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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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angefangen.«
    » Wie heißt sie?«
    » Shauna.« Lynn wendet sich an Marlene. » Ich habe ihr gesagt, dass wir in nächster Zeit wohl kaum eine Gelegenheit haben werden, Kleider anzuziehen, aber wie üblich hat sie nicht auf mich gehört.«
    Ich erinnere mich an Shauna. Sie war eine von denen, die mich nach dem Seilrutschen vom Hochhaus unten auf der Straße aufgefangen haben.
    » Ich finde es sogar einfacher, in einem Kleid zu kämpfen«, sagt Marlene und tippt sich ans Kinn. » Man hat viel mehr Beinfreiheit. Und was macht es schon, wenn gelegentlich deine Unterwäsche aufblitzt, während du gerade dabei bist, deinen Gegner zu vermöbeln?«
    Lynn verstummt, sie findet Marlenes Antwort genauso schlagfertig wie ich, aber sie will es nicht zugeben.
    » Was höre ich da von aufblitzender Unterwäsche?«, fragt Uriah und gesellt sich zu uns. » Egal, worum es geht, ich mach mit.«
    Marlene boxt ihn gegen den Arm.
    » Ein paar von uns gehen heute Nacht zum Hancock Building«, sagt er. » Wollt ihr nicht mitkommen? Wir gehen um zehn.«
    » Seilrutschen?«, fragt Lynn.
    » Nein. Überwachungsaktion. Wir haben gehört, dass die Ken ihre Lichter jetzt die ganze Nacht über brennen lassen, deshalb können wir leichter in ihre Fenster spähen. Mal sehen, was sie so treiben.«
    » Ich bin dabei«, sage ich.
    » Ich auch«, sagt Lynn.
    » Wie? Oh. Ich auch.« Marlene lächelt Uriah an. » Ich hole uns etwas zu essen. Kommst du mit?«
    » Klar doch«, antwortet er.
    Im Weggehen winkt Marlene uns zu. Ihr Gang ist ganz anders als sonst. Früher hat sie immer kleine Hüpfer gemacht. Jetzt geht sie geschmeidiger, ja fast elegant, aber sie hat nicht mehr die kindliche Anmut, die ich mit ihr verbinde. Ich frage mich, wie sie sich unter dem Einfluss der Simulation verhalten hat.
    Lynn presst die Lippen zusammen.
    » Was ist los?«, frage ich.
    » Nichts«, gibt sie unwirsch zurück und schüttelt den Kopf. » Die beiden hängen in letzter Zeit ständig miteinander herum.«
    » Ich kann mir vorstellen, dass er im Moment gute Freunde brauchen kann«, sage ich. » Wegen der Sache mit Zeke und so.«
    » Ja. Das war der reinste Albtraum. Gerade noch steht er auf unserer Seite und im nächsten Moment…« Sie seufzt. » Egal, wie lange man jemanden darauf trainiert, tapfer zu sein, man weiß nie, ob er es ist, bis er es wirklich unter Beweis stellen muss.«
    Sie blickt mich fest an. Mir ist vorher nie aufgefallen, wie außergewöhnlich ihre Augenfarbe ist. Goldbraun. Und jetzt, wo ihre Haare ein bisschen gewachsen sind und man nicht als Erstes ihren kahlen Kopf wahrnimmt, sieht man auch ihre zierliche Nase und ihre vollen Lippen. Sie ist auffallend, ohne auffallen zu wollen. Einen Augenblick lang bin ich neidisch auf sie, doch dann denke ich mir, dass sie ihr Aussehen womöglich hasst und sich deshalb den Kopf kahl rasiert hat.
    » Du bist tapfer«, fährt sie fort. » Das muss ich dir nicht sagen, denn du weißt es selbst. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich es auch weiß.«
    Sie macht mir Komplimente, trotzdem habe ich das Gefühl, als hätte sie mir gerade einen Schlag ins Gesicht versetzt.
    Dann sagt sie noch: » Also vermassle es nicht.«
    Ein paar Stunden später– ich habe inzwischen zu Mittag gegessen und mir ein kleines Nickerchen gegönnt– setze ich mich auf die Bettkante, um den Verband an meiner Schulter zu wechseln. Ich ziehe mein T-Shirt aus und behalte nur mein Tank-Top an, denn es sind jede Menge Ferox in der Nähe, sie treiben sich zwischen den Betten herum und machen Blödsinn. Ich habe gerade Heilsalbe aufgetragen, als ich ein Kreischen höre. Uriah hat Marlene über seine Schulter geworfen und rennt übermütig den Gang entlang. Als sie an mir vorbeikommen, winkt sie mir mit rotem Gesicht zu.
    Lynn, die auf dem Bett neben mir sitzt, schnaubt verächtlich. » Ich weiß nicht, wie er nach allem, was passiert ist, noch flirten kann.«
    » Soll er denn andauernd mit griesgrämigem Gesicht durch die Gegend laufen?«, frage ich und drücke den Verband fest an. » Vielleicht kannst du ja etwas von ihm lernen.«
    » Das musst du gerade sagen«, entgegnet sie. » Wo du doch immer Trübsal bläst. Wir sollten dich Beatrice Prior, Queen of Tragedy nennen.«
    Ich stehe auf und knuffe sie am Arm, stärker als ich es im Spaß tun würde, sanfter als wenn es mir ernst wäre. » Halt die Klappe.«
    Ohne mich anzusehen, stößt sie mich an der Schulter aufs Bett zurück. » Von einer Stiff lasse ich mir nichts

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