Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
ich euch in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass ihr eindeutig unterlegen und völlig unvorbereitet seid.«, sagt er dann ruhig.
Er hat recht. Wir können die Ferox-Verräter und die Ken nicht ohne die Hilfe der Candor angreifen. Es gäbe ein Blutbad, wenn wir es versuchten. Jack Kang hat alle Trümpfe in der Hand. Und das hat er uns gerade gezeigt.
» So viel dazu«, sagt er selbstzufrieden. » Sehr gut. Ich werde mich also mit Jeanine Matthews in Verbindung setzen und mich um einen Friedensvertrag bemühen. Hat irgendjemand Einwände?«
Ohne die Candor können wir nicht angreifen, denke ich, es sei denn, die Fraktionslosen sind auf unserer Seite.
19. Kapitel
Am Nachmittag beseitige ich zusammen mit einigen Candor und Ferox die Splitter der zerbrochenen Fensterscheiben in der Eingangshalle. Ich konzentriere mich ganz auf das Fegen und auf den Staub, der sich zwischen den Glasscherben abgesetzt hat. Meine Muskeln verrichten mechanisch die Bewegung, aber wenn ich auf den Boden blicke, dann sehe ich statt des dunklen Marmors glatte weiße Fliesen und den Sockel einer hellgrauen Wand; ich sehe blonde Haarlocken, die meine Mutter abgeschnitten hat, und den Spiegel hinter der Schiebetür.
Bei dem Gedanken bekomme ich weiche Knie und muss mich auf den Besenstiel stützen.
Jemand berührt mich an der Schulter. Ich ducke mich zur Seite weg, aber es ist nur ein kleines Candor-Mädchen. Sie sieht mich mit großen Augen an.
» Geht’s dir gut?«, fragt sie mit ihrer hohen Kinderstimme.
» Ja, danke«, sage ich etwas zu schroff. Ich beeile mich, meinen Fehler wieder gutzumachen. » Ich bin nur müde. Aber danke, dass du fragst.«
» Ich glaube, du lügst«, sagt sie.
Unter ihrem Ärmel lugt ein Verband hervor, vermutlich verdeckt er die Einstichstelle. Bei der Vorstellung, dass dieses kleine Mädchen von einer Simulation gelenkt werden könnte, wird mir ganz schlecht. Ich kann sie nicht mehr anschauen und wende mich ab.
Und da sehe ich sie, ein Überläufer der Ferox stützt draußen eine Frau, deren Bein blutet. Ich sehe die grauen Strähnen im Haar der Frau, die krumme Nase des Mannes, die blauen Armbänder der Ferox-Abtrünnigen, die direkt unterhalb der Schultern befestigt sind, und ich erkenne sie beide. Tori und Zeke.
Tori zieht ihr verletztes Bein nach. Ein dunkler, nasser Fleck bedeckt den größten Teil ihres Oberschenkels.
Alle Candor hören mit dem Fegen auf und sehen zu ihnen hinüber. Die Ferox, die bei den Aufzügen Wache stehen, laufen mit den Waffen im Anschlag zur Eingangstür. Die anderen, die weitergefegt haben, weichen zur Seite, aber ich bleibe, wo ich bin; mir wird ganz heiß beim Anblick von Zeke und Tori.
» Sind die überhaupt bewaffnet?«, fragt jemand.
Die beiden sind am Eingang angekommen. Als Zeke die Wachen der Ferox sieht, hebt er eine Hand hoch, mit der anderen hält er Tori fest um die Hüfte gepackt.
» Sie braucht ärztliche Behandlung«, sagt er. » Und zwar dringend.«
» Warum sollten wir Verräter verarzten?«, fragt ein Ferox mit angelegter Waffe. Er hat feines blondes Haar und zwei Piercings in der Lippe. Auf seinem Unterarm ist ein blauer Farbfleck.
Tori stöhnt. Ich zwänge mich zwischen zwei Ferox hindurch und strecke die Hand nach ihr aus. Sie legt ihre Hand, die ganz blutverklebt ist, in meine. Zeke lässt sie mit einem Seufzer zu Boden gleiten.
» Tris«, sagt sie benommen.
» Zurück, Mädchen«, sagt der blonde Ferox zu mir.
» Nein«, sage ich. » Leg deine Waffe nieder.«
» Hab ich’s nicht gesagt, die Unbestimmten sind verrückt«, murmelt ein anderer Ferox der Frau neben ihm zu.
» Meinetwegen bringt sie nach oben und bindet sie am Bett fest, damit sie nicht Amok läuft«, sagt Zeke finster. » Aber lasst sie bitte nicht in der Eingangshalle des Hauptquartiers der Candor verbluten!«
Schließlich treten ein paar Ferox vor und heben Tori auf.
» Wohin sollen wir sie bringen?«, fragt einer von ihnen.
» Zu Helena«, sagt Zeke. » Sie ist eine Krankenschwester der Ferox.«
Die Männer nicken und tragen Tori zu den Aufzügen. Zeke und ich blicken uns an.
» Was ist passiert?«, frage ich ihn.
» Die Abtrünnigen haben herausgefunden, dass wir Informationen über sie sammeln«, sagt er. » Tori wollte fliehen, aber dann haben sie auf sie geschossen. Ich habe ihr geholfen, hierher zu kommen.«
» Hübsche Geschichte«, sagt der blonde Ferox. » Würdest du das noch einmal unter dem Einfluss des Wahrheitsserums wiederholen?«
Zeke zuckt mit den
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