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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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löse ich mich aus meiner Erstarrung. Ich renne zu Tobias und packe ihn an der Schulter.
    » Halt!«, rufe ich. » Sofort aufhören!«
    Ich erwarte, einen wilden Ausdruck in seinen Augen zu sehen, aber als er mich anschaut, ist da etwas ganz anderes. Sein Gesicht ist nicht gerötet, sein Atem geht ruhig.
    Das war keine Affekthandlung.
    Es war pure Berechnung.
    Er lässt den Gürtel fallen, greift in seine Tasche und zieht eine Silberkette hervor, an der ein Ring baumelt. Marcus liegt keuchend auf der Seite. Tobias lässt den Ring neben dem Gesicht seines Vaters auf den Boden fallen. Der Ring ist aus mattem, unpoliertem Metall, ein Ehering der Altruan.
    » Schönen Gruß von meiner Mutter«, sagt Tobias.
    Dann geht er, und ich brauche ein paar Sekunden, bevor ich wieder Luft holen kann. Ich lasse Marcus liegen, der sich am Boden krümmt, und laufe Tobias hinterher. Erst auf dem Gang hole ich ihn ein.
    » Was sollte das denn?«, will ich von ihm wissen.
    Tobias drückt den Abwärtsknopf am Aufzug und sieht mich nicht an.
    » Es musste sein«, sagt er.
    » Und weshalb?«
    » Tut er dir etwa leid?«, fragt Tobias finster. » Weißt du, wie oft er das mit mir gemacht hat? Wieso war mir jeder Handgriff wohl so vertraut? Was denkst du?«
    Ich fühle mich schwach, als könne ich jeden Augenblick auseinanderbrechen. Es hat ausgesehen, als habe er die Szene eingeübt, so, als hätte er sich jeden Schritt überlegt und die Worte vor einem Spiegel geprobt. Er kannte die Szene auswendig; nur hat er diesmal die andere Rolle gespielt.
    » Nein«, sage ich leise. » Nein, er tut mir nicht leid, ganz und gar nicht.«
    » Was ist es dann, Tris?« Seine Stimme ist rau, und das allein reicht, damit ich wirklich fast auseinanderbreche. » Du hast dich in den letzten Tagen nicht darum geschert, was ich tue, warum also jetzt?«
    Ich könnte fast Angst vor ihm haben. Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll, wenn er so unberechenbar ist, und dieses Unberechenbare brodelt jetzt ganz dicht unter der Oberfläche, genauso wie bei mir. In uns beiden tobt ein Krieg. Manchmal hilft er uns zu überleben. Manchmal bringt er uns fast um.
    » Nichts«, sage ich.
    Das Signal ertönt und der Aufzug ist da. Tobias steigt ein und drückt wieder auf den Knopf, damit sich die Tür zwischen uns beiden schließt. Ich starre auf das matte Metall und lasse die letzten zehn Minuten im Geiste an mir vorüberziehen.
    » Das muss ein Ende haben«, hat er gesagt. Mit das hatte er den Spott gemeint, den er nach der Befragung über sich ergehen lassen musste, weil er zugegeben hat, aus Angst vor seinem Vater die Ferox gewählt zu haben. Und deshalb hat er seinen Vater in aller Öffentlichkeit geschlagen, sodass alle Ferox es sehen konnten.
    Doch warum? Um seinen Stolz zu wahren? Nein. Dazu war es viel zu überlegt.
    Als ich in die Cafeteria zurückgehe, sehe ich, wie ein Candor Marcus zum Waschraum bringt. Er geht langsam, aber nicht vornübergebeugt, also hat Tobias ihn vermutlich nicht ernsthaft verletzt. Ich sehe zu, wie sich die Tür hinter ihm schließt.
    Ich hatte fast vergessen, was ich bei den Amite gehört habe– dass mein Vater für eine Information sein Leben riskiert hat. Angeblich riskiert hat, rufe ich mir ins Gedächtnis. Vielleicht ist es nicht klug, Marcus zu vertrauen. Und ich habe mir geschworen, dass ich ihn nicht noch einmal fragen werde.
    Ich trödle vor dem Waschraum herum, bis der Candor herauskommt, dann gehe ich hinein, bevor sich die Tür wieder richtig schließen kann. Marcus sitzt neben dem Waschbecken auf dem Fußboden und hält sich Papierhandtücher vor den Mund. Er scheint nicht sehr glücklich zu sein, mich zu sehen.
    » Treibt dich die Schadenfreude hierher?«, fragt er. » Verschwinde.«
    » Nein«, sage ich.
    Was will ich eigentlich hier?
    Er blickt mich fragend an. » Und?«
    » Ich möchte deiner Erinnerung ein wenig auf die Sprünge helfen«, sage ich. » Was auch immer du von Jeanine willst, du wirst nicht allein da herankommen, und nur die Altruan werden dir auch nicht helfen können.«
    » Ich dachte, darüber hätten wir schon gesprochen.« Durch die Papierhandtücher klingt seine Stimme gedämpft. » Die Vorstellung, dass ausgerechnet du helfen könntest…«
    » Ich weiß nicht, weshalb du dir einbildest, ich sei nutzlos, aber genau so ist es– du bildest es dir ein«, antworte ich scharf. » Und ich will davon jetzt nichts hören. Ich möchte dir nur sagen, dass du weißt, an wen du dich wenden kannst, wenn du

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