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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Evelyns Schatten an der Wand, er flackert im Schein des Feuers. Sie ist schlank und kräftig, genau wie Tobias, und während sie spricht, vergräbt sie die Finger in ihrem Haar.
    » Was genau willst du wissen?«
    » Was hat es mit der Tabelle auf sich? Und mit der Karte?«
    » Dein Freund hat recht. Die Karte listet unsere sicheren Zufluchtsorte auf«, antwortet sie. » Aber was die Bevölkerungszahlen angeht, irrt er sich… zumindest in einem Punkt. Die Zahlen beziehen sich nicht auf alle Fraktionslosen, sondern nur auf manche. Und ich wette, du errätst, welche ich meine.«
    » Ich habe keine Lust aufs Rätselraten.«
    Sie seufzt. » Die Unbestimmten. Wir zeichnen auf, wo die Unbestimmten sind.«
    » Und woher wisst ihr, wer zu den Unbestimmten gehört?«
    » Vor der Simulation haben die Altruan im Rahmen ihrer Hilfsaktion die Fraktionslosen auf genetische Unregelmäßigkeiten hin getestet«, erläutert Evelyn. » Manchmal ging es nur darum, den Eignungstest zu wiederholen. Manchmal war es aber auch komplizierter. Aber man hat uns erklärt, dass sich in unseren Reihen vermutlich der größte Anteil an Unbestimmten in der ganzen Stadt befindet.«
    » Ich verstehe nicht, warum –«
    » Warum unter den Fraktionslosen so viele Unbestimmte sind?« Es klingt fast höhnisch, wie sie das sagt. » Weil diejenigen, die sich nicht auf ein einziges Denkmuster beschränken, auch diejenigen sind, die am wahrscheinlichsten ihre Fraktion verlassen oder die Initiation gar nicht erst bestehen, ganz einfach.«
    » Das war nicht meine Frage«, sagt Tobias. » Ich wollte wissen, warum du dich dafür interessierst, wie viele Unbestimmte hier sind.«
    » Die Ken brauchen Verstärkung. Einstweilen helfen ihnen die Ferox. Aber sie werden weitersuchen, und zwar bei uns, es sei denn, sie finden heraus, dass wir mehr Unbestimmte haben als jede andere Fraktion. Und selbst wenn nicht, möchte ich trotzdem wissen, wie viele Leute wir haben, die den Simulationen widerstehen können.«
    » Ich verstehe«, antwortet er. » Aber warum wollten die Altruan mit allen Mitteln die Unbestimmten ausfindig machen? Doch nicht, um Jeanine zu helfen?«
    » Natürlich nicht«, sagt sie. » Ich fürchte, ich weiß es auch nicht. Die Altruan geben keine Informationen preis, nur um jemandes Neugier zu befriedigen. Sie haben uns auch nur so viel gesagt, wie sie glaubten, dass wir wissen müssen.«
    » Merkwürdig«, murmelt er leise.
    » Wie wär’s, wenn du deinen Vater fragst?«, sagt sie. » Er war es ja auch, der mir von dir erzählt hat.«
    » Von mir?«, fragt Tobias. » Was hat er von mir erzählt?«
    » Dass man dich für einen Unbestimmten hält«, antwortet sie. » Er hat dich immer beobachtet und dein Verhalten genauestens registriert. Er hat dich nie aus den Augen gelassen. Deshalb… deshalb dachte ich, du wärst gut bei ihm aufgehoben. Besser als bei mir.«
    Tobias erwidert nichts darauf.
    » Erst jetzt ist mir klar, dass ich mich wohl geirrt habe.«
    Er erwidert noch immer nichts.
    » Ich wünschte…«, setzt sie wieder an.
    » Wage es nicht, dich zu entschuldigen.« Seine Stimme zittert. » Das ist nichts, was du mit ein paar Worten, einer Umarmung oder so wiedergutmachen könntest.«
    » Okay«, sagt sie, » ich hab schon verstanden.«
    » Zu welchem Zweck schließen sich die Fraktionslosen zusammen?«, fragt er. » Was habt ihr vor?«
    » Wir wollen die Ken verdrängen. Wenn wir sie erst einmal los sind, dann hindert uns niemand mehr, selbst die Regierung zu übernehmen.«
    » Dabei soll ich euch also helfen. Die korrupte Regierung zu stürzen, um eine Art fraktionslose Tyrannei zu errichten.« Er schnaubt. » Das kannst du vergessen.«
    » Wir wollen keine Tyrannei«, sagt sie. » Wir wollen eine neue Gesellschaft aufbauen. Eine, in der es keine Fraktionen gibt.«
    Mein Mund wird trocken. Keine Fraktionen? Eine Welt, in der niemand weiß, wer er ist und wohin er gehört? Das kann ich mir nicht einmal im Traum vorstellen. Das kann nur im Chaos und in Isolation enden.
    Tobias lacht auf. » Gut. Und wie genau willst du die Ken stürzen?«
    » Manchmal erfordern einschneidende Veränderungen auch einschneidende Maßnahmen.« Evelyns Schatten zuckt mit der Schulter. » Ich denke, es wird nicht ohne Verluste gehen.«
    Bei dem Wort Verluste überläuft mich eine Gänsehaut. Der verborgene, dunklere Teil von mir sehnt sich nach Verlusten, solange sie die Ken betreffen. Aber seit ich gesehen habe, was es wirklich heißen kann, hat dieses Wort eine

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