Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
Vom Netzwerk:
ihrer mittelbraunen Haarfarbe sehen sich die beiden nicht sehr ähnlich. Shaunas Haare reichen bis zum Kinn, so wie meine.
    » Ja, genau das ist mein Lebenszweck, Charme zu versprühen«, erwidert Lynn.
    Shauna legt ihr den Arm um die Schulter. Es ist seltsam, Lynn mit einer Schwester zu sehen– sie überhaupt mit jemandem zu sehen, der ihr nahesteht. Shauna sieht mich an und ihr Lächeln erlischt. Ihr Blick wird misstrauisch.
    » Hi«, sage ich, denn sonst gibt es ja nichts zu sagen.
    » Hallo«, antwortet sie.
    » Oh Gott, Mom hat dich vollgequatscht, stimmt’s?« Lynn schlägt sich die Hände vors Gesicht. » Shauna –«
    » Lynn. Halt den Mund«, sagt Shauna, ohne den Blick von mir zu wenden. Sie wirkt angespannt, so als könnte ich mich jeden Augenblick auf sie stürzen. Sie mit meinen außergewöhnlichen mentalen Fähigkeiten attackieren.
    » Oh!«, sagt Uriah und kommt mir zur Hilfe. » Tris, kennst du Lauren schon?«
    » Ja«, antwortet Lauren, bevor ich etwas sagen kann. Ihre Stimme ist scharf und schneidend, aber nicht weil sie Uriah zurechtweist, sie klingt immer so. » Bei ihrer Ausbildung ist sie durch meine Angstlandschaft gegangen. Sie kennt mich wahrscheinlich besser, als mir lieb ist.«
    » Tatsächlich? Ich dachte, die Fraktionswechsler müssen durch Fours Angstlandschaften gehen«, sagt Uriah.
    » Als ob er das irgendjemandem erlauben würde«, schnaubt Lauren.
    In mir steigt ein warmes, zärtliches Gefühl hoch. Mir hat er es erlaubt.
    Ich sehe einen blauen Schatten hinter Laurens Schulter und blicke neugierig an ihr vorbei.
    Dann höre ich einen Schuss.
    Die Glastür zersplittert. Ferox-Soldaten mit blauen Armbinden stehen draußen auf dem Gehweg und tragen Waffen, die ich vorher noch nie gesehen habe, Waffen, aus denen blaue Lichtstrahlen schießen.
    » Verräter!«, schreit jemand.
    Die anderen Ferox ziehen ihre Waffen wie ein Mann. Ich habe keine Waffe, deshalb ducke ich mich schnell hinter eine Wand von Leuten. Unter meinen Schuhen knirschen die Glassplitter, als ich mein Messer aus der hinteren Hosentasche ziehe.
    Um mich herum fallen Menschen zu Boden. Meine Kameraden aus meiner Fraktion. Meine engsten Freunde. Alle fallen– entweder sind sie bereits tot oder sie sterben in diesem Moment–, während das ohrenbetäubende Knallen der Schüsse in meinen Ohren dröhnt.
    Dann erstarre ich. Ein blauer Lichtstrahl zielt direkt auf meine Brust. Ich werfe mich auf die Seite, um aus der Schusslinie zu kommen, aber ich bin nicht schnell genug.
    Der Schuss geht los. Ich falle.

15. Kapitel
    Der Schmerz klingt ab und wird zu einem dumpfen Stechen. Vorsichtig greife ich unter meine Jacke und taste nach der Wunde. Ich blute nicht, aber die Wucht des Schusses hat mich zu Boden geworfen, also muss mich irgendetwas getroffen haben. Ich taste mit den Fingern meine Schulter ab und spüre eine harte Beule, wo sonst weiche Haut ist.
    Ich höre ein Klicken auf dem Boden, direkt neben meinem Gesicht. Ein metallener Zylinder, ungefähr so groß wie meine Hand, rollt gegen meinen Kopf und bleibt liegen. Bevor ich ihn wegschieben kann, strömt aus beiden Enden weißer Rauch. Ich huste und schleudere den Zylinder weit weg, tiefer in die Eingangshalle. Aber das ist nicht der einzige Zylinder– sie sind überall, im ganzen Raum verteilt und verströmen Rauch, der weder brennt noch beißt, sondern einem nur für ein paar Augenblicke die Sicht nimmt, ehe er sich auflöst.
    Was soll das?
    Überall um mich herum liegen Soldaten der Ferox mit geschlossenen Augen. Stirnrunzelnd betrachte ich Uriah, suche ihn von Kopf bis Fuß nach einer Schusswunde ab. Er scheint nicht einmal zu bluten, und dort, wo lebenswichtige Organe sind, sehe ich auch keine Verletzungen; er kann also nicht tot sein. Wieso hat er das Bewusstsein verloren? Ich sehe über die Schulter zu Lynn, die in einer merkwürdigen, halb gekrümmten Stellung daliegt. Auch sie ist bewusstlos.
    Die Ferox-Verräter gehen mit ihren Waffen im Anschlag in die Eingangshalle. Ich mache das, was ich immer tue, wenn ich nicht weiß, was los ist, ich verhalte mich so wie alle anderen. Ich lasse den Kopf sinken und schließe die Augen. Mein Herz pocht, denn die Schritte der Ferox kommen quietschend über den Marmorfußboden auf mich zu. Ich beiße mir auf die Zunge und unterdrücke einen Aufschrei, als mir jemand auf die Hand tritt.
    » Ich verstehe nicht, warum wir denen allen nicht einfach einen Kopfschuss verpassen können«, sagt eine Stimme über mir. » Ohne Gegner

Weitere Kostenlose Bücher