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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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klar, was jetzt kommt. Meine Mutter ist gestorben und dann habe ich Will getötet. Ich habe ihn erschossen. Ich habe ihn umgebracht.
    » Sie hat die Soldaten der Ferox abgelenkt, um mir zur Flucht zu verhelfen, und dann haben sie sie getötet«, sage ich.
    Einige von ihnen haben mich verfolgt und ich habe sie erschossen. Aber in der Menschenmenge um mich herum sitzen auch Ferox, ja Ferox, und ich habe Soldaten der Ferox getötet– ich sollte hier besser den Mund halten.
    » Ich bin einfach immer weitergerannt«, sage ich, » und…« Und Will ist hinter mir her gerannt. Und ich habe ihn erschossen. Nein, nein. Ich spüre die Schweißperlen an meinem Haaransatz.
    » Dann habe ich meinen Vater und meinen Bruder gefunden«, sage ich mit erstickter Stimme. » Wir haben uns zusammen einen Plan überlegt, wie wir die Simulation zerstören können.«
    Die Kante der Armlehne gräbt sich in meine Handfläche. Ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt. Das zählt mit Sicherheit als Täuschung.
    Ich habe mich gegen das Serum gewehrt. Und für diesen kurzen Augenblick habe ich den Kampf gewonnen.
    Ich sollte triumphieren. Aber stattdessen spüre ich wieder, wie die Last meiner Taten mich tonnenschwer niederdrückt.
    » Wir sind in das Hauptquartier der Ferox eingedrungen und mein Vater und ich sind nach oben zum Kontrollraum gelaufen. Unter Einsatz seines Lebens hat er die Soldaten der Ferox abgewehrt«, sage ich. » Ich habe es bis zum Kontrollraum geschafft, und dort war Tobias.«
    » Tobias hat gesagt, dass du gegen ihn gekämpft, aber dann plötzlich aufgegeben hast. Weshalb?«
    » Weil mir klar wurde, dass einer von uns beiden den anderen töten musste«, sage ich. » Und ich wollte ihn nicht töten.«
    » Du hast aufgegeben?«
    » Nein!«, blaffe ich ihn an und schüttle den Kopf. » Nein, nicht wirklich. Ich habe mich an etwas erinnert, was ich in meiner Angstlandschaft während der Initiation bei den Ferox getan habe. In einer Simulation hat eine Frau von mir verlangt, dass ich meine Familie umbringen soll. Ich habe mich geweigert und mich stattdessen von ihr erschießen lassen. Damals hat es funktioniert. Ich dachte…« Ich reibe mein Nasenbein. Mein Kopf tut weh, meine Willenskraft schwindet immer mehr und meine Gedanken verwandeln sich von ganz allein in Worte. » Ich war so panisch, und trotzdem hat mich das Gefühl nicht losgelassen, dass an dieser Idee etwas dran sei, dass sie uns vielleicht weiterhelfen würde. Und ich hätte ihn niemals töten können. Einen Versuch war es also auf jeden Fall wert.«
    Ich blinzle die Tränen aus meinen Augen.
    » Also hast du niemals unter dem Einfluss der Simulation gestanden?«
    » Nein.« Ich drücke meine Handballen gegen die Augen und wische die Tränen fort, damit sie nicht über meine Wangen rollen und sie jeder sehen kann.
    » Nein«, wiederhole ich. » Nein. Ich bin eine Unbestimmte.«
    » Habe ich das richtig verstanden?«, sagt Niles. » Du behauptest, die Ken hätten dich beinahe umgebracht, aber du hast dir den Weg ins Hauptquartier der Ferox freigekämpft… und schließlich die Simulation zerstört?«
    » Ja«, antworte ich.
    » Ich glaube, ich spreche im Namen aller«, sagt er, » wenn ich feststelle, dass du eine wahre Ferox bist.«
    Von der linken Seite des Raumes ertönen Rufe, und ich sehe verschwommen, wie sich Fäuste in die dunkle Luft recken. Meine Fraktion jubelt mir zu.
    Aber das ist falsch, sie täuschen sich. Ich bin nicht tapfer, ich bin überhaupt nicht tapfer. Ich habe Will erschossen und ich kann es nicht zugeben, ich kann es nicht einmal zugeben…
    » Beatrice Prior«, sagt Niles, » was bedauerst du am meisten?«
    Was ich bedaure? Ich bedaure es nicht, dass ich mich für die Ferox entschieden und die Altruan verlassen habe. Ich bedauere es nicht einmal, dass ich die Wachen vor dem Kontrollraum erschossen habe, weil ich keine Wahl hatte, weil ich an ihnen vorbei in den Kontrollraum musste.
    » Ich bedauere…«
    Ich wende meine Augen von Niles’ Gesicht und lasse den Blick durch den Raum schweifen, bis ich Tobias entdecke. Seine Miene ist ausdruckslos, seine Lippen sind ein schmaler Strich, sein Blick geht ins Leere. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und krallt seine Hände so fest in seine Unterarme, dass die Knöchel weiß hervortreten. Neben ihm steht Christina. Meine Brust krampft sich zusammen und ich bekomme keine Luft mehr.
    Ich muss es ihnen sagen. Ich muss die Wahrheit sagen.
    » Will«, sage ich. Es klingt wie ein Seufzer und

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