Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
Vom Netzwerk:
scheint tief aus meinen Eingeweiden zu kommen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
    » Ich habe Will erschossen, während er unter dem Einfluss der Simulation stand. Ich habe ihn umgebracht. Er wollte mich töten, da habe ich ihn getötet. Er war mein Freund.«
    Will, mit der Furche zwischen seinen Augenbrauen, mit seinen hellgrünen Augen. Will, der das Manifest der Ferox auswendig aufsagen konnte. Ich spüre den Schmerz in meinem Magen so heftig, dass ich beinahe aufstöhne. Die Erinnerung an ihn tut so weh, der Schmerz sitzt in allen meinen Gliedern.
    Und da ist noch etwas. Etwas, das noch schlimmer ist und das mir jetzt erst auffällt. Ich wäre lieber selbst gestorben, als Tobias zu töten, aber bei Will ist mir dieser Gedanke niemals gekommen. Ich habe mich im Bruchteil einer Sekunde entschieden, Will zu erschießen.
    Ich komme mir nackt und wehrlos vor. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich meine Geheimnisse wie einen Schutzschild vor mir hergetragen habe– aber jetzt, wo ich keine Geheimnisse mehr habe, jetzt sieht mich jeder so, wie ich wirklich bin.
    » Danke für deine Aufrichtigkeit«, sagen sie.
    Nur Christina und Tobias sagen kein Wort.

1 3 . Kapitel
    Ich stehe von meinem Stuhl auf. Mir ist nicht mehr so schwindelig wie noch vor einem Augenblick, die Wirkung des Serums lässt bereits nach. Die Umstehenden weichen zur Seite und ich schaue mich suchend nach einer Tür um. Sonst laufe ich vor nichts weg, aber jetzt möchte ich nichts lieber als wegrennen.
    Nach und nach verlassen die Menschen den Raum, doch Christina bleibt. Sie steht immer noch an ihrem Platz; langsam lockern sich ihre zu Fäusten geballten Hände. Sie erwidert meinen Blick, scheint mich jedoch nicht zu sehen. In ihren Augen stehen Tränen, aber sie weint nicht.
    » Christina«, fange ich an, doch die einzigen Worte, die mir einfallen– es tut mir leid –, klingen wie eine Beleidigung und nicht wie eine Entschuldigung. Es tut einem leid, wenn man jemanden aus Versehen mit dem Ellenbogen anrempelt, es tut einem leid, wenn man jemanden unterbricht. Aber was ich empfinde, ist weit mehr als das.
    » Er hatte eine Waffe«, sage ich. » Er hat auf mich gezielt und wollte mich erschießen. Er stand unter dem Einfluss der Simulation.«
    » Du hast ihn umgebracht.« Ihre Worte sind viel größer als andere Worte, so als hätten sie sich in ihrem Mund aufgebläht, bevor sie über ihre Lippen kamen. Sie sieht mich einen Moment lang an wie eine Fremde, dann wendet sie sich ab.
    Ein junges Mädchen mit der gleichen Hautfarbe, das genauso groß ist wie sie, nimmt Christina bei der Hand– es ist ihre jüngere Schwester. Ich habe sie am Besuchstag gesehen, das war vor tausend Jahren. Ihr Bild verschwimmt vor meinen Augen, das liegt am Wahrheitsserum, vielleicht sind es aber auch die Tränen in meinen Augen.
    » Alles okay?«, fragt Uriah, der zu mir gekommen ist und mich an der Schulter berührt. Ich habe ihn seit dem Simulationsangriff nicht mehr gesehen, aber ich bringe es nicht fertig, ihn zu grüßen.
    » Ja.«
    » Hey.« Er drückt meine Schulter. » Du hast getan, was du tun musstest. Damit wir nicht alle Sklaven der Ken werden. Irgendwann wird sie das begreifen. Wenn der schlimmste Kummer sich gelegt hat.«
    Ich bringe es nicht einmal fertig zu nicken. Uriah lächelt mich an und geht weiter. Einige Ferox streifen mich und murmeln etwas, das wie ein Dank oder wie ein Kompliment klingt. Andere halten Abstand und betrachten mich argwöhnisch aus zusammengekniffenen Augen.
    Die Menschen verschwimmen vor meinen Augen. Ich fühle mich leer. Aus mir ist jegliches Gefühl gewichen.
    Tobias steht jetzt neben mir. Ich wappne mich innerlich für seine Reaktion.
    » Ich habe unsere Waffen wiederbekommen«, sagt er und gibt mir mein Messer. Ich stecke es in die Tasche, ohne ihn anzusehen.
    » Wir können morgen darüber reden«, sagt er. Leise. Wenn Tobias leise spricht, dann ist Vorsicht geboten.
    » Okay.«
    Er legt den Arm um meine Schulter. Ich umfasse seine Hüfte und ziehe ihn an mich.
    Ich halte ihn fest, während wir gemeinsam auf den Aufzug zugehen.
    Er sucht uns zwei Pritschen zum Schlafen irgendwo am Ende eines Gangs. Unsere Köpfe liegen nur Zentimeter voneinander entfernt, aber wir sprechen nicht.
    Als ich mir sicher bin, dass er schläft, schlüpfe ich unter der Bettdecke hervor und gehe den Gang entlang, vorbei an einem Dutzend schlafender Ferox, bis ich auf die Tür stoße, die zum Treppenhaus führt.
    Während ich eine Stufe nach der anderen

Weitere Kostenlose Bücher