » Was soll das heißen?«
» Es erklärt«, sagt er mit zusammengebissenen Zähnen, » warum ihr uns unter dem Vorwand der Unparteilichkeit – falls es dergleichen überhaupt gibt– in den Fängen der Ken zurückgelassen habt, damit wir sterben.«
Johanna seufzt leise und blickt aus dem Fenster hinaus in einen kleinen Innenhof, in dem Weinstöcke wachsen. Die Reben klettern bis in die Ecken der Fenster, als ob sie hereinkommen und der Unterhaltung lauschen wollten.
» So etwas würden die Amite niemals tun«, widerspreche ich. » Das ist gemein.«
» Um des Friedens willen mischen wir uns nicht ein…«, setzt Johanna an.
» Frieden.« Tobias spuckt das Wort förmlich aus. » Ja, ich bin sicher, dass es sehr friedlich sein wird, wenn wir alle entweder tot sind, uns aus Angst vor einer Gehirnwäsche lieber gleich unterwerfen oder in einer nie endenden Simulation gefangen sind.«
Johanna verzieht das Gesicht, und ich ahme sie nach, um zu sehen, wie es ist, wenn man so ein Gesicht macht. Es ist kein sehr angenehmes Gefühl. Ich weiß überhaupt nicht, weshalb sie so etwas tut.
Langsam sagt sie: » Ich habe die Entscheidung nicht gefällt. Andernfalls wäre unsere Unterhaltung heute vielleicht etwas anders verlaufen.«
» Willst du damit sagen, dass du nicht mit dem einverstanden bist, was die anderen wollen?«
» Ich sage«, erwidert sie, » dass es mir nicht zusteht, meine Fraktion öffentlich zu kritisieren, aber vielleicht tue ich es ja in
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