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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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was getan werden muss. Und im Moment müssen wir wissen, was Jack Kang mit den Ken zu besprechen hat.
    » Du schneidest dir die Haare nicht mehr wie ein Altruan«, sage ich. » Willst du jetzt mehr wie ein Ferox aussehen?«
    » Lenk nicht ab«, sagt er. » Es sind schon vier Leute, die das Gespräch belauschen wollen. Du musst nicht auch noch mitgehen.«
    » Warum willst du, dass ich hier bleibe?« Ich werde zunehmend lauter. » Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich zurücklehnen und andere die schwierige Arbeit machen lassen!«
    » Nein, aber solange dir dein eigenes Leben nicht mehr wert ist, solange du nicht einmal eine Waffe nehmen und damit schießen kannst…« Er beugt sich zu mir. » So lange solltest du dich wirklich zurücklehnen und andere die gefährliche Arbeit übernehmen lassen.«
    Seine ruhige Stimme dröhnt in mir wie ein zweiter Herzschlag. S olange dir dein eigenes Leben nicht mehr wert ist hallt in mir nach.
    » Was willst du tun?«, frage ich. » Mich im Waschraum einsperren? Denn das ist die einzige Möglichkeit, mich zurückzuhalten.«
    Er fasst sich an die Stirn und reibt sich die Wange. Ich habe ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen.
    » Ich will dich nicht aufhalten. Ich möchte, dass du selbst damit aufhörst«, sagt er. » Aber wenn du weiterhin so leichtsinnig bist, dann wird mir nichts anderes übrig bleiben als mitzukommen.«
    Der Himmel hellt sich schon leicht auf, als wir an die Brücke mit den zwei steinernen Pylonen kommen. Wir steigen die Treppe neben einem der Türme hinunter und schleichen leise entlang des Flussbetts. Wenn das Licht darauf fällt, leuchten die großen Wasserpfützen. Die Sonne geht auf. Wir müssen uns beeilen.
    Uriah und Zeke sind in den Türmen rechts und links von der Brücke, damit sie eine bessere Übersicht haben und um uns aus der Ferne Deckung zu geben. Sie können besser zielen als Lynn und Shauna, die ohnehin nur mitgekommen ist, weil Lynn sie trotz ihres Wutausbruchs im Gemeinschaftssaal darum gebeten hat.
    Als Erste klettert Lynn, den Rücken dicht an der Mauer, über den Sockel der Brückenpfeiler. Ich folge ihr, Shauna und Tobias gehen hinter mir. Die Brücke ruht mit vier Metallbögen auf ihren steinernen Fundamenten und unter der tiefsten Ebene ist ein Gewirr von Eisenträgern. Lynn zwängt sich unter einer Metallkonstruktion hindurch und klettert schnell weiter; dann arbeitet sie sich auf den schmalen Trägern bis zur Mitte der Brücke voran.
    Ich lasse Shauna vorausgehen, denn ich kann nicht so schnell klettern. Mein linker Arm zittert, als ich auf einer Metallstrebe zu balancieren versuche. Ich spüre die kalte Hand von Tobias an meiner Taille, der mich stützt.
    Ich krieche zwischen der Unterseite der Brücke und den Eisenträgern hindurch. Ich komme nicht weit, dann muss ich innehalten, die Füße auf einem der Träger und den linken Arm auf einer anderen Strebe. Und ich werde gezwungen sein, lange Zeit genau in dieser Stellung zu verharren.
    Tobias kommt auf einem Eisenträger zu mir gerutscht und stellt sein Bein unter mich. Es ist so lang, dass er es bis zu einer zweiten Strebe ausstrecken kann. Ich atme aus und lächle ihn an– meine Art, Dankeschön zu sagen. Es ist das erste Mal, dass wir voneinander Notiz nehmen, seit wir das Quartier der Candor verlassen haben.
    Er erwidert mein Lächeln, allerdings fällt seines etwas grimmig aus.
    Wir vertreiben uns die Zeit schweigend. Ich atme durch den Mund und versuche, das Zittern in Armen und Beinen zu unterdrücken. Shauna und Lynn scheinen sich wortlos zu unterhalten. Sie machen Grimassen, die ich nicht verstehe, und nicken und lächeln sich gegenseitig zu, wenn sie etwas abgemacht haben. Ich habe nie darüber nachgedacht, wie es mit einer Schwester statt mit einem Bruder gewesen wäre. Hätten Caleb und ich eine engere Beziehung, wenn er ein Mädchen wäre?
    Die Stadt ist so still am Morgen, dass die Schritte laut widerhallen, als sich jemand der Brücke nähert. Die Richtung, aus der das Geräusch kommt, legt nahe, dass es sich dabei um Jack und seine Eskorte von den Ferox handelt und nicht um die Ken. Die Ferox wissen, dass wir hier sind, nur Jack Kang ist ahnungslos. Wenn er länger als ein paar Sekunden nach unten blicken würde, könnte er uns durch das Metallgitter zu seinen Füßen sehen. Ich versuche, so flach wie möglich zu atmen.
    Tobias blickt auf die Uhr, dann streckt er mir den Arm hin, um mir zu zeigen, wie spät es ist. Punkt sieben.
    Ich spähe durch das Stahlnetz

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