Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
Vom Netzwerk:
Ankunftsdatums hat uns niemand gemeldet. Hier, bitte sehr! Ihr Schreiben. Eine Bestellung zweier Doppelzimmer, Unterschrift, Firmenstempel: Straßen- und Autobahnbauunternehmen...«

    Ein grüner Geldschein, der über die Theke zu ihm heranschlich, ließ ihn die unerwarteten Gäste bereits ein wenig freundlicher betrachten.

    »Beim Reden kommen die Leut’ zusamm’, sag ich immer...Insbesondere wenn...« Mit diesen Worten ließ er den Hunderter in einer Schublade verschwinden und händigte den Gästen zwei Zimmerschlüssel aus. »Das Fräulein bekommt Zimmer 4. Die Herren werden sich mit dem Zimmer 3 und einem Zustellbett begnügen müssen. Erster Stock, rechts. Das Auto müssen Sie im Hof lassen. Schade, wenn Sie gestern gekommen wären...da war noch alles frei.«

    »Und der Fahrstuhl?«

    »Der Fahrstuhl ist allerdings...«

    »Macht nichts!« Der älteste Geometer schüttelte dem Hotelchef freundschaftlich die Hand und begab sich, mit dem Theodoliten und einer Reisetasche unter dem Arm, in den ersten Stock. »Danke. Das Gepäck lassen Sie hinaufschaffen!«

    »Das ist wohl nur ein Traum!« Der Chef des Hotels »Zum Löwen« (Preisklasse III), wo man jeden Gast, der zwanzig Heller Trinkgeld gab, wie einen König behandelte, starrte entsetzt einen zweiten Hunderter an, der wie durch Zauber in seine Handfläche gelangt war. »Fahrstuhl? Gepäck? Vier Badezimmer? Geometer...und dabei geben sie an, als wären sie im Hotel >Ritz< abgestiegen!«

25. Eine unerwartete Begegnung

    »Alles Wissen der Menschheit, in Mikro-Chips auf zwanzig Quadratzentimeter in der rechten Autotür gespeichert, aber alles ist ganz anders! Ihr Archiv können wir ruhig fortwerfen, Philipp. Vielleicht waschen sich diese Menschen nicht einmal.« Doktor Noll ahnte in jeder Ritze des mit Möbeln überfüllten Hotelzimmers Nummer 3 zahllose Vergehen gegen die Grundregeln der Hygiene. Er kroch unter den Bettgestellen hindurch und kam, von Staub und Spinnweben bedeckt zum Vorschein. »Hotel >Zum Löwen
    »Aber unsere Ankunft haben wir tadellos geschafft.« Der Akademiker kostete immer noch seinen Sieg bei den komplizierten Verhandlungen in der Empfangshalle des Hotels aus. Nach den Mißerfolgen des ersten Tages war dies übrigens sein erster wahrer Sieg. »Zwei grüne Papiere, und...bitte sehr! Das Gepäck ist da! Wir haben sogar zwei Zimmer nebeneinander!«

    »Hier ist auch ein Radio!« entdeckte Karas. »Ein Prachtexemplar! Vier Wellenbereiche! Könnt ihr euch vorstellen, was das bedeuten würde, wennich mit so einem Exemplar im fünfundzwanzigsten Jahrhundert bei uns im Museum erscheinen könnte? Die Fachleute würden verrückt werden! Das Ding hat sogar noch Röhren!«

    »Aber eine Nachttischlampe habt ihr nicht!« Katja war von einem Rundgang durch ihr Zimmer begeistert. Sie schob die Vorhänge vom Fenster zurück und blickte auf den Marktplatz hinaus. Neugierig öffnete sie den Schrank, zog die Schublade des Tischchens heraus. Zweimal ließ sie das Licht über dem Spiegel am Waschbecken aufleuchten. »Und hier fließt Wasser!« rief sie begeistert, nachdem es ihr gelungen war, den Wasserhahn zu drehen. »Es läßt sich aber nicht mehr abstellen!«

    Das Wasser interessierte auch Doktor Noll. Er entnahm eine Probe, um sie zu untersuchen. »Vorläufig auf kein Möbelstück setzen! Nichts berühren! Nichts anfassen!« Seine Ärztetasche schien bodenlos. Nachdem er kurz darin herumgewühlt hatte, bestieg er den Tisch und schraubte die Glühbirne aus dem Lüster aus. An ihre Stelle schraubte er seine Desinfikator-Birne »Anti-M-M« ein. Nachdem er am Lichtschalter gedreht hatte, stieg eine blaue Rauchwolke aus dem Desinfikator. Im Nu waren das ganze Zimmer und alle Gegenstände von roten Strahlen umhüllt. Sie rotierten und drangen selbst in das Innere der Dinge ein, die dadurch durchsichtig wurden. »In zwei Minuten wird alles soweit sein, daß wir vom Fußboden essen können«, versprach der Doktor, indem er zufrieden die blauen Rauchwolken beobachtete, die schnell den Staub fraßen. »Womit sich die Menschen im Schlaf zudeckten, das versteh’ ich allerdings nicht. Das sieht ja aus, als wären es Vogelfedern!«

    Das waren es auch. Sie fielen aus einem zerrissenen Federbett, das Doktor Noll über dem Kopf schwang. Es regnete immer dichter Federn in sein Haar. Sie wirbelten im Zimmer umher, verfärbten sich in den Strahlen rosarot und in den Rauchwolken blau. Aber mit

Weitere Kostenlose Bücher