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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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in seinem Leben.«
    » Ja, klar«, sage ich. » Seine Mutter hat ihn verlassen, sein Vater hat ihn verprügelt. Wie sollte er sich bei solchen Eltern nicht tief in seiner Familie verwurzelt fühlen?«
    Mit zitternden Händen gehe ich weg und setze mich neben Caleb auf den Fußboden. Susan hilft mittlerweile auf der anderen Seite des Zimmers einem Fraktionslosen beim Aufräumen. Caleb reicht mir das Glas mit der Erdnussbutter. Ich muss an die langen Reihen von Erdnusspflanzen in den Gewächshäusern der Amite denken. Sie bauen Erdnüsse an, weil sie besonders reich an Proteinen und Fetten sind, was gerade für die Fraktionslosen wichtig ist. Ich tauche einen Finger in die Erdnussbutter und esse.
    Soll ich ihm sagen, was Evelyn mir gerade erzählt hat? Ich will nicht, dass er sich in den Kopf setzt, in seinen Adern flösse Ken-Blut. Ich möchte ihm keinen Grund geben, wieder zu ihnen zurückzukehren.
    Ich beschließe, es vorerst für mich zu behalten.
    » Ich wollte etwas mit dir besprechen«, sagt Caleb.
    Ich nicke, immer noch damit beschäftigt, mit der Zunge die Erdnussbutter von meinem Gaumen zu kratzen.
    » Susan will zu den Altruan«, fängt er an. » Und ich auch. Ich möchte auf sie aufpassen, aber ich möchte dich auch nicht alleine lassen.«
    » Schon okay«, antworte ich.
    » Warum kommst du nicht einfach mit?«, fragt er. » Die Altruan würden dich mit offenen Armen empfangen, da bin ich mir sicher.«
    Ja, das würden sie– die Altruan sind nicht nachtragend. Aber ich balanciere im Moment über dem Schlund meiner Trauer, diesem Monster, und wenn ich zur alten Fraktion meiner Eltern zurückkehre, würde es mich endgültig verschlingen.
    Ich schüttle den Kopf. » Ich muss zum Hauptquartier der Candor und herausfinden, was dort vor sich geht. Ich drehe noch durch, wenn ich nicht bald mehr erfahre.« Ich ringe mir ein Lächeln ab. » Aber ihr solltet weggehen. Susan braucht dich. Es geht ihr schon besser, aber sie braucht dich immer noch.«
    » Okay«, nickt Caleb. » Wir versuchen, bald wieder zu euch zu stoßen. Sei trotzdem vorsichtig.«
    » Bin ich das nicht immer?«
    » Nein, ich glaube, tollkühn wäre die passendere Bezeichnung.«
    Caleb drückt sanft meine gesunde Schulter. Ich esse noch einen Finger voll Erdnussbutter.
    Ein paar Minuten später kommt Tobias aus dem Badezimmer der Männer; er hat sein rotes Amite-Shirt gegen ein schwarzes eingetauscht und seine kurzen Haare glänzen vor Feuchtigkeit. Unsere Blicke treffen sich und ich weiß, es ist Zeit zu gehen.
    Das Hauptquartier der Candor ist so groß, dass es beinahe eine eigene Welt für sich ist. Das ist zumindest mein erster Eindruck.
    Es besteht aus einem weitläufigen Betongebäude, das dort steht, wo einst der Fluss durch die Stadt strömte. Auf einem Schild steht MERC IS MART . Früher einmal hieß es MERCHANDISE MART , aber die meisten Leute nennen das Gebäude nur noch den Merciless Mart, weil die Candor oft so gnadenlos in ihrer Ehrlichkeit sind.
    Es sieht ganz danach aus, als würden die Candor alles tun, um diesem Namen gerecht zu werden.
    Ich habe keine Ahnung, was mich im Inneren erwartet, denn ich war noch nie dort. Tobias und ich bleiben vor der Tür stehen und sehen uns an.
    » Da sind wir also«, sagt er.
    In den Glastüren sehe ich nur mein eigenes Spiegelbild. Ich wirke müde und schmutzig. Und in diesem Moment frage ich mich, was wir hier eigentlich zu suchen haben. Wir könnten bei den Fraktionslosen untertauchen und es anderen überlassen, mit diesem Chaos fertigzuwerden. Wir wären dann vielleicht so unbedeutend wie nur irgendwer, aber wir wären zusammen und in Sicherheit.
    Tobias hat mir immer noch nichts von dem nächtlichen Gespräch mit seiner Mutter erzählt, und ich bezweifle, dass er es irgendwann tun wird. Er ist so wild entschlossen, ins Hauptquartier der Candor zu gehen, dass ich mich schon frage, ob er nicht heimlich Pläne ohne mich schmiedet.
    Ich weiß nicht, warum ich jetzt durch diese Tür gehe. Vielleicht, weil wir schon einen so weiten Weg zurückgelegt haben, dass wir auch noch ein Stück weitergehen können, um endlich herauszufinden, was hier gespielt wird. Aber ich glaube, der wirkliche Grund ist, dass ich mich nicht vor der Wahrheit verschließen kann. Ich bin nicht irgendwer, sondern eine Unbestimmte, und so etwas wie Sicherheit gibt es schon längst nicht mehr für mich. Ich kann nicht einfach mit Tobias heile Welt spielen. Und ihm geht es anscheinend genauso.
    Die Empfangshalle ist groß und

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