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Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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wusste doch, dass sie untröstlich war. Schmerz und Trauer waren zu groß. Und außer Kontrolle geraten. Der Himmel wusste, wie sehr sie diesen Weinkrampf brauchte.
    Duchess kam ans Bett und schaute mit bekümmertem Hundeblick abwechselnd Jake und wieder ihr Frauchen an. Dann legte sie den Kopf neben Marnies Schulter auf die Matratze und passte auf.
    Marnie heulte hemmungslos weiter. Ihre Tränen und ihr heißer Atem benetzten Jakes Brust.
    Sie legte ihm die Arme um den Hals. »U-und dann - dann wa-war ich auf einmal diejenige, die die Kiste aufgemacht ha- hat. Und Großmama -«
    Sie drückte ihr nasses Gesicht an seinen Hals, und Jake fühlte die glühend heißen Tränen wie Säure über seine Haut triefen. Er nahm ihren zerbrechlichen Körper fester in die Arme und flüsterte ihr aufmunternde Worte zu, als sei sie ein Kind, das sich wehgetan hat.
    Er hatte nie zuvor ein Kind getröstet. Und nie eine so aufgelöste Frau in Armen gehalten. Noch vor einer Woche wäre das eine so undenkbar gewesen wie das andere. Jetzt war er froh, für Marnie dasein zu können. Dankbar, derjenige zu sein, der sie halten durfte, als ihr Herz entzweibrach.
    Er fürchtete zwar, der grausame Weinkrampf könne den Ausbruch ihrer Krankheit beschleunigen, doch er wollte auch nicht, dass er endete, bevor sie sich ausgeweint hatte. Er streichelte ihr Haar, ihren Rücken, ihre Wangen.
    »In dem Sa-Sarg war Großmama. A-aber das war nicht - war nicht meine Großmama. Sie ha-hat ganz unheimlich ausgesehen. Das Ge-Gesicht ist geschmolzen, u-und ihr Mund war o-offen als - als ob sie A-Angst gehabt hätte. Ich wollte meine Großmama zurück - nicht di-dieses Ding. Und da- dann ha-habe ich die Augen aufgemacht, und d-du warst in dem Sarg. Du warst voller Blut, u-und sie ha-haben mich Erde auf di-dich draufschmeißen lassen. Du wa-warst tot, und ich wo-wollte auch tot sein -«
    Er strich ihr das Haar aus der Stirn und drückte einen Kuss auf die Falte über ihrer Nasenwurzel. »Du hast nur geträumt. Ein ganz schlimmer Albtraum. Und ich bin quietschlebendig und hier neben dir in dem Bett, in dem wir einander geliebt haben.«
    Marnie legte ein Bein über seines und drückte mit herzzerreißendem Geschluchze ihr nasses Gesicht an seinen Hals.
    Der Tränenbrunnen wollte nicht versiegen. Tiefste Verzweiflung, tiefste Einsamkeit und tiefste unverfälschte Trauer.
    »Lass es raus. Süße. Lass alles raus. Ich bin ja bei dir.«
    »Sie fehlt mir s-so.«
    »Ich weiß«, flüsterte er und fühlte sich der Sache nicht gewachsen. Er legte die Arme um sie, zog sie halb auf sich und wünschte sich nur, ihr helfen zu können. Der Weinkrampf war längst fällig gewesen, aber sie derart um Luft ringen zu hören, war kaum auszuhalten.
    Der Gefühlsausbruch überraschte ihn nicht. Sie war dieses Wochenende weiß Gott durch die Hölle gegangen.
    Jeder andere wäre genauso verzweifelt.
    Jake streichelte ihre zarte Haut, glitt mit zärtlichen Fingern den bebenden Körper hinunter und ließ ihr gequältes Schluchzen an die tröstliche Mauer seiner Brust branden.
    Ihre Kehle musste höllisch schmerzen, dachte er und flüsterte irgendwelchen Unsinn zusammen. Worte, die er keiner Menschenseele je gesagt hatte. Und die Tränen flössen immer weiter.
    »So ist es gut, meine Kleine. Wein dir alles von der Seele.« Sie brach ihm das Herz.
    Als er neun Jahre alt gewesen war, hatte er sich in die Dunkelheit seines Kleiderschranks gekauert, während im Schlafzimmer nebenan seine Eltern Krieg der Welten spielten. Er erinnerte sich an den Geruch des Branntweins auf dem Boden vor seiner Tür - verschütteter Branntwein, was auch Anlass für den Streit gewesen war. Er war an diesem Tag nicht zur Schule gegangen, weil er hohes Fieber gehabt hatte und sich ständig übergeben musste. Aber darum hatte sich keiner gekümmert.
    Er wusste genau, wie es sich anfühlte, haltlos zu weinen, den Kopf zwischen die Knie gesteckt und von Krämpfen geschüttelt. Er erinnerte den sengenden Schmerz, die verzweifelte Hilflosigkeit, die völlige Sinnlosigkeit seines Lebens. Er hatte sich nicht vorstellen können, dass die Zukunft ihm etwas anderes bringen könnte als das.
    Zu seinem Erstaunen kamen ihm selbst fast die Tränen. Er, der Mann ohne Herz, konnte ihre Pein vollkommen nachempfinden. Er legte ihr die Hand an die Wange und verwischte das Rinnsal der Tränen mit dem Daumen. »Ach, Süße. So ist es gut. Weine, so viel du willst. Ich bin da und halte dich fest. Ich hab dich, ich passe auf dich auf«,

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