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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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anglühen! Zwanzig Prozent der Energiereserve für den Notfall haben wir bereits vergeudet. Was wollen Sie senden? Daß wir nichts haben? Daß wir hierbleiben und versuchen müssen, das richtige Heft zu finden?«

    »Das darf wohl nicht Ihr Ernst sein?« Katja dachte traurig an ihren Thomas, der am Raketodrom auf ihre Heimkehr wartete, und Karas dachte an seine Kinder. »Sie haben uns doch versprochen, daß wir um Mitternacht zurück sein werden!«

    »Noch dazu gibt es hier Stechmücken...«

    »Und es ist kalt...«

    »Meine Ansicht ist Ihnen bekannt«, sagte der Akademiker. »Den Verlust der Säge verantworte ich! Ich bleibe hier und werde versuchen, sie zu finden. Die anderen können heimkehren. Die Stimmenmehrheit möge entscheiden.«

    In der plötzlich eingetretenen Stille drangen Gitarrentöne und unbekannte Stimmen vom jenseitigen Ufer herüber. »Ich hab’ keine Angst«, flüsterte Katja. »Aber hier zu bleiben? Im zwanzigsten Jahrhundert? Übrigens habe ich nichts anzuziehen...«

    Aus der Ferne winkten die Lichter des Städtchens Kamenice. Hoch über den Köpfen der Schiffbrüchigen aus der Zukunft strahlten unbekannte Sterne. Durch den Weltenraum raste ein unbekannter Komet auf die Erde zu. Das Rauschen des Flusses begleitete die Stille der Nacht. Jetzt zurückzukehren, das bedeutete vielleicht, nie zurückzukehren. Das fremde Gras strömte einen schweren, betäubenden Duft aus. Alles war mehr als verrückt. Das Rauschen der Blätter unbekannter Bäume, die Töne eines Liebeslieds vom jenseitigen Ufer.

    »Das heißt also...zurückkehren?«

    Die Männer warteten.

    »Hierbleiben«, sagte Katja. »Nur schade, daß wir denen zu Hause nicht mitteilen können, daß wir leben, daß wir noch da sind!«

23. Vor allem unauffällig!

    Der Himmel war makellos blau. In der Bucht ankerten weiße Yachten, und am Horizont glitzerten die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Im goldgelben Sand des Strandes aalten sich sonnengebräunte Schönheiten. Man hörte das Brausen des Meeres. Auf der Terasse des Hotels »Ritz« spielte eine Musikkapelle. Vor dem von Palmen beschatteten Haupteingang des Hotels stoppte, begleitet von dem leisen Geräusch seiner Reifen, ein rassiger Sportwagen. Der Portier und zwei Hausdiener eilten über die mit einem roten Teppich bedeckte, breite Hoteltreppe den Gästen entgegen. Mit einer tiefen Verneigung öffneten sie die Autotüren, nahmen ein fürstliches Trinkgeld entgegen und trugen das Gepäck der angekommenen Gäste in die Hotelhalle zum Empfang.

    Am Steuer des Niva VI, der sich dem Hotel näherte, wurde Karas unsicher.

    »Wer von uns sagt jetzt: Sehen Sie zu, daß das Zimmer der Dame voller Blumen ist?« fragte Karas.

    »Niemand«, brummte der Akademiker und schaltete den Mini-Bildschirm ab, auf dem das in die linke Autotür eingebaute Computerzentrum unter dem Titel »Ankunft im Hotel« irrtümlich ein Bruchstück des zeitgenössischen Filmlustspiels »Der Gendarm von Saint Tropez« gezeigt hatte. »Wir sind einfache Geometer und kommen nicht im Hotel >Ritz< an der Riviera, sondern im Hotel >Zum Löwen< in Kamenice an. Es wird daher keiner von uns nach einem Balkon mit Aussicht auf das Meer fragen, Karas, da es, wie bekannt, in Böhmen kein Meer gibt. Vier bescheidene Zimmer mit Bad werden uns völlig genügen. Ist das klar?«

    »Klar«, bestätigte Katja, indem sie (genau wie die Filmdiva) lässig eine Perlenkette um den Hals schlang und das Handgelenk mit Armbändern schmückte, an denen allerhand Anhängsel klirrten.

    Blaue Schatten brauchte sie sich nicht unter die Augen zu malen, denn sie alle hatten eine schlaflose Nacht hinter sich. Im Schutze der Nacht hatten die Männer die »entliehenen« Bücher in den Garten des Bernauschen Hauses zurückgeschafft, aber die vermißte Lasersäge konnten sie in den Trümmern des abgestürzten Fußbodens nicht finden. Nach einer kurzen Lagebesprechung wurde einstimmig beschlossen, zu bleiben und zu versuchen, das richtige Heft zu finden. Im Morgengrauen untersuchten sie dann die Geheimverstecke ihres Autos. Geldbündel kamen zum Vorschein, Vorräte von Lebensmittelkonzentraten in Tuben mit der Bezeichnung »Zahnpasta Perlweiß« und »Elida Rasierkrem« und schließlich auch die technischen Hilfsmittel: Auge 1, Auge 2 und Auge 3.

    Als sehr nützlich erwies sich ein unauffälliges Köfferchen, der »Vernichter«. Gegenstände, die die Besucher nicht mehr brauchten und die sie verraten könnten (wie zum Beispiel die Feuerwehruniformen und

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