Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
überzeugend. Wir kleben praktisch aneinander, wie es die Amite-Mädchen immer machen, blicken zu den Ferox und kichern dann wieder los. Ich bin überrascht, wie ich das trotz des bleiernen Gefühls in meinem Magen hinbekomme.
» Danke«, murmle ich ihr zu, als wir im Speisesaal sind.
» Gern geschehen«, sagt sie.
Schräg gegenüber sitzt Tobias an einem der langen Tische. Susan setzt sich neben mich. Der Rest der Altruan verteilt sich über den ganzen Raum. Caleb und Peter sitzen nur ein kleines Stück von mir entfernt.
Ich trommle mit den Fingern auf meine Knie, während wir darauf warten, dass etwas passiert. Wir sitzen ziemlich lange einfach nur da, und ich tue so, als würde ich einem Amite-Mädchen zuhören, das links von mir sitzt und gerade eine Geschichte erzählt. Aber ab und zu werfe ich einen Blick zu Tobias, der den Blick erwidert. Es ist, als würden wir unsere Angst über die Tischplatte hinweg teilen.
Schließlich kommt Johanna mit einer Ken herein. Ihr blaues Hemd strahlt hell auf ihrer dunklen Haut. Sie lässt ihren Blick schweifen, während sie mit Johanna spricht. Ich halte den Atem an, als sie mich ansieht– dann atme ich wieder aus, als ihr Blick ohne einen Moment zu zögern weiterwandert. Sie hat mich nicht erkannt.
Noch nicht.
Jemand pocht auf eine Tischplatte und es wird still im Raum. Der Moment ist gekommen. Jetzt liefert sie uns entweder aus oder auch nicht.
» Unsere Freunde von den Ken und den Ferox suchen ein paar Leute«, sagt Johanna. » Einige Altruan, drei Ferox und einen früheren Initianten der Ken.« Sie lächelt. » Im Sinne unserer vertrauensvollen Zusammenarbeit habe ich ihnen gesagt, dass die Leute, die sie suchen, in der Tat hier waren, aber inzwischen weitergezogen sind. Unsere Gäste hätten gerne die Erlaubnis, das gesamte Gelände zu durchsuchen, aber darüber müssen wir abstimmen. Hat jemand etwas gegen eine Durchsuchung einzuwenden?«
Die Anspannung in ihrer Stimme ist ein deutliches Zeichen– jeder, der etwas dagegen hat, sollte jetzt besser den Mund halten. Ich weiß nicht, ob die Amite auf solche Zwischentöne achten, aber keiner sagt ein Wort. Johanna nickt der Ken zu.
» Drei von euch bleiben hier«, sagt die Frau zu den Ferox an der Tür. » Die übrigen durchsuchen das Gebäude und melden, wenn sie etwas finden. Los.«
Es gibt so viele Dinge, die ihnen auffallen könnten. Die Überreste der Festplatte. Kleidungsstücke, die ich nicht weggeworfen habe. Verdächtig wenig Schmuck und Dekoration in unseren Zimmern. Ich spüre den Puls hinter meinen Augen, als die drei Soldaten der Ferox, die noch hier sind, die Tischreihen auf und ab patrouillieren.
Es prickelt in meinem Nacken, als einer mit lauten und schweren Schritten hinter mir vorbeiläuft. Nicht zum ersten Mal in meinem Leben bin ich froh darüber, dass ich klein und unauffällig bin. Ich ziehe keine Blicke auf mich.
Ganz im Gegensatz zu Tobias. Sein Stolz zeigt sich in seiner Haltung, in der Art und Weise, wie er mit seinem Blick von allem Besitz ergreift. So verhält sich kein Amite. Das sind Kennzeichen eines Ferox.
Eine Ferox geht auf ihn zu und starrt ihn unverwandt an. Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen, während sie sich nähert. Sie bleibt direkt hinter ihm stehen.
Ich wünschte mir, sein Hemdkragen wäre höher. Ich wünschte, er hätte nicht so viele Tätowierungen. Ich wünschte mir…
» Für einen Amite ist dein Haar aber ziemlich kurz«, sagt sie.
…er würde keinen Altruan-Haarschnitt tragen.
» Es ist ja auch ziemlich heiß«, sagt er.
Die Ausrede hätte durchgehen können, wenn er den richtigen Tonfall angeschlagen hätte, aber er blafft sie an.
Sie streckt die Hand aus und zieht mit dem Zeigefinger seinen Hemdkragen zurück. Sein Tattoo kommt zum Vorschein.
In dem Moment reagiert Tobias.
Er packt die Frau am Handgelenk und zieht sie nach vorne, sodass sie das Gleichgewicht verliert. Sie knallt mit dem Kopf an die Tischkante und fällt. Irgendwo im Zimmer kracht ein Schuss, jemand schreit auf, und alle suchen Schutz unter dem Tisch oder ducken sich hinter die Sitzbänke.
Alle, nur ich nicht. Ich sitze immer noch dort, wo ich war, bevor die Schüsse losgingen, und kralle mich an der Tischkante fest. Ich weiß, dass ich hier bin, aber ich sehe die Cafeteria nicht mehr. Ich sehe die Straße, durch die ich kurz nach dem Tod meiner Mutter geflohen bin. Ich starre auf die Waffe in meinen Händen, auf die weiche Haut zwischen Wills Augenbrauen.
Ein leises
Weitere Kostenlose Bücher