Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
Schultern. » Von mir aus jederzeit.« Er streckt die Arme vor sich aus und macht zwei Fäuste. » Führ mich ab, wenn du so wild darauf bist.«
Dann erweckt etwas hinter mir seine Aufmerksamkeit und plötzlich rennt er los. Ich drehe mich um und sehe Uriah, der mit schnellen Schritten von den Aufzügen herüberkommt. Er grinst übers ganze Gesicht.
» Ich habe gehört, dass du ein dreckiger Verräter bist«, sagter.
» Ja, und?«, erwidert Zeke.
Sie stürzen aufeinander zu und liegen sich in den Armen, es tut fast weh, ihnen dabei zuzusehen, so fest klopfen sie sich auf die Schulter und lachen und heben die Fäuste.
» Ich kann gar nicht glauben, dass du uns nichts davon erzählt hast«, sagt Lynn. Ein Bein lässig hochgelegt, sitzt sie mit verschränkten Armen mir gegenüber am Tisch.
» Ach, sei nicht eingeschnappt«, sagt Zeke. » Ich durfte es ja nicht einmal Shauna und Uriah sagen. Es ist nicht gerade Sinn der Sache, wenn man jedem sagt, dass man ein Spion ist.«
Wir sitzen in einem Raum im Hauptquartier der Candor, dem Saal der Gemeinschaft – ein Name, über den die Ferox immer wieder spotten. Er ist groß und offen, an jeder Wand hängt schwarz-weißer Stoff und in der Mitte steht ein kreisrundes Podium. Um das Podium herum sind große, kreisrunde Tische angeordnet. Von Lynn weiß ich, dass hier monatliche Diskussionen stattfinden, nur so zum Vergnügen, und einmal in der Woche wird ein Gottesdienst gefeiert. Aber auch wenn keine Veranstaltung stattfindet, ist der Raum üblicherweise gut gefüllt.
Die Candor haben Zeke vor ungefähr einer Stunde im achtzehnten Stock kurz befragt. Es war keine so ernste Angelegenheit wie die Befragung von Tobias und mir– zum einen, weil es keine belastenden Videoaufnahmen von Zeke gibt, zum anderen, weil Zeke auch dann noch ein Witzbold ist, wenn er unter der Wirkung des Wahrheitsserums steht. Vielleicht gerade dann. Wie auch immer, wir sind in den Saal der Gemeinschaft gekommen, um eine Party zu feiern, weil Zeke nun doch gar kein dreckiger Verräter ist, wie Uriah es ausgedrückt hat.
» Seit dem Simulationsangriff haben wir dich zum Teufel gewünscht«, sagt Lynn. » Und jetzt komme ich mir deswegen wie ein Dummkopf vor.«
Zeke legt den Arm um Shauna. » Du bist ein Dummkopf, Lynn. Das ist Teil deines Charmes.«
Lynn wirft eine Plastiktasse nach ihm, die er abwehrt. Wasser spritzt über den Tisch und ihm ins Gesicht.
» Wie gesagt«, erklärt Zeke und reibt sich die Augen, » ich war meistens damit beschäftigt, Überläufer von den Ken in Sicherheit zu bringen. Deshalb sind so viele von ihnen hier, ein paar sind auch im Hauptquartier der Amite. Tori hingegen… ich habe keine Ahnung, was sie gemacht hat. Manchmal hat sie sich stundenlang davongeschlichen, und wenn sie mal da war, dann hat sie ausgesehen, als würde sie jeden Augenblick explodieren.«
» Wie hast ausgerechnet du diesen Job bekommen?«, fragt Lynn. » Du bist doch nichts Besonderes.«
» Es hatte mehr damit zu tun, dass ich mich nach dem Simulationsangriff zufällig mitten in einer Bande von Abtrünnigen wiederfand und kurz entschlossen mitgegangen bin«, sagt er. » Aber was Tori angeht, bin ich mir nicht sicher.
» Sie ist ursprünglich eine Ken gewesen«, sage ich.
Ich lasse aus, dass die Ken ihren Bruder umgebracht haben, weil er ein Unbestimmter gewesen ist; ich bin sicher, sie würde nicht wollen, dass alle das wissen. Aber das erklärt, warum sie sich im Hauptquartier der Ken so gereizt gezeigt hat. Ich habe es von ihr selbst gehört, dass sie nur auf eine Gelegenheit wartet, sich zu rächen.
» Oh«, sagt Zeke. » Woher weißt du das?«
» Alle Fraktionswechsler gehören einem Geheimen Club an«, sage ich und lehne mich in meinem Stuhl zurück. » Wir treffen uns an jedem dritten Donnerstag.«
Zeke schnaubt.
» Wo ist Four?«, fragt Uriah und sieht auf die Uhr. » Sollen wir ohne ihn aufbrechen?«
» Das können wir nicht«, sagt Zeke. » Er bekommt gerade die Info.«
Uriah nickt, als würde ihm das etwas sagen. » Und welche Info war das gleich noch mal?«, fragt er schließlich.
» Die Info über Kangs und Jeanines kleines Versöhnungstreffen«, antwortet Zeke. » Das ist doch logisch.«
Auf der anderen Seite des Saals sehe ich Christina mit ihrer Schwester sitzen. Beide lesen etwas.
Plötzlich werde ich ganz starr. Cara, Wills ältere Schwester, geht quer durch den Raum auf Christinas Tisch zu. Ich ziehe den Kopf ein.
» Was ist?«, fragt Uriah und blickt sich um. Ich
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