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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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ob er möglicherweise wach ist. Der nächsten bewusstlosen Person auf dem Boden trete ich mit meinem Absatz fest auf den kleinen Finger. Keine Reaktion, nicht einmal ein Zucken. Ich gehe weiter und trete einem anderen mit der Fußspitze auf die Finger. Nichts rührt sich.
    Aus einem weiter entfernten Gang ruft jemand: » Ich hab einen!« Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ich springe über daliegende Männer und Frauen, über Kinder, Teenager und Ältere, trete hier auf einen Finger, komme da gegen einen Bauch oder einen Knöchel, immer auf der Suche nach den kleinsten Anzeichen von Schmerz. Nach einer Weile nehme ich die einzelnen Gesichter nicht mehr wahr, aber noch immer zeigt sich nirgends eine Reaktion.
    Ich spiele Verstecken mit den Unbestimmten– und das, obwohl nicht ich die Fängerin bin.
    Und dann passiert es. Ich trete auf den kleinen Finger eines Candor-Mädchens und ihre Miene verzerrt sich. Es ist nur ein hauchfeines Zucken– ein beeindruckender Versuch, sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen–, aber dennoch genug, um meine Aufmerksamkeit auf das Mädchen zu lenken.
    Ich werfe einen Blick über die Schulter, um zu überprüfen, ob jemand in der Nähe ist. Aber der Hauptgang, in dem ich stehe, ist verlassen. Ich blicke mich suchend nach dem nächsten Treppenhaus um– da, nur ein paar Schritte von mir entfernt ist es, in einem Seitengang rechts von mir. Ich gehe neben dem Kopf des Mädchens in die Hocke.
    » Hey, Kleine«, sage ich so leise ich kann. » Alles okay. Ich gehöre nicht zu denen.«
    Sie schlägt vorsichtig die Augen auf.
    » Ein paar Schritte von hier ist eine Treppe«, flüstere ich. » Wenn gerade niemand hersieht, gebe ich dir ein Zeichen. Dann musst du losrennen, verstanden?«
    Sie nickt.
    Ich stehe auf und drehe mich langsam im Kreis. Links von mir ist eine Abtrünnige. Sie steht mit dem Rücken zu mir und stößt einen leblosen Ferox mit dem Fuß an. Zwei Ferox-Verräter hinter mir lachen laut über irgendetwas. Einige Meter vor mir versperrt einer von ihnen den Gang, doch dann sieht er plötzlich hoch und entfernt sich von uns.
    » Jetzt«, sage ich.
    Das Mädchen springt auf und rennt zur Tür des Treppenhauses. Ich sehe ihr nach, bis die Tür ins Schloss fällt. In einem der Fenster sehe ich mein Spiegelbild. Aber ich stehe nicht so allein in dem Flur voller schlafender Menschen. Direkt hinter mir steht Eric.
    Ich starre sein Spiegelbild an und unsere Blicke treffen sich im Fensterglas. Ich könnte versuchen zu fliehen. Wenn ich jetzt eine plötzliche Bewegung mache, ist er vielleicht nicht schnell genug, um mich festzuhalten. Aber im selben Moment, in dem ich die Idee habe, weiß ich schon, dass ich nicht schnell genug bin, um ihn abzuhängen. Ich kann nicht einmal auf ihn schießen, weil ich keine Waffe mitgenommen habe.
    Ich wirble herum, reiße meine Ellbogen hoch und ramme ihn mit voller Wucht in sein Gesicht. Ich treffe ihn am Kinn, aber nicht hart genug, um ernsthaften Schaden anzurichten. Mit einer Hand packt er meinen linken Arm, während er mir mit der anderen Hand den Lauf der Pistole an die Stirn hält und mich von oben herab angrinst.
    » Ich verstehe nicht«, sagt er, » wie du so grenzenlos dumm sein konntest, unbewaffnet hierher zu kommen.«
    » Tja, wenigstens bin ich clever genug, um das hier zu machen«, erwidere ich und trete ihm mit aller Kraft auf den Fuß, in den ich ihm vor kaum einem Monat eine Kugel gejagt habe. Er schreit auf und rammt mir mit schmerzverzerrtem Gesicht den Griff seiner Waffe gegen das Kinn. Ich beiße die Zähne zusammen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Über meinen Hals rinnt Blut, die Pistole hat meine Haut aufgerissen.
    Währenddessen lockert er nicht ein einziges Mal den Griff um meinen Arm. Aber die Tatsache, dass er mir nicht einfach eine Kugel in den Kopf gejagt hat, spricht für sich, er darf mich noch nicht töten.
    » Ich war wirklich überrascht, als ich erfahren habe, dass du noch lebst«, sagt er. » Immerhin war ich es, der Jeanine den Tipp gegeben hat, extra für dich diesen Wassertank anfertigen zu lassen.«
    Ich überlege fieberhaft, wie ich ihm genug Schmerzen zufügen könnte, damit er mich loslässt. Gerade habe ich mich für einen kräftigen Tritt in die Weichteile entschieden, als er mich blitzschnell an beiden Armen packt, umdreht und mich so fest an sich zieht, dass ich kaum noch die Füße bewegen kann. Seine Fingernägel graben sich in meine Haut. Ich knirsche mit den Zähnen, sowohl vor Schmerz

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