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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Röcheln dringt aus meiner Kehle. Wenn ich nicht die Zähne zusammengebissen hätte, wäre es ein Schrei geworden. Die Flut der Erinnerungen lässt nach, aber ich bin zu keiner Bewegung fähig.
    Tobias packt die Ferox am Nacken und zerrt sie wieder auf die Beine. Er hat ihre Waffe in der Hand und hält die Frau als Schutzschild vor sich, während er über ihre rechte Schulter quer durch den Saal auf einen Ferox-Soldaten feuert.
    » Tris!«, ruft er. » Wie wär’s, wenn du ein bisschen mithilfst?«
    Ich ziehe mein Shirt gerade so weit hoch, dass ich an den Griff der Waffe komme; meine Finger treffen auf Metall. Es fühlt sich so kalt an, dass sogar meine Fingerkuppen wehtun, was eigentlich gar nicht sein kann, denn es ist so heiß hier drinnen. Ein Ferox am anderen Ende des Mittelgangs richtet seinen Revolver auf mich. Der schwarze Punkt am Ende des Pistolenlaufs wird immer größer; ich höre meinen Herzschlag, sonst nichts.
    Caleb macht einen Satz und packt meine Pistole. Er umklammert sie mit beiden Händen und feuert auf die Knie des Ferox, der nur ein paar Meter von ihm entfernt steht.
    Der Mann schreit auf und stürzt zu Boden, mit der Hand umklammert er sein Bein. Tobias zielt noch einmal genauer. Der Schmerz des Mannes währt nur kurz.
    Ich zittere am ganzen Körper, kann mich aber nicht dagegen wehren. Tobias hat die Ferox immer noch an der Kehle gepackt, aber jetzt richtet er seine Waffe auf die Ken.
    » Noch ein Wort«, droht er, » und ich schieße.«
    Die Ken öffnet den Mund, sagt aber keinen Ton.
    » Alle, die sich uns anschließen, sollten jetzt machen, dass sie wegkommen«, sagt Tobias, und seine Stimme hallt durch den ganzen Raum.
    Sofort kommen die Altruan unter den Tischen und Bänken hervor und rennen auf den Ausgang zu. Caleb zieht mich von der Bank hoch. Auch ich will losrennen.
    Dann sehe ich etwas. Ein Zucken, ein kurzes Flackern. Die Ken hat eine kleine Pistole in der Hand und zielt auf einen Mann in gelbem T-Shirt, der vor mir steht. Instinktiv werfe ich mich zu Boden. Mit beiden Händen stoße ich dabei den Mann weg und die Kugel schlägt hinter ihm in die Wand ein, anstatt ihn– oder mich– zu treffen.
    » Waffe runter«, sagt Tobias und richtet seine Pistole auf die Ken. » Ich kann sehr gut zielen, und ich wette, du nicht.«
    Ich muss ein paar Mal blinzeln, bevor ich wieder klar sehen kann. Peter starrt mich an. Ich habe ihm gerade das Leben gerettet. Er sagt kein Wort des Dankes und auch ich würdige ihn keines weiteren Blickes.
    Die Ken lässt ihre Waffe fallen. Peter und ich gehen gemeinsam Richtung Tür. Tobias folgt uns, er geht rückwärts, um die Frau weiter mit der Pistole in Schach halten zu können. In dem Moment, in dem er über die Schwelle tritt, schlägt er die Tür hinter sich zu.
    Und dann rennen wir alle los.
    Wir sprinten atemlos durch den Mittelgang des Obstgartens. Die Nachtluft legt sich schwer wie eine Decke auf uns; sie riecht nach Regen. Schreie folgen uns. Autotüren werden zugeschlagen. Ich renne schneller, als ich eigentlich kann, es ist, als ob ich Adrenalin statt Luft einatmen würde. Das Surren von Motoren treibt mich zwischen die Bäume. Tobias’ Hand schließt sich um meine.
    In einer langen Reihe laufen wir durch ein Maisfeld. Inzwischen sind die Autos auf gleicher Höhe mit uns. Ihre Scheinwerfer wandern zwischen den hohen Pflanzenstielen hindurch, lassen hier ein Blatt, da einen Maiskolben aufleuchten.
    » Teilt euch auf«, ruft jemand hinter uns; die Stimme klingt nach Marcus.
    Wir teilen uns auf und ergießen uns über das ganze Feld wie verschüttetes Wasser. Ich packe Caleb am Arm. Hinter ihm höre ich die keuchenden Atemzüge von Susan.
    Wir schlagen uns durch Getreidehalme. Raue Blätter schneiden mir ins Gesicht und in die Arme. Ich konzentriere mich beim Laufen auf einen Punkt zwischen Tobias’ Schulterblättern. Dann höre ich einen dumpfen Schlag und einen Schrei. Plötzlich ist die Luft von Schreien erfüllt, links, rechts. Schüsse. Schon wieder sterben Altruan. Sie sterben, wie damals, als ich so getan habe, als wäre auch ich in der Simulation gefangen. Und alles, was ich jetzt tun kann, ist fliehen.
    Endlich sind wir am Zaun. Tobias rennt daran entlang, rüttelt am Draht, bis er ein Loch findet. Er drückt den Maschendraht zur Seite, sodass Caleb, Susan und ich hindurchkriechen können. Bevor wir weiterlaufen, halte ich inne und blicke auf das Feld zurück, aus dem wir gerade gekommen sind. In der Ferne sehe ich das Leuchten der

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