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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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zwanzigsten Jahrhundert. Denken Sie nicht auch, Philipp? Freundschaftlich...gastfreundlich...«

    »Gewiß«, Philipp prustete gekränkt, machte kehrt und schwamm zur Bucht zurück. »Wenn Sie sich unterhalten wollen, bitte sehr! Ich hoffe jedoch, Sie verstehen, daß der Weltrat unsere Nachricht erwartet, so daß gerade jetzt, nachdem wir einig geworden sind, uns gesäubert und erfrischt haben...« Er erklomm das Ufer. Prüfend betrachtete er sein Gesicht im Rückspiegel des Autos. »Ein alter Tattergreis! Ha! Ich muß zwar zugeben, daß man meine Perücke im Zentrum besonders scheußlich gestaltet hat, nichtsdestoweniger...!« Der Techniker im Gebüsch unterbrach plötzlich sein gleichmäßiges Schnarchen und erwachte.

    »Sie haben sich wieder einmal ausgezeichnet, Karas!« brummte der Akademiker wütend. »Es hieß doch, nichts essen!« Karas kratzte verlegen seinen Brummschädel. »Die Scheinwerfer, Doktor! Katja! Die Aufzeichnung für unsere Sendung!« kommandierte der Akademiker. Er kehrte noch schnell zum Auto zurück, um den goldenen Helm zu holen. Er setzte ihn auf und machte eine feierliche Miene.

    »Sind Sie so weit?«

    »Jawohl. Videoaufzeichnung eins!«

    Philipp konzentrierte sich. In das flackernde Licht der Einstellung hob er die Schultasche Adam Bernaus. Langsam, wie ein Salonzauberer die Karnickel aus dem Zylinder, zog er ein Heft nach dem andern aus der Tasche.

    »Die Expedition Adam 84 meldet sich mit einer frohen Nachricht: Die Aktion Hoffnung endete erfolgreich... Hier, die Schultasche des Genies, die er täglich zu tragen pflegte... Hier, seine Hefte...«

    Die Hundehütte erwähnte er nicht. Mit wichtiger Miene blätterte er in den Heften.

    »Wie Sie sehen, sind sie voller komplizierter Berechnungen. Sie zu dechiffrieren wird Sache der Fachleute sein. Ich will mich daher nur auf eine kleine Probe beschränken...« Zum Beispiel hier: Wenn zwei Arbeiter einen zwei Meter zwanzig tiefen, ein Meter fünfzig breiten und vierundsechzig Meter langen Graben in dreißig Stunden ausheben, wie lange brauchen sechzehn Arbeiter für die gleiche Aufgabe?« Bei den letzten Worten drohte seine Stimme zu versagen.

    »Was sind denn das für Albernheiten?«

    Verwirrt legte er das Mathematikheft fort, das von rot durchgestrichenen Berechnungen, Rufzeichen, Fragezeichen und wütend unterstrichenen roten Zahlen wimmelte:

    4!!!

    5/4

    »Wo bleibt der Beweis?«

    Dann zog er ein weiteres Heft aus der Schultasche hervor, dessen Umschlag die Aufschrift »Adam Bernau. Naturlehre« trug. Aber diese Worte murmelte Philipp nur noch halblaut. Zwei, drei Skizzen von Blüten. Ein Blütenstempel. Staubgefäße. Auf dem rosa Löschpapier, das aus dem Heft herausfiel, stand:

    Gorillas und Gibbons leben in Bäumen munter, wer mich schief anguckt, dem hau’ ich eine runter!

    Daß dies die gesuchte Formel für die Verschiebung von Kontinenten in Raum und Zeit wäre, schien unwahrscheinlich. Auch das dritte, dünne Heft war nicht das richtige. Es war das Schülervermerkheft. Diesmal ergriff es Doktor Noll und las daraus vor:

    »Bei einem gemeinsamen Spaziergang stellte Adam den Mitschülern ein Bein und trällerte unflätige Worte. Meine Feder sträubt sich, sie hier wiederzugeben.

    Jana Malá, Klassenvorstand...«

    »Ich danke für Ihre Mitteilung. Ich habe meinen Sohn streng bestraft. Frau Alice Bernau.« »Vermutlich nicht streng genug, denn er hat meinen Stuhl begossen, und ich habe mich hineingesetzt.

    Jana Malá...«

    »Geben Sie das her!« Mit diesen Worten verhinderte der Akademiker weitere Enthüllungen aus der Schulzeit des kommenden Nobelpreisträgers. Das Schülervermerkheft steckte er ins Hemd. »Nicht weiter mitschneiden! Das Videoband vernichten!«

    »Wir haben also nichts?«

    »Und die Säge ist weg« bemerkte Karas, der inzwischen das rote Dreieck des Senders im Gras aufgestellt hatte. »Die hatten aber zuletzt Sie, Philipp!«

    Philipp erblaßte.

    »Ohne das Heft können wir nicht zurückkehren...Ohne die Säge auch nicht...Verstehen Sie doch! Wenn Sie jemand entdeckte und mißbrauchte, was das für die Zivilisation bedeuten müßte!«

    »Gewiß, aber...«

    »Anglühen!«

    Dem Techniker war es endlich gelungen, den Sender bereit zu machen. Er zog die Antennen aus den Scheibenwischern. Das rote Dreieck funkelte rubinrot. Die fünfhundert Jahre entfernte Zukunft war plötzlich ganz nah, aber zur Überraschung aller Anwesenden unterbrach der Akademiker die angeknüpfte Verbindung.

    »Nicht

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